Braunschweig. 70 Meter ragte der Schornstein vom Heizwerk West in die Höhe – jetzt wurde er auf gekappt. Warum das geschah, lesen Sie hier.

Er war noch aus etlichen Kilometern Entfernung sichtbar: 70 Meter ragte der Schornstein des Heizwerks West in der Weststadt mehr als 50 Jahre lang in den Himmel. Manche sagen: eine Landmarke. Seit diesem Sommer ist der Turm nur noch 32 Meter hoch.

Schon den ganzen Sommer über gleicht das Heizwerk von BS-Energy in der Weststadt einer Großbaustelle. Der Standort wird derzeit vor dem Hintergrund des Kohleausstiegs modernisiert, und im Zuge der Arbeiten erfolgte zwischen Juni und August der Teilrückbau des Schornsteins in der Weststadt.

„Facharbeiter haben das Mauerwerk von einem speziellen Schornstein-Konsolgerüst aus per Hand abgeklopft“, erklärt Julia Lübcke aus der Unternehmenskommunikation von BS-Energy.

Der Schornstein wurde in Handarbeit auf halbe Höhe gestutzt

Der dortige Schornstein diene ganz klassisch als Rauchabzug. Er werde auch künftig genutzt. Da aufgrund der Modernisierung jedoch weniger Schadstoffe ausgestoßen werden, konnte die Höhe des Schornsteins auf etwa die Hälfte reduziert werden, so die Sprecherin auf Nachfrage. Unter anderem wurden fünf Heizkessel durch zwei neue ersetzt, die künftig mit leichtem Heizöl betrieben werden.

Kurzer Blick zurück: Das Heizwerk West wurde 1965 zunächst als reines „Inselheizwerk“ in Betrieb genommen und versorgte mehr als 20 Jahre ausschließlich die Weststadt. „In den Jahren 1987 und 1988 wurde die Inselversorgung aufgegeben und das Heizwerk West mit dem Innenstadtnetz verbunden“, so Lübcke.

Seitdem werde die Weststadt mit Wärme aus dem Heizkraftwerk Mitte an der Hamburger Straße versorgt. In Zeiten eines hohen Bedarfs an Wärme diene das Heizwerk West als Unterstützung.

Der Schornstein des Heizkraftwerks Mitte an der Hamburger Straße ist übrigens mit 198 Metern das höchste Bauwerk in Braunschweig und wird gerne als „Langer Heinrich“ bezeichnet.

Ausstieg aus der Kohle in Braunschweig verzögert sich eventuell

Wie bekannt, will BS Energy aus der Kohle aussteigen: Das Steinkohlekraftwerk an der Hamburger Straße sollte eigentlich Ende dieses Jahres schrittweise vom Netz genommen werden. Vor diesem Hintergrund lässt BS Energy an der Hamburger Straße derzeit ein Gasturbinen- und ein Altholz-Heizkraftwerk errichten. Angesichts der Gaskrise prüft der Energieversorger nun allerdings einen längeren Einsatz des Kohlekessels.

BS Energy verfügt für die Versorgung der Braunschweiger Kunden mit Strom, Gas und Fernwärme über mehrere Erzeugungsanlagen im Stadtgebiet. Hier finden Sie einen Überblick über die Standorte.

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