Braunschweig. Die Gastronomen hätten gern mehr Aufenthaltsqualität auf ihrer Straße. Und sie wollen ihre Gäste auch draußen bewirten. Doch dabei gibt es Probleme.

Für die Außengastronomie konnte der Sommer kaum schöner sein als in den vergangenen Monaten. Auch die beiden Betreiber des „Knast“ an der Friedrich-Wilhelm-Straße in Braunschweig wollen ihre Gäste gern draußen bewirten – und haben dies auch schon getan. Doch das Ganze ist problematisch. So problematisch, dass Carsten Ruthmann und Alexander Lehmann jetzt erstmal nur auf Original Streetfood setzen, wie sie berichten. Heißt: kaufen und wieder gehen. „Die Sommersaison ist eh fast vorbei.“

Aber der Reihe nach: 2019 sind Ruthmann und Lehmann gestartet. Das Konzept: Soulfood, wie sie es nennen, oder auch „Cumin, Zimt und Musik.“ Eine Mischung aus arabischer, afrikanischer und indischer Küche. Eigentlich wollten sie ihr Lokal an der Friedrich-Wilhelm-Straße 45 erweitern. Heißt: Außengastronomie. „Seit wir hier angefangen sind, arbeiten wir an diesem Thema“, erzählt Carsten Ruthmann. Der 55-jährige kann sich in Rage reden. „Es ging immer hin und her“, erzählt er.

„Das Braunschweiger Stadtmarketing wollte lieber Plastiktische und -stühle“

Anfangs lief es vielversprechend. Das Stadtmarketing habe die beiden Gastronomen sehr unterstützt, die Verkehrs-AG habe ihre Bedenken wegen der Hochspannungsleitungen, die über die Straße führen, zurückgenommen. Zwischenzeitlich haben die „Knast“-Jungs auch mehr Tische und Stühle rausstellen können. „Das war ein Entgegenkommen in der Coronazeit“, erklärt Ruthmann.

Die Biertischgarnituren, die zuletzt vor dem Lokal standen, waren allerdings nicht recht. „Das Stadtmarketing wollte lieber Plastiktische und -stühle“, sagt Ruthmann, „das passt doch nicht zu uns. Plastik geht gar nicht.“

Die Biertischgarnituren vorm „Knast“ an der Friedrich-Wilhelm-Straße – hier mit Carsten Ruthmann und Anne-Christin Maeter sowie Gästen ­– ist jetzt weggeräumt.
Die Biertischgarnituren vorm „Knast“ an der Friedrich-Wilhelm-Straße – hier mit Carsten Ruthmann und Anne-Christin Maeter sowie Gästen ­– ist jetzt weggeräumt. © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

Inzwischen hat sich das aber alles erledigt, denn die Feuerwehr sagt „Nein“. Egal ob Plastik oder Holz. Die Stadt erklärt auf Anfrage unserer Zeitung: „Zum Brandschutz gehört, dass ein Gebäude einen zweiten Rettungsweg hat. Bei vielen Gebäuden in der Friedrich-Wilhelm-Straße wird aufgrund der baulichen Struktur dieses Quartiers dieser zweite Rettungsweg lediglich über die Drehleiter der Feuerwehr gewährleistet, über die im Brandfall die Bewohner das Gebäude verlassen können, wenn der übliche Ausgang nicht passierbar ist.“

Stadtverwaltung: Drehleiter braucht Aufstellflächen in der Friedrich-Wilhelm-Straße

Eine Drehleiter brauche eine geeignete Aufstellfläche, so die Stadt. Hier komme in der Friedrich-Wilhelm-Straße der Fahrdraht der Straßenbahn als besonderes Problem hinzu: „Aufgrund des Fahrdrahts kann die Schienentrasse nicht als Aufstellfläche für die Drehleiter genutzt werden. Im Jahr 2014 gab es dazu umfangreiche Gespräche zwischen allen Beteiligten, um die Notwendigkeiten der Feuerwehr und die Wünsche der Anlieger zu berücksichtigen. Dabei wurde mittels Drehleiterstellproben Aufstellflächen ermittelt, die zwingend benötigt werden, um die zweiten Rettungswege sicherzustellen. Die nicht benötigten Flächen können zur Quartiersgestaltung genutzt werden.“

Die Folge: Die Freisitzfläche des „Knast“ kann nicht vergrößert werden. „Dies würde eine Aufstellfläche beeinträchtigen und dazu führen, dass nicht alle Gebäude und Etagen in diesem Bereich von der Drehleiter abgedeckt werden könnten. Der Feuerwehr ist nicht bekannt, dass die Freisitzfläche im Lockdown erweitert worden sein soll“, so die Stadt.

Wunsch der Knast-Gastronomen: Der Autoverkehr müsste hier komplett raus

Carsten Ruthmann kann und will dieser Argumentation nicht folgen: „Mir hat ein Feuerwehrmann unter der Hand gesagt, dass sehr wohl von der Mitte der Straße aus gelöscht werden könne“, ereifert er sich. Und sein Partner Alexander Lehmann fügt an: „Wir verstehen das Problem, wir wollen natürlich auch, dass die Feuerwehr im Notfall schnell an jedes Haus hier kommt. Wir haben der Feuerwehr gesagt: Unsere Tische sind schnell weggeräumt, im Zweifel fahrt ihr einfach drüber.“

Außerdem würden morgens bis elf Uhr immer beide Seiten der Friedrich-Wilhelm-Straße zugeparkt. „Das ist doch viel schlimmer als leichte Tische und Stühle, da kommt erst recht kein Löschfahrzeug durch bis auf den Gehweg“, sagt Lehmann. Und überhaupt: „Der Autoverkehr müsste hier komplett raus, damit dieses Viertel eine Aufenthaltsqualität bekommt“ – sind sich die beiden einig.

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