Braunschweig. Der Syrer Anas Sawas realisierte mit dem Restaurant ein Familienprojekt – nach langer Pause und einer Sanierung hat er jetzt neu eröffnet.

Als Anas Sawas vor gut sieben Jahren in Braunschweig das Sultana eröffnete, war es ein Neuanfang. Nicht in einem fremden Land, denn nach Deutschland gekommen war der Syrer bereits 1999. Er hatte Informatik studiert, als IT-Berater gearbeitet und schließlich entschieden: Er müsse die Familienmitglieder rausholen aus dem vom Krieg erschütterten Aleppo.

Das Familienprojekt Restaurant sollte dabei helfen. Dass die Corona-Pandemie ihn Jahre später in tiefe Existenzängste stürzen sollte, hatte Sawas damals nicht ahnen können. Seit wenigen Wochen hat das Lokal nach zuvor langer Schließdauer wieder geöffnet – und will mit modernisiertem Interieur, einem neuen Leiter und der bekannten arabischen Gastfreundschaft bei den Gästen punkten.

Haupt-Gastraum befindet sich im Gewölbekeller

Atmosphärisch hat das Sultana schon einiges zu bieten, wozu die Immobilie in der Breiten Straße nahe dem Gymnasium Martino-Katharineum ihren Teil beiträgt. Der Haupt-Gastraum befindet sich im Gewölbekeller des Hauses. Frühere Gäste der „Krabbenkuppel“ kamen dort jahrelang in den Genuss lykischer Spezialitäten.

Aber es gibt noch einen weiteren Raum im Erdgeschoss, mit viel buntem Wandschmuck und Tageslicht. Vor allem Familien mit kleinen Kindern würden sich hier wohler fühlen, sagt Anas Sawas. Auch für Hundebesitzer sei der Raum besser, weil es für die Tiere unten zu beengt sei. Nicht zuletzt hat das Restaurant zwei Freiflächen mit zahlreichen Plätzen unter freiem Himmel zu bieten.

Der Gastraum im Erdgeschoss ist sehr beliebt.
Der Gastraum im Erdgeschoss ist sehr beliebt. © Henning Thobaben

Gäste loben in Internetkommentaren die Herzlichkeit

Viel Auswahl also, die deutlich macht: Jeder soll hier entspannt speisen können. Zusätzlicher Wohlfühlfaktor ist die Gastfreundschaft, die Sawas und seine Mitarbeiter jedem Besucher entgegenbringen. In Internet-Kommentaren wird genau das immer wieder gelobt. Der Gast werde wahrlich „königlich behandelt“ schreibt einer. Herzlichkeit sei hier Programm, meint ein anderer.

Der Servicegedanke wird in dem Restaurant groß geschrieben. Dazu trägt auch die Großzügigkeit des Inhabers bei. Anas Sawas, so scheint es, würde seinen Gästen am liebsten noch etliche Gerichte gratis oben drauf geben – einfach nur, um sie von den Genüssen der syrischen Küche zu überzeugen.

Alkoholisches gibt es im Sultana nicht

Die Speisekarte beginnt im Sultana mit den Getränken. „Ich habe noch nie verstanden, warum die in Deutschland meist hinten zu finden sind. Man bestellt sie ja oft als erstes“, sagt Sawas. Arabische Limonaden und Cocktails sind dort gelistet, aber natürlich auch Minztee und Wasser. Alkoholisches gibt es im Sultana nicht. „Wir wollen authentisch bleiben. Alkohol verfälscht den Geschmack. Die typisch arabischen Gewürze schmeckt man im Essen sowieso am besten heraus, wenn man dazu Wasser oder Tee trinkt“, führt Sawas als Grund an.

Gästen mit wenig Hunger empfiehlt er häufig mehrere kleine Vorspeisen wie Falafel, verschiedene Gemüsepasten oder den typisch syrischen Salat Fattousch, der mit gerösteten Brotscheibchen bedeckt ist. Die „Kulinarische Reise“ mit Suppe, Vorspeisen-Platte, Hauptspeise und Dessert empfiehlt er ausschließlich Menschen mit gesegnetem Appetit. „Es soll hier keiner hungrig rausgehen“, sagt er. Aber nur um die Einnahmen zu steigern, lege er Besuchern keine teureren Gerichte ans Herz.

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Gastfreundschaft werde groß geschrieben, betont der Chef.
Gastfreundschaft werde groß geschrieben, betont der Chef. © Henning Thobaben

Nur fünf Wochen hatte das Restaurant 2021 geöffnet

Kräftig investiert hat der Syrer in den zurückliegenden Monaten und nicht alles lief bei den Arbeiten nach Plan. Eine neue Lüftungsanlage wurde eingebaut, die Küche und die Sanitäranlagen modernisiert. Im Gewölbekeller hat Vinylboden im arabesken Stil den Teppichboden ersetzt. Tischdecken gibt es jetzt keine mehr – weil die neuen Holztische auch unbetucht stilvoll daherkommen.

Nur fünf Wochen hatte das Restaurant 2021 geöffnet – die Umbauarbeiten und die unsichere Corona-Situation waren zwei Gründe dafür. Seit das Sultana zum siebten Jahrestag am 1. Mai wieder durchgängig öffnet, kommen die Gäste langsam wieder. „Aber wahrscheinlich haben nach der langen Pause noch nicht alle bemerkt, dass es uns noch gibt“, ahnt Sawas. Die Inflation, die gestiegenen Energiepreise, sicher auch die vielen Mai-Feiertage mit Gelegenheit zum Kurzurlaub – all das habe den Neustart holperig verlaufen lassen.

Personalsuche für Küche und Service läuft noch schleppend

Dass die Corona-Zeit nicht einfach war, gibt Sawas offen zu. „Die Monate vor dem Beginn der Pandemie waren die besten überhaupt“, erzählt er. Dann sei plötzlich alles zusammengebrochen. Einen zusätzlichen Imbiss an der Salzdahlumer Straße musste er schnell wieder schließen. Die Eröffnung war Anfang März 2020, rund zwei Wochen vor dem ersten Lockdown.

Der Syrer hat inzwischen beschlossen, in seinen früheren Job als IT-Berater zurückzukehren. Die Leitung des Sultana wird er in die Hände seines Sohnes Muhamed Kareem geben. Der hat in Kürze sein Fachabitur mit Schwerpunkt Wirtschaft in der Tasche und ist noch jung. „Aber ich habe hier in den ganzen Jahren schon viel gelernt und traue mir das zu“, sagt der 18-Jährige, der künftig Informatik an der Ostfalia studieren möchte. Die Unterstützung seiner Familie ist ihm sicher, auch seine beiden Schwestern Luna (12) und Jasmin (8) drücken ihm fest die Daumen.

Mit einigen neuen Ideen hat der Nachwuchschef bereits die Karte bereichert. Eine Eismaschine für den Sommer ist angeschafft, ebenso wird es ab Juli einen Mittagstisch geben. Nur die Personalsuche für Küche und Service läuft noch schleppend. In Sachen Gastfreundschaft noch mehr zu punkten als zuvor ohnehin schon, wird schwierig – sollte man denken. Aber auch hier gibt es noch einen oben drauf: Der syrische Künstler Abdullah Arisheh ist nun fast täglich im Restaurant und fertigt den Besuchern ein kleines Dankeschön fürs Kommen: Die Vornamen der Gäste werden dabei mittels arabischer Kalligraphie kunstvoll auf einer Karte verewigt.

Anas Sawas’ Tipp: Rote-Paprika-Dip

Zwei Tassen gemahlener Zwieback zerkleinert oder Paniermehl mit einer Tasse Olivenöl 10 Minuten einweichen lassen.

Zwei Esslöffel scharfes Rote-Paprika-Mark und einen Esslöffel süßes Rote-Paprika-Mark mit einer kleinen Teetasse Granatapfelsirup hinzugeben. Drei frische rote Paprika, eine halbe Tasse Walnüsse, eine kleine Zwiebel und einen halben Teelöffel arabischen Kaffee („Mokka“, gemahlen) in den Mixer geben und zerkleinern.

Alle Zutaten in einer Schüssel zusammenmixen und 5 Minuten ruhen lassen. Nach Bedarf mit frischen Minzblättern und Granatapfelsirup dekorieren.

Guten Appetit oder auf arabisch: Saha wa hana!