Braunschweig. 133 Buden und Stände - und trotz Gema-Zoffs gibt‘s auch Musik. Braunschweigs Weihnachtsmarkt steht bevor - das hat er zu bieten.

Von Henning Noske und Emma Zech

Die gute Nachricht gleich vorweg: Es wird wieder Weihnachtsmarkt! Wenn am Mittwoch, 29. November, ab 18 Uhr die Blechbläser des Braunschweiger Doms spielen, beginnt die für Viele vielleicht wichtigste Jahreszeit. Bis zum 29. Dezember schwelgen die Menschen aus Braunschweig, der Region und weit darüber hinaus, vermutlich wieder eine Million oder mehr, in stimmungsvoller Atmosphäre - und das trotz schwerer Zeiten.

Krieg hier, Krieg da, Krieg hin oder her - am Weihnachtsmarkt ist nicht zu rütteln. Nein, das sei eher nicht eine Veranstaltung mit Mahncharakter, sagt Braunschweigs Stadtmarketing-Chef Gerold Leppa, sondern eine „gewisse Routine“. So kann man das auch nennen: Der Braunschweiger Weihnachtsmarkt ist für die Innenstadt, die Schausteller mit ihren Buden und Ständen und für die meisten Menschen mit ihrer Befindlichkeit einfach unverzichtbar - fürs Geschäft und fürs Gemüt.

160 Bewerbungen für Buden und Stände, 133 sind am Ende dabei

Aber so einfach ist das nicht in solchen Zeiten. Standen früher die Weihnachtsmarktbeschicker Schlange, um auf Burgplatz, Domplatz und Platz der Deutschen Einheit vertreten zu sein, so ist die Akquise diesmal ein zähes Geschäft.

Nur 160 Bewerbungen habe es gegeben, rechnet Leppa vor, früher waren das mal viel mehr. Und nicht jeder ist ja auch geeignet. So kommt es, dass in diesem Jahr 133 Stände und Buden auf den Braunschweiger Weihnachtsmarkt locken. Aber die Besucherinnen und Besucher würden es ja gar nicht merken. „dass wir Schwierigkeiten hatten, die Stände zu füllen“.

Und sonst? Na, vor allem der Zoff um die weihnachtliche Musik und die Gema-Gebühren. Im Resultat können etliche Gruppen und Vereine jetzt nicht wie geplant auftreten und für eine festliche Lieder-Atmosphäre sorgen.

Bizarrer Zoff um Gema-Gebühren - diese Vereine und Vereinigungen sind betroffen

Warum? Zwar liegen auf den schönen alten Weihnachtsliedern keine Urheberrechte mehr, aber dafür auf den Interpretationen und Arrangements. Hier kommt die Gema ins Spiel - und schockte Deutschlands Weihnachtsmarkt-Veranstalter zunächst mit Maximalforderungen. Wie Leppa vorrechnet, hätte dies die Stadt summasummarum 20.000 Euro gekostet.

Zu viel bei 7500 Euro veranschlagtem Budget fürs Liedgut und angesichts der Zumutung, dass nicht ein einziger Weihnachtsmarkt als Veranstaltungsort berechnet wird, was es tatsächlich ja ist, sondern jeweils 100 Quadratmeter. In Braunschweigs speziellem Fall mit 8000 Quadratmetern Fläche am Ende also 80 Veranstaltungsorte. So geht‘s nicht, meint man nicht nur hier, sondern auch in anderen betroffenen Städten und stellt sich quer.

Betroffen sind in Braunschweig, obwohl sie schon kräftig geprobt haben, die studentische Bläservereinigung Akablas, das Allgemeine Blasorchester von St. Cyriakus, der Chor Lammari Cantat, die Mascheroder Drehorgelmusik, der Musikzug BDKJ Wendeburg, der Posaunenchor der Propstei Braunschweig, die Chorgemeinschaft Stöckheim sowie QuarterBrass und Singding. Immerhin erhalten sie jetzt jeweils 300 Euro Aufwandsentschädigung, aber traurig sind sie trotzdem.

„Trotzdem wird es kein stiller Weihnachtsmarkt“, sagt Leppa. Und dafür sorgen, man halte sich fest, die Karussels der Schausteller, die ja immerhin weihnachtliche Musik in Endlosschleife dudeln. Für die sind nämlich die Gema-Gebühren bereits gezahlt, wie Claus Dannehl und Carlo Beinhorn vom Schaustellerverband Braunschweig berichten. Na dann ...

Und die Energiekosten? Wir erinnern uns: Im vergangenen Jahr sorgte sich das ganze Land, ob wir durch den Winter kommen würden. Die Sorge war zwar unbegründet, doch beim Braunschweiger Weihnachtsmarkt und drumherum blieben viele Fenster und Schwibbögen tatsächlich unbeleuchtet, und sogar der Burggraben blieb dunkel.

Der Weihnachtsmarkt 2023, wenn alles wieder leuchtet

Das ändert sich 2023, die Gasspeicher der Nation sind gefüllt, die Flöße im Braunschweiger Burggraben sind wieder da - und natürlich leuchten sie. Die Fenster auch. Alles mit LED, ungemein effizient, wie die Veranstalter nicht müde werden zu betonen. Und klar, in Zeiten der Nachhaltigkeit und des verpönten Mülls gibt‘s natürlich auch nur Mehrweggeschirr, keine Frage.

Und so halten sich, wenn man ehrlich ist, die harten Nachrichten bei dieser traditionellen Pressekonferenz zum Weihnachtsmarkt am Mittwoch beim hiesigen Stadtmarketing eher in Grenzen, aber vermutlich ist das auch eine gute Nachricht. Rein sicherheitstechnisch muss man abwarten, wie sich die angespannte Weltlage weiter entwickelt, aber die Münzstraße wird wieder gesperrt, und Betonpoller sorgen für zusätzliche Sicherheit.

Und eh wir‘s vergessen, hier noch die Nachricht für den Wirtschaftsteil: Die Preise bleiben anno 2023 weitgehend stabil, vor allem die sogenannten Signalpreise für Bratwurst und Glühwein. Das ist wichtig, und so gehört es denn auch zu den ganz wenigen tatsächlichen Nachrichten, die Stadtmarketing und Schaustellern an diesem Tag zu entlocken sind. Ansonsten der übliche Blues: Inflation, gestiegene Kosten, hohe Energiepreise, knappe, teure Rohstoffe.

Orgelklänge und Adventsgeschichten, die Weihnachtskulturwoche lockt in den Dom

Aber das wird schon. Mit feierlichen Orgelklängen und Adventsgeschichten ergänzt in Braunschweig bekanntlich traditionell ein kulturelles Angebot für Groß und Klein die Marktstände. Vom 8. bis zum 19. Dezember findet die 15. Weihnachtskulturwoche im Dom statt.

85 Prozent der beliebten Weihnachtsflöße im Burggraben sind übrigens bereits ausgebucht, das geht schnell. Aber auch sonst wird eine Menge geboten beim Braunschweiger Weihnachtsmarkt: 57 Ausstellerinnen und Aussteller haben Kunsthandwerk und Waren zu bieten, 39 Stände bringen Kulinarisches und Getränke, 30 Buden sind mit Süß- und Backwaren vollgepackt, und hinzu kommen noch sieben Fahrgeschäfte.

Das ist die Mixtur für einen gelungenen Weihnachtsmarkt und Jahresausklang, eine erfüllte Adventszeit, ja, wenn nichts dazwischenkommt.

Hier mehr Informationen: www.braunschweig.de/weihnachtsmarkt