Braunschweig. Von Lachs und Köttbullar über Puffer und Camembert bis zum Kaiserschmarrn: Kulinarisches aus der Pappschale und im Gedränge – guten Appetit!

Glühwein, Thüringer, Mandel Meier: So oder so ähnlich sieht der klassische Braunschweiger Weihnachtsmarkt-Dreiklang aus. Auf einer Probier-Runde gibt es natürlich viel mehr Kulinarisches zu entdecken. Die Vorgaben: keine Wurst, nichts im Brötchen, und Braunkohl muss auch nicht sein. Die übrige Auswahl ist mehr oder weniger zufällig und nicht wertend – gegessen wurde so lange, bis wirklich nichts mehr ging.

Los geht’s mit Lachs. Gleich am Eingang aus Richtung Fußgängerzone steht „Beinhorn’s Flammlachs“. Dekorativ an einem offenen Feuer wird der Fisch sanft gegrillt. Das hat seinen Preis: Zwölf Euro kostet die Papp-Schale, dazu gibt es ein bisschen Salat und ein Stück Brot. Der Geschmack stimmt, aber eigentlich ist die Qualität fast zu schade für ein schnelles Essen im Stehen.

Raclettekäse am Braunschweiger Löwen

Ich drängele mich weiter an Glühweinständen und Grillstationen vorbei Richtung Löwe. Der Markt ist hier bereits am Nachmittag gut gefüllt mit Gruppen, die sich langsam in Stimmung trinken.

Zweiter Stopp: „Hütten Schmankerl“ mit einem großem signalroten Angebots-Schild „Raclettekäse zartschmelzend“. Fast unter den Türmen des Doms reihe ich mich in die Bestell-Schlange ein. Es geht zügig voran, drei gut gelaunte Frauen haben die Bude im Griff.

Der Klassiker „Käse mit Preiselbeer-Marmelade, Röstzwiebeln und Schnittlauch“ kostet 7,50 Euro, nach zwei Minuten werde ich aufgerufen und kann ihn abholen. Klasse! Der Geschmack ebenfalls: sehr gutes Brot, Käse und der Rest sowieso. Einziger Minuspunkt: Kaum Stehtische – man drückt sich etwas verloren am Löwen rum, um beim Essen nicht angerempelt zu werden.

Kulinarischer Rundgang über den Braunschweiger Weihnachtsmarkt

Flammlachs mit Dip und Zitrone in der Pappschale.
Flammlachs mit Dip und Zitrone in der Pappschale. © Erwin Klein
Lecker! Raclette auf Brot mit Zutaten.
Lecker! Raclette auf Brot mit Zutaten. © Erwin Klein
Gebackener Camembert mit den unvermeidlichen Preiselbeeren.
Gebackener Camembert mit den unvermeidlichen Preiselbeeren. © Erwin Klein
Edel-Variante: Kartoffelpuffer mit Lachs.
Edel-Variante: Kartoffelpuffer mit Lachs. © Erwin Klein
Schweden in der Schale: Köttbullar und Kartoffeln.
Schweden in der Schale: Köttbullar und Kartoffeln. © Erwin Klein
Hier schmeckt’s nach Österreich: Kaiserschmarrn mit Zimtpflaume.
Hier schmeckt’s nach Österreich: Kaiserschmarrn mit Zimtpflaume. © Erwin Klein
Die Drei von der Pufferbude: Kim Hermany, Sanjin Spahic und Sandra Berweke (von links).
Die Drei von der Pufferbude: Kim Hermany, Sanjin Spahic und Sandra Berweke (von links). © Erwin Klein
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Der Camembert blubbert im heißen Öl

Mit Käse geht’s auch gleich weiter. Diesmal geht es um gebackenen Camembert, dazu ebenfalls Preiselbeeren, das Ganze offeriert die „Harzer Käsehütte“ für sechs Euro. Ich kann in Ruhe zuschauen, wie der Camembert im heißen Öl blubbert, und ihn genauso in Ruhe in der obligatorischen Papp-Schale direkt an der Hütte langsam essen. Dicker Pluspunkt! Geschmacklich bleibt es allerdings eher lasch, da hatte der Raclette deutlich mehr Wumms.

Geschmolzener Käse ist ein winterlicher Draußen-Essen-Klassiker. In Kombination mit einem Stück Brot ist der Magen schnell und gut gefüllt und bereit für den nächsten Glühwein.

Ein fröhliches Gespräch mit der Puffer-Crew

Ich bin pappsatt, aber schließlich nicht nur zum Vergnügen hier, und deswegen geht’s weiter in die Kartoffel-Abteilung.

Da bin ich in „Berwekes kleiner Pufferbude“ genau richtig. Jeweils drei Kartoffelpuffer werden in süß oder sauer angeboten. Zum Beispiel mit reichlich Sour Cream für sechs Euro oder, als Luxus-Variante, mit ebenso reichlichem Lachs für einen Zehner.

„Wenn schon, denn schon“, denke ich beim Ordern der Lachs-Version. Und werde nicht enttäuscht. Ganz frische Puffer, feiner Lachs und ein bisschen Deko ist auch dabei. Dazu ein angenehmer Sitzplatz im hinteren Bereich und als Zugabe noch ein fröhliches Gespräch mit der Puffer-Crew. So bringt Weihnachtsmarkt richtig Spaß.

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Unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis, aber zu wenig Plätze, um unbedrängt zu essen

Kartoffelig geht es weiter bei „Iss Nordisch“. „Heisser Finne“ und „Schwedenschale“ sind die Top-Angebote – mir genügt eine kleine Schwedenschale für vergleichsweise günstige fünf Euro. Darin: fünf Köttbullar, reichlich Rosmarin-Kartoffeln, die scheinbar unvermeidlichen Preiselbeeren und ein Knoblauch-Dip. Das kann man so machen, das ist lecker und ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Minuspunkt: zu wenig Plätze, um unbedrängt zu essen.

Gleich daneben befindet sich die „Knödelwerkstatt“, wo Semmelknödel mit verschiedenen Saucen angeboten werden. Ab sechs Euro aufwärts und – sehr bemerkenswert – in Porzellan-Schalen statt auf der üblichen Pappe. Aber so gern ich das auch noch versucht hätte: Es geht nicht mehr. Beim nächsten Mal, ganz bestimmt, es gibt ja noch einige Weihnachtsmarkt-Tage.

Ganz preiswert ist das nicht – aber, hey, es ist Weihnachtsmarkt

Jetzt ist erst einmal Regenerieren angesagt, und da wir das mit dem Alkohol heute lieber lassen, pausiere ich bei „Wintersäftchen“. Heiße Obstsäfte, natürlich bio und öko und vor allem lecker. Wer’s mag, auch mit Schuss. Ganz preiswert ist das nicht – aber, hey, es ist Weihnachtsmarkt. Auf jeden Fall bringt mich das georderte Rhabarber-Säftchen wieder ins Gleichgewicht, und jetzt muss zum Abschluss noch etwas Süßes her.

Mandel Meier wäre ideal, aber die Schlange zu dessen Stand hin ist schon wieder viel zu lang. Keine Lust, mindestens eine halbe Stunde anzustehen, deswegen schaue ich mich nach Alternativen um. Und werde schnell fündig: „Braunschweiger Kaiserschmarrn“ leuchtet es in den mittlerweile sehr dunklen Nachthimmel.

Da es Angebote gibt, die man nicht ablehnen kann, bleibe ich bei einer Schale Schmarrn mit Rosinen und Zimt-Pflaumen für 7,50 Euro hängen. „Originalrezept aus dem Salzburger Land, aus Flachau“, flötet mir die freundliche Verkäuferin zu und spendiert noch eine Extra-Ladung Puderzucker. Ja servus. Das gibt mir den Rest. Aber Nachtisch geht immer, und es schmeckt wirklich wie in den österreichischen Bergen. Einfach zum Fingerablecken.

Morgen wird dann gefastet. Ganz sicher.

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