Braunschweig. Katrin Quint hat den zweitschönsten Stand auf dem Weihnachtsmarkt. Ihr Clou: Die Hobby-Bäckerin beschriftet auf Wunsch.

Dieses Stübchen hat es in sich. Jeder Zentimeter der sechs Quadratmeter clever durchdacht. In der „Lebkuchenhütte“ von Katrin Quint herrscht bei allem Durcheinander der Leckereien Ordnung. Unten Schrauben, Hammer, Stemmeisen, unter den gestapelten Brotaufstrichen die Küchenutensilien wie Gesteck und Geschirr und die Sachen für die Sauberkeit.

Überall Körbe, Kisten, Kartons. Links werden Cake Pops am Stiel gemacht, rechts Lebkuchen beschriftet und bemalt. Über dem Verkaufstresen stapeln sich auf einem Regal jede Menge gefaltete Schachteln, damit die Verzierungen der herzigen Herzchen später beim Transport keinen Schaden nehmen. „Der Erste-Hilfe-Koffer allerdings ist gerade unauffindbar“, gesteht die Chefin lachend.

Katrin Quint weiß, wie man zupackt. Eine Handwerkerin mit enorm kreativem Potenzial. Von Beruf Innenarchitektin, im Nebenjob Lebkuchenbäckerin. „Eigentlich habe ich immer irgendein Projekt am Laufen“, sagt die 57-Jährige aus Volkmarode augenzwinkernd. Gerade ist sie ganz und gar konzentriert auf den Weihnachtsmarkt. Ihre „Lebkuchenhütte“ ist schon im zweiten Jahr preisgekrönt. Die Weihnachtsmarkt-Jury hat ihr gerade bescheinigt, den zweitschönsten Stand zu haben.

Alles Wichtige rund um Weihnachten in Braunschweig

Stefan Franz, Chef der „Ross-Hütte“, brachte sie auf die Idee, mit einer eigenen Lebkuchenbude ihr Glück zu versuchen. Bei ihm hatte sie vor einigen Jahren interimsweise Pferdewurst verkauft. In einer Pause musste sie rasch ein Geschenk besorgen und dachte an ein Lebkuchenherz. „Ich suchte eines mit einer Aufschrift, die einigermaßen originell war und auf den Beschenkten passte – was aber gar nicht so einfach war, wie ich feststellen musste.“

Sie kaufte das kleinste Übel („Bester Freund“) und deponierte das Herz hinter dem Glühweinkessel der „Ross-Hütte“. Dort entdeckte es Franz; man kam ins Plaudern über Lebkuchen im Einzelnen und Beschriftungen im Besonderen, und Katrin Quint behauptete kühn, das doch besser und pfiffiger hinkriegen zu können. „Da wies mich Franz trocken darauf hin: Bewerbungsfrist für den Weihnachtsmarkt ist der 31. März!“

Diese auffordernde Info saß und ließ Katrin Quint nicht mehr los. In ihrem Hirn überschlugen sich die Ideen. Sie buk Lebkuchenmännchen um Lebkuchenmännchen, Herz um Herzchen, experimentierte, verzierte, probierte – und entschied sich schließlich für die Bewerbung. „In meinem Umfeld sagten alle: Du spinnst!“ Nun also hat die Spinnerin den zweitschönsten Stand auf dem Markt.

Schon im August werden die ersten 30 Kilo Teig angesetzt

Nach dem ersten Lehrjahr war sie auf die Saison 2022 besser vorbereitet. Die ersten 30 Kilogramm Teig setzte sie im August an. Der darf getrost ein paar Wochen unter Kühlung reifen, damit die Aromen wie Anis, Zimt, Kardamom, Ingwer, Koriander, Muskat und Nelken sich entfalten können. Auch nach dem Backen ist Lebkuchen lange haltbar. Deshalb war er im Mittelalter auch ganzjährig zu haben und als nahrhafte Wegzehrung beliebt.

Inzwischen hat Katrin Quint schon fast die zweite 30-Kilo-Portion an Teig aufgebraucht. Sie liebt es zu backen und dann in der Hütte zu stehen und die Herzen, Wichtel, Lebkuchenmännchen und Sterne vor Ort zu verzieren. „Deshalb nennen wir es eben auch Lebkuchenwerkstatt“, betont sie. Die Schwester steht ihr gerne bei, wenn’s zeitlich passt. Sonderwünsche kosten einen kleinen Aufpreis und ein bisschen Geduld der Kunden.

300 Kinder bekamen ein Herz mit ihrem Namen

Im vergangenen Jahr gab’s die Riesenbestellung eines Kindergartens. Der orderte rund 300 Herzen – für jedes einzelne Kind: für Evi, Lias, Sophie, Ben, Laura und all die anderen. Ein gern angenommener Auftrag.

Und sicher gab’s doch auch schon mal ganz besondere Spezialwünsche der Kunden, oder? „Allerdings“, sagt Katrin Quint lachend. Die Wunschaufschrift habe gelautet… „Jan, du geile Sau!“

Wer Kontakt mit der Lebkuchenbäckerin aufnehmen möchte, kann dies über die Mailadresse Lebkuchen@quint-essenz.biz

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