Braunschweig. Ein junger Braunschweiger will mit neuem Konzept in einem umkämpften Markt punkten. Wie geht das?

Noch ein Dönerladen. In der Innenstadt, wo es gefühlt schon an jeder zweiten Ecke eines dieser Schnellrestaurants gibt. Ein umkämpfter Markt. Und jetzt noch der Söner in der Friedrich-Wilhelm-Straße. Macht das Sinn? „Auf jeden Fall“, sagt Martin Bohnstedt, „denn ich komme mit einem neuen Konzept. Die Rezeptur ist eine ganz andere und auch unsere Beilagen und Soßen sind anders als herkömmlich.“

Der 28-Jährige eröffnet am Freitag das „Söner“. Als Franchisenehmer eines Berliner Unternehmens. Das S im Namen Söner kommt dabei von Sucuk. „Sucuk ist Hack und wird mit Salz, Piment, Pfeffer, Cayennepfeffer, Knoblauch, Kreuzkümmel und weiteren Zutaten scharf gewürzt, luftgetrocknet und zum Teil auch geräuchert“, erklärt Bohnstedt. Im Söner wird Sucuk jetzt am Spieß gegrillt und wie ein üblicher Döner im Brot serviert. „Aber auch unser Brot ist speziell, wir backen ein besonderes Sesambrot“, betont Bohnstedt.

So weit der Plan. Und mit dem ist er schon ziemlich weit. Die Immobilie an der Friedrich-Wilhelm-Straße hat Bohnstedt bereits 2021 gemietet. Damals ging dort eine alte Kneipe ihrem Ende zu, Bohnstedt eröffnete neu mit der Three Monkeys Nightbar.

Der einzige Söner in einem Umkreis von zehn Kilometern

Aber Cocktails und Co. liefen in Corona schlecht. „Bei einem Besuch in Berlin bekam ich Hunger und wir landeten in einem der ersten Söner überhaupt“, erzählt er, „ich war sofort begeistert.“ Er nahm Kontakt mit dem Chef auf, und dann ging alles ganz flott. Bohnstedt bekam die Lizenz für Braunschweig. Im Umkreis von zehn Kilometern ist und bleibt er der einzige Söner.

Er erzählt von seiner Kindheit in der Weststadt. „Ich war der einzige Deutsche unter Türken und Arabern“, erinnert er sich gern. Sein bester Freund kommt aus einer Dönerdynastie. Bohnstedt hat Straßenbauer gelernt, aber sich das Knie ruiniert, er hat fünf Semester Bauningenieurwesen studiert, aber dann gemerkt – das ist es nicht. „Ich hatte schon immer den Traum von einer Selbstständigkeit im Kopf“, erzählt er.

Martin Bohnstedt kommt aus der Weststadt, im Kultviertel hat viele Bekannte

Das Angebot 2021, die Räume in der Friedrich-Wilhelm-Straße zu mieten, kam wie gerufen. Er fühlt sich zu Hause. „Mit den meisten hier im Viertel bin ich aufgewachsen“, erzählt er, „Adam vom Al Gusto kenne ich schon ewig, den Friseur nebenan auch, einige Nachbarn gingen mit mir auf die Sophienschule. Und meinen Künstler Sebastian Meyer, der gerade meine Wände mit Graffitis gestaltet, habe ich über meinen Tätowierer kennengelernt.“ Bei der Kultviertelnacht vor wenigen Wochen hat er neben Falk-Martin Drescher gesessen und damit neben dem Vorstandsvorsitzenden des Kultvereins. Und ist direkt Mitglied geworden.

Mehr aus Braunschweig:

Graffiti-Künstler Sebastian Meyer gibt der neuen Söner-Filiale von Martin Bohnstedt in der Friedrich-Wilhelm-Straße den passenden Motiv-Look.
Graffiti-Künstler Sebastian Meyer gibt der neuen Söner-Filiale von Martin Bohnstedt in der Friedrich-Wilhelm-Straße den passenden Motiv-Look. © regios24 | Stefan Lohmann

Bohnstedt pflegt optisch ein paar Klischees. Mit goldenem Armband, tätowiert bis unter die Ohren und ordentlich mit Muskeln bepackt. Und er ist stolz darauf, seine Wurzeln sind Deutsch-Türkisch-Arabisch. Die sogenannte kulturelle Aneignung ist bei Martin Bohnstedt gelebte Identität.

Multikulti: Eine türkische Deutschlehrerin und ein deutscher Dönerunternehmer

„Meine Verlobte heißt Hatice“, erzählt er mit leuchtenden Augen und macht damit die Mulitikulti-Geschichte komplett. Auch von den Vorbehalten ihm gegenüber in der türkischen Familie seiner Liebsten erzählt er offen. Aber nach anfänglicher Zurückhaltung ist er jetzt akzeptiert. „Hatice wird Grundschullehrerin. Für Deutsch“, sagt er stolz. „Irgendwann ist sie die erste türkische Lehrerin für Deutsch und ich der erste Deutsche, der einen Dönerladen führt“, sagt er lachend.

Der Laden ist so gut wie am Start. Die ursprüngliche Cocktailbar hat er aufwendig umgebaut, große Kühlkammern gekauft und selbst zusammengebaut, die Decke neu ziehen lassen, ein neuer Fußboden ist auch verlegt. Die Ware ist eingekauft, das Kühlhaus voll. Bohnstedt hat eine hohe fünfstellige Summe investiert.

„Ausgaben und Einnahmen im Blick zu behalten, habe ich im Studium gelernt, die Bar war anschließend meine Grundausbildung“, erklärt er das nötige Handwerk, „und ich habe nächtelang Videos von Gastronomen geschaut, die erzählen, was sie wie machen.“ Die wichtigen Prozesse in Hygiene, Auftautechnik und Präsentation habe er sich in verschiedenen Unternehmen genau abgeschaut.

Das Söner soll täglich geöffnet haben, immer ab 11 Uhr bis 22 Uhr. Da ist Schichtbetrieb nötig. „Mit mir sind wir fünf im Team“, sagt der Chef, der schon jetzt von weiteren Filialen in Nachbarstädten träumt. „Ich wollte schon immer selbstständig sein“, erzählt er. Und: „Ich bin mit Döner großgeworden“.

Freitag, 23. September, ist Eröffnung im Söner. Jeder Söner 2 Euro. „Zum Probieren“, lädt der Chef ein.