Braunschweig. Wie läuft das Geschäft mit Glühwein, Waffeln und Christbaumschmuck angesichts von Pandemie, Inflation und Energiekrise? Wir hörten uns um.

Es startete als Experiment mit ungewissem Ausgang: Wird der Weihnachtsmarkt es schaffen, sich gegen Pandemie, Energiekrise und Inflation zu behaupten? Am Wochenende war Bergfest – und bei den Händlern und Händlerinnen ist ein gewisser Optimismus zu spüren.

„Acht Euro für einen Anhänger?“, fragt eine Kundin am Stand von „Frau Holle“ erschrocken. Samra Kajtaz nickt: „Das ist handgemachte Keramik.“ Die Kundin überlegt kurz, dann kauft sie den Christbaumschmuck. Samra Kajtaz kennt das schon: „Es wird mehr auf die Preise geschaut. Man merkt, dass die Menschen weniger Geld zur Verfügung haben.“

Zum ersten Mal verkauft Samra Kajtaz in Braunschweig. Ihre Zwischenbilanz: „Die Leute freuen sich sehr, wieder über den Weihnachtsmarkt bummeln zu können. Und auch die Umsätze sind positiv – das war so nicht unbedingt zu erwarten“, sagt sie erleichtert. Letztes Jahr stand sie in Freiburg: „Da war es deutlich leerer, und wir haben kaum etwas verkauft.“

Thomas Weber: „Das letzte Jahr war eine Katastrophe“

Wegen der Kälte hat sich Samra Kajtaz dick eingemummelt. Einen Heizstrahler hat sie nicht. „Das geht schon. Ich bin immer in Bewegung“, sagt sie lachend. Nur die Finger seien kalt, denn dicke Handschuhe könne sie bei der Arbeit mit dem filigranen Schmuck nicht tragen. Ab und zu gehe sie in den Dom, um sich aufzuwärmen.

Täglich und bereits seit vielen Jahren lädt Frank Raisser Groß und Klein zu einer Fahrt im schmucken historischen Riesenrad ein.
Täglich und bereits seit vielen Jahren lädt Frank Raisser Groß und Klein zu einer Fahrt im schmucken historischen Riesenrad ein. © regios24 | Stefan Lohmann

Der Braunschweiger Thomas Weber bereichert den Weihnachtsmarkt seit 14 Jahren mit dem historischen Riesenrad. Das Wetter könne besser sein, sagt er, dennoch sei er sehr zufrieden: „Gott sei Dank, dass es wieder läuft! Das letzte Jahr war eine Katastrophe.“ Jetzt stehen Jung und Alt wieder vor seinem Kassenhäuschen Schlange – und nebenbei laufen die Vorbereitungen für das große Jubiläum: In sechs Jahren wird die „Russische Schaukel“, so die korrekte Bezeichnung, hundert Jahre alt. Bis dahin soll die Rückseite aufgehübscht und ein Buch veröffentlicht werden.

Weihnachtsmarkt nächstes Jahr kürzer

Thomas Bronswyk vom Schaustellerverband bestätigt: „Auch wenn das Niveau von 2019 nicht ganz erreicht wird, sind die meisten sehr zufrieden.“ Was den Händlern in die Hände spielt, ist der Kalender: „Wir haben mit 35 Tagen den längstmöglichen Markt“, so Bronswyk. Denn: Traditionsgemäß beginnt der Markt am Mittwoch nach Totensonntag, das war in diesem Jahr der 23. November. Nächstes Jahr ist es der 29. November, der Markt verkürzt sich dadurch um sechs Tage. „Wir hoffen nun auf einen guten Umsatz in der Woche vor Weihnachten“, so Bronswyk. Er betreibt die „Rosshütte“ und, gemeinsam mit Stefan Franz, „Die Pyramide“.

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