Braunschweig. Der Verein äußert sich zu den Vorfällen während des Heimspiels gegen Viktoria Köln, nach dem Abpfiff und beim anschließenden Fanmarsch.

Den Aufstieg in die 2. Bundesliga hatte Eintracht Braunschweig Mitte Mai beim letzten Heimspiel gegen Viktoria Köln schon in der Tasche – doch dann trübten Vorfälle während des Spiels und auch danach die große Freude. Der Verein hatte sich damals nicht weiter zu den Fan-Übergriffen geäußert, sondern auf Anfrage unserer Zeitung nur betont: „Wir lehnen Gewalt in jeglicher Form grundsätzlich ab. Gemeinsam mit allen Netzwerkpartnern sowie Faninstitutionen hat die Aufarbeitung der Vorfälle bereits am Wochenende begonnen.“

Jetzt ist die Analyse abgeschlossen, wie der Verein am Dienstag in einer schriftlichen Stellungnahme mitteilt. Man habe die Geschehnisse gemeinsam aufgearbeitet: mit Vertretern der Fanorganisationen, also der Fanabteilung, dem Fanrat, der Ultrà-Szene – BTSV Eintracht 1895, dem Fanprojekt, der Blau-Gelben Hilfe sowie den Netzwerkpartnern aus dem Bereich Sicherheit. Die Ergebnisse im Einzelnen:

Nach Verfolgungsjagd Stadionverbote gegen zwei Fans

„In der 56. Minute geriet ein Banner in Block sieben in Brand. Auslöser war ein noch glimmender Zigarettenstummel, welcher in Block sechs weggeworfen wurde und einige Kartonreste der bei Spielbeginn gezeigten Choreo in Brand setzte“, heißt es in der Stellungnahme. Trotz Bemühungen von Ordnern, Fans und Fanbetreuung habe das Feuer innerhalb kürzester Zeit auf ein Zaunbanner übergegriffen.

In Block 7 brannte während des Spiels ein Banner.
In Block 7 brannte während des Spiels ein Banner. © Sebastian Priebe/regios24

„In diesem Zusammenhang kam es zu einer verbalen Auseinandersetzung zwischen einem Ordner und Fans, die in einer Verfolgungsjagd im Innenraum mündete. Die Situation konnte durch die Fanbetreuung beruhigt werden“, so der Verein. „Bei allem Verständnis für Emotionalität ist eine solche Situation für uns nicht hinnehmbar. Als Konsequenz daraus darf der Ordner nicht mehr im Eintracht-Stadion arbeiten, und gegen die beiden beteiligten Fans werden Stadionverbote ausgesprochen.“

Vermummte Personen öffneten die Tore in der 83. Minute

Weiter heißt es: „Im Anschluss daran bildete sich innerhalb weniger Minuten eine Menschenansammlung hinter dem Marathontor zur Gegengerade und bedrohte die dort postierten Ordner, welche von der Polizei geschützt werden mussten. Daran waren keine Mitglieder der aktiven Fan- beziehungsweise Ultrà-Szene beteiligt. Grund für den Zorn der Menge war das Gerücht, der Ordner hätte das Banner mit Absicht in Brand gesetzt.“ Ein absolut haltloser Vorwurf, so Eintracht Braunschweig.

Noch vor Spielende drängten immer mehr Fans in Richtung Spielfeld. Nebeltöpfe wurden gezündet.
Noch vor Spielende drängten immer mehr Fans in Richtung Spielfeld. Nebeltöpfe wurden gezündet. © Sebastian Priebe/regios24

„Aufgrund der aggressiven Stimmung in der Südkurve und der Gegengerade gegenüber den dort eingesetzten Ordnern hatte sich unsere Veranstaltungsleitung in Abstimmung mit der Polizei und der Fanbetreuung dazu entschieden, zum Spielende keine Ordnerkette vor der Südkurve aufmarschieren zu lassen, um eine weitere Eskalation der Lage zu vermeiden.“ Leider seien die Tore in den Blöcken sechs, sieben und acht durch vermummte Personen in der 83. Minute geöffnet worden, durch die viele Fans anschließend in Richtung Spielfeld strömten.

„In diesem Zusammenhang wurde ein gelber Nebeltopf am Spielfeldrand gezündet und ein weiterer auf das Spielfeld geworfen“, heißt es in der Stellungnahme. „Dieses Verhalten hatte eine Spielunterbrechung zur Folge und wir hatten Glück, dass der Schiedsrichter anschließend weiterspielen ließ und die Partie regulär abgepfiffen hat. In diesem Zusammenhang war es bisher nicht möglich, Täter zu ermitteln.“

Nach dem Abpfiff wurde Eintracht zufolge fast alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest war.
Nach dem Abpfiff wurde Eintracht zufolge fast alles gestohlen, was nicht niet- und nagelfest war. © Sebastian Priebe/regios24

Eintracht Braunschweig: Stadion war hinterher fast komplett leergeräumt

Und so ging es nach dem Abpfiff weiter: „Es wurde als Erinnerungsstück fast alles geklaut und mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Werbebanden, Teile eines Tores, Eckstangen und auch Equipment der Fernsehsender, die das Spiel übertragen hatten, das Stadion war hinterher fast komplett leergeräumt“, schildert der Verein.

„Es kann nicht sein, dass sich Eintracht Braunschweig in einem Aktionsbündnis mit den Faninstitutionen darum bemüht, den Stadionnamen zu retten, während gleichzeitig Fans eben dieses Stadion demontieren. Ein einziger Fan war reumütig und hat aus eigenem Antrieb die von ihm mitgenommenen Werbebanden unversehrt wieder zurückgebracht. Er war sich am nächsten Morgen darüber klar geworden, dass er seinem Verein, den er liebt, keinen finanziellen Schaden zufügen will. Darüber haben wir uns sehr gefreut, er erhält auch keine Strafe.“

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Während des Fanmarsch wurden Passanten und Fotografen bedroht.
Während des Fanmarsch wurden Passanten und Fotografen bedroht. © regios24 | Stefan Lohmann

Passanten und Fotografen wurden bedroht – Eintracht: „So darf man nicht reagieren“

Auch außerhalb des Stadions hatte es Übergriffe gegeben. So schildert es Eintracht Braunschweig in der Stellungnahme: „Gegen 17.45 Uhr zogen ca. 2000 Fans in einem Fanmarsch in die Innenstadt. Dabei wurden verschiedene am Wege stehende Personen, welche mit ihren Handys Bilder und Videos machten, von Teilnehmern genötigt und bedroht, mit dem Ziel, die Aufnahmen wieder zu löschen. Davon abgesehen, dass es für die Marschteilnehmer sicherlich nicht angenehm ist, aus so kurzer Entfernung massenhaft abgelichtet zu werden, darf man so trotzdem nicht reagieren.“

Und weiter: „Der richtige Weg ist, jemanden darauf hinzuweisen, dass man nicht fotografiert werden möchte und darum zu bitten, die Aufnahme wieder zu löschen. Gerade unsere Ultrá-Szene hat in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion, welche sie auch selbstkritisch eingeräumt hat.“

Eintracht erwartet Strafzahlungen und muss gestohlene Gegenstände ersetzen

Der Verein weist in der Stellungnahme darauf hin, dass es anders als bei ähnlich gelagerten Situationen in diesem Jahr in anderen deutschen Stadien hier zumindest keine Verletzten gegeben habe. „Trotzdem werden wir in einem gewissen Umfang Strafzahlungen leisten müssen und die Kosten für die geklaute TV-Technik, Tore und Werbemittel gehen auch auf unsere Rechnung.“

Eintracht Braunschweig lehne Gewalt in jeder Form ab. Wer sich dazu hinreißen lasse, müsse mit Konsequenzen rechnen. „Wir sind zufrieden mit der selbstkritischen Art und Weise, mit der unsere Fanorganisationen die Vorgänge mit uns gemeinsam reflektiert haben und mit den offenen Gesprächen, die wir führen konnten.“

Und abschließend heißt es in der Stellungnahme: „Uns ist bewusst, dass es gerade bei Spielen mit hoher emotionaler Aufladung zu negativen Vorfällen kommen kann. Trotzdem werden wir den eingeschlagenen Weg des gemeinsamen Dialogs nicht verlassen und weiter gemeinsam daran arbeiten, dass unser Stadion das bleibt, was es ist – unser Wohnzimmer mit einer tollen Stimmung, in dem sich alle zuhause und sicher fühlen können.“

Und so geht’s für die Mannschaft weiter