Braunschweig. Oberbürgermeister Kornblum will ein weiteres Ehrenbürgerrecht verleihen. Er schlägt dem Rat der Stadt Renate Wagner-Redding vor.

Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum schlägt dem Rat vor, der Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Braunschweigs die Ehrenbürgerwürde zu verleihen. Renate Wagner-Redding habe dies aufgrund ihrer Persönlichkeit und durch ihren „außerordentlich wichtigen Beitrag zum gesellschaftliche Dialog und zu einem friedlichen Zusammenleben der christlichen, jüdischen und muslimischen Menschen in unserer Stadt“ mehr als verdient, so Kornblum.

Sie sei eine Identifikationsfigur, die gerade jetzt in Würdigung ihrer Verdienste und ihres Engagements in die Mitte der Stadtgesellschaft genommen werden solle. Kornblum rechnet mit breiter Zustimmung im Rat.

Renate Wagner-Redding ist seit 1993 ehrenamtliche Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Braunschweig. Darüber hinaus ist sie im Vorstand der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, als Delegierte des Landesverbandes im Zentralrat der Juden in Deutschland, im Kuratorium der Max-Jüdel-Stiftung, im Israel-Jacobson-Netzwerk sowie im Ecclesia und Synagoga/Arbeitskreis Juden und Christen tätig.

Bereits 2012 erhielt sie für ihr langjähriges Engagement um die jüdische Gemeinschaft und die christlich-jüdische Verständigung das Bundesverdienstkreuz am Bande. Oberbürgermeister Kornblum sagte am Mittwoch vor Journalisten: „Ich habe Frau Wagner-Reddings Persönlichkeit und Wirken auch durch unsere Zusammenarbeit am Runden Tisch gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung kennen- und schätzen gelernt.“

Insbesondere im Dialog der Religionen und im Einsatz gegen Hassbotschaften, aber auch in der Erinnerung an den Völkermord an den Juden, die niemals verblassen dürfe, hat sich Renate Wagner-Redding ins Bewusstsein der Stadtgesellschaft eingeprägt.

Stimmt der Rat in seiner Sitzung am 27. September zu, woran kein Zweifel besteht, soll die Verleihung der Ehrenbürgerwürde am 1. November feierlich vorgenommen werden. Dies ist, so Kornblum, nicht zufällig auch mit dem Geburtstag der früheren Oberbürgermeisterin Martha Fuchs verbunden, die bereits am 1. Oktober 130 Jahre alt geworden wäre. Sie ist die bislang einzige Frau, der die Braunschweiger Ehrenbürgerschaft verliehen wurde. Auch der überfällige Wunsch, eine weitere Frau in diese illustre Reihe zu stellen, habe bei den Motiven für seinen Vorschlag eine Rolle gespielt, so der Oberbürgermeister.

Entscheidender sei jedoch, gerade jetzt ein Signal und ein Symbol im Einsatz gegen Rechtpopulismus und menschenverachtenden Hass zu setzen. Renate Wagner-Reddings interreligiöses Wirken und ihre überragende Wirkung als Identifikationsfigur im gesellschaftlichen Kampf für Zivilcourage und gegen Ausgrenzung und in der Erinnerungskultur prädestiniere sie für die hohe Ehre.

Die Ehrenbürgerschaft gilt als höchste Auszeichnung der Stadt Braunschweig. Derzeit hat Braunschweig drei noch lebende Ehrenbürger: den früheren Braunschweiger Oberbürgermeister sowie einstigen niedersächsischen Innenminister und Ex-Ministerpräsidenten Gerhard Glogowski; den Kaufmann und Unternehmer Richard Borek; und Sally Perel, den Verfasser der Autobiografie „Ich war Hitlerjunge Salomon“ und zugleich Botschafter für Respekt, Toleranz, Frieden und Völkerverständigung.

Martha Fuchs ist die einzige Frau, der bislang die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde

Der Blick in die Auflistung aller Persönlichkeiten, denen das Ehrenbürgerrecht nach 1945 in Braunschweig verliehen wurde, zeigt: Als einziger Frau wurde bislang die frühere Oberbürgermeisterin und Landesministerin Martha Fuchs (1892-1966) die Ehrenbürgerwürde verliehen.

Weitere – inzwischen verstorbene – Ehrenbürger der Stadt Braunschweig:

  • Ernst Böhme, Oberbürgermeister a. D., Rechtsanwalt und Notar
  • Edmund Frohne, Staatssekretär a. D., Erster Präsident der Deutschen Bundesbahn a. D.
  • Hans-Christoph Seebohm, Bundesminister a. D.
  • Rudolf Egger-Büssing, Generaldirektor
  • Erich-Walter Lotz, Oberstadtdirektor a. D.
  • Carl Heimbs, Ehrenpräsident der Industrie- und Handelskammer, Kaufmann
  • Otto Bennemann, Früherer Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, Landesminister a. D.
  • Heinrich Rodenstein, Hochschuldirektor a. D.
  • Walter Oehler, Ehrenpräsident der Handwerkskammer Braunschweig, Klempner- und Installateurmeister
  • Walter Schmidt, Früherer Bundes- und Landtagsabgeordneter
  • Dr. Artur Wiswedel, Früherer Ratsherr und 1. Bürgermeister, Dipl.-Kaufmann
  • Friedrich Theodor Kohl, Früherer Ratsherr, Architekt
  • Ferdinand K. Piëch, Aufsichtsratsvorsitzender der Volkswagen AG

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