Braunschweig. Das „Hilfsbündnis für die Bruchstraße“ übergibt eine Spende an die neue Caritas-Beratungsstelle. Prostituierte haben dort eine Anlaufstelle.

Fast drei Jahre lang hat das „Hilfsbündnis für die Bruchstraße“ in der Corona-Pandemie Prostituierte unterstützt. Wie Kathrin Monyer-Rogner, eine der Organisatorinnen, nun mitteilt, hat sich das Bündnis inzwischen aufgelöst.

„Die Braunschweiger Bürger*innen haben eine große Solidarität gezeigt, und das Bündnis konnte den Sexarbeiterinnen sehr gut über die Pandemie helfen“, schreibt sie in einer Pressemitteilung. „Auf dem Spendenkonto ist noch eine Summe von über 10.000 Euro, die nun weiter an die neue Beratungsstelle für Sexarbeiterinnen geht.“

Die Prostituierten in der Braunschweiger Bruchstraße standen vor dem Nichts

Ein Rückblick: Im Corona-Lockdown war der Betrieb von Prostitutionsstätten verboten. Die Frauen in der Bruchstraße konnten nicht arbeiten, also auch nichts verdienen – dabei kommen die meisten aus Herkunftsländern, in denen ihre Familien auf diese Einnahmen angewiesen sind.

Die Frauen sind in den seltensten Fällen krankenversichert oder anderweitig abgesichert, sind weder angestellt noch angemeldet selbstständig. Sie fallen durch das soziale Netz, haben kaum Anspruch auf staatliche Hilfsangebote. Gewalterfahrungen, Drogenprobleme, Krankheiten und mangelnde Deutschkenntnisse kommen vielfach obendrauf.

Viele Ehrenamtliche engagierten sich im Hilfsbündnis für die Bruchstraße

Schon im März 2020, also direkt zu Beginn der Pandemie, hatte sich daher das „Hilfsbündnis für die Bruchstraße“ formiert. Die Ehrenamtlichen versorgten die Frauen mehrmals in der Woche mit frischen Lebensmitteln und Hygieneartikeln, begleiteten sie zum Arzt, halfen beim Beantragen der Grundsicherung. Einmal wöchentlich fand eine Suppenküche statt.

Im Hilfsbündnis engagierten sich die Partner Food-Sharing Braunschweig, der Verein Schrill, die Kirchengemeinde St. Michaelis und die Initiative „Eintracht hilft“. Auch die Braunschweiger Tafel, die Bürgerstiftung und viele weitere Sponsoren wie der Rotary-Club Hanse hatten sich dafür stark gemacht, ebenso die Diakonie, der Kultviertel-Verein und die Initiative „Cheers Kitchen“.

Über die Spendenaktion „Das Goldene Herz“, an der sich viele Leser der Braunschweiger Zeitung beteiligten, kam ebenfalls Geld zusammen. Im Mai wurde das „Hilfsbündnis für die Bruchstraße“ als eines von mehreren Projekten der Initiative „Eintracht hilft“ mit dem 1. Platz des „Gemeinsam-Preises“ unserer Zeitung ausgezeichnet.

Beratungsstelle „KlaRissa“ hat seit November neben der Bruchstraße geöffnet

Weil ehrenamtliches Engagement allein nicht in der Lage ist, alle Problemstellungen zu lösen, hatte unter anderem das Hilfsbündnis bei Stadtverwaltung und Kommunalpolitik eine professionelle Anlauf- und Beratungsstelle angemahnt. Diese gibt es nun seit November 2022: in der Leopoldstraße 5, direkt neben der Bruchstraße, betrieben von der Caritas.

Die Beratungsstelle „KlaRissa“ hat montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr für verabredete Termine geöffnet. Offene Sprechzeiten sind dienstags von 13 bis 16 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 18 Uhr. Der Name „KlaRissa“ geht unter anderem auf Klara von Assisi zurück, die Gründerin des kontemplativen Ordens der Klarissen, soll aber auch die Klarheit durch die Beratung sowie die Zerrissenheit der Frauen im Gewerbe verdeutlichen.

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