Braunschweig. Blühstreifen, Pocketparks, Baumspenden, Löwen-Labyrinth – die Stadt ändert sich rasant.

Eine Stadt hat Nachholbedarf erkannt. Fördergelder und großes bürgerschaftliches Engagement sorgten und sorgen dafür, dass Braunschweig ein ganzes Stück grüner geworden ist und noch grüner werden soll. Erlebbar ist das mittlerweile. Stellenweise sind sogar Projekte entstanden, die für regionale oder gar bundesweite Alleinstellungsmerkmale sorgen.

Vorzeige-Projekt ist fraglos das sogenannte Löwen-Labyrinth am Madamenweg in Höhe der Bushaltestelle Kröppelberg. Besuch kostenlos. Eigentlich gehört das Labyrinth zu einem Programm, Kohlendioxid in schnell nachwachsenden Rohstoffen zu binden. In Geitelde und an der Mastbruchsiedlung wurden vorrangig Weiden- oder Pappelplantagen angelegt. Am Madamenweg geht es um Elefantengras, das als Labyrinth in Form des Braunschweiger Stadtlöwens gepflanzt wurde. 2020 wuchs das Gras kopfhoch. Im vergangenen Jahr waren es bereits mehr als drei Meter – und in diesem Jahr könnten sogar mehr als vier Meter erreicht werden. Das Labyrinth soll „grünes Klassenzimmer“ für Braunschweigs Schüler werden. Im Labyrinth steht seit dem Vorjahr ein Aussichtsturm, der das Elefantengras erst Recht zum Besuchermagneten machte.

Das gilt für Braunschweigs neue Mooswände noch nicht. Am Rudolfplatz findet man einen hölzernen Turm. Im Innern: Moos-Platten. Sie sollen Schadstoffe binden und die Umgebungsluft abkühlen. Im ersten Anlauf hat das nicht geklappt. Der Bund der Steuerzahler schaltete sich gar ein. Der Hersteller hat kürzlich aber nachgebessert.

Wildbienen-Mischung auf dem Parkhaus-Dach

Die Mooswand wurde ebenfalls mit Fördergeldern teilfinanziert, die Braunschweig nicht nur grüner, sondern auch bunter machten: Blühstreifen entstanden. Einen der ältesten findet man Hohetorwall in Höhe der neuen Sidonienbrücke. Ausdruck einer Kooperation, wie es sie in Braunschweig so noch nie gegeben hatte. Die Wildbienen-Forscher des Julius-Kühn-Instituts und Wissenschaftler der Technischen Universität steuerten ihr Wissen bei. Gesät wurde nur das, was in Braunschweig heimisch ist und worauf Wildbienen fliegen. Das gesamte Jahr über blühen immer wieder Pflanzen.

Die Samentüten waren trotz Coronazeit Verkaufsrenner in der Braunschweiger Touristinfo. Bürger, Vereine, Betriebe legten im Stadtgebiet ebenfalls unzählige Blühstreifen an. Zur Braunschweiger Standard-Blühmischung kam jüngst die Hummel-Mischung hinzu. Mittlerweile gibt es auch ein Internet-Angebot eines Wildbienen-Shops, der das Sortiment vergrößert hat. Mischungen für Feuchtflächen und zur Dachbegrünung werden zusätzlich angeboten. Auf dem Dach des neuen Parkhauses am Klinikum Salzdahlumer Straße blüht es mittlerweile wildbienenfreundlich.

Der Jahreszeit geschuldet, sieht man erst in Ansätzen, dass die Grünflächenverwaltung an 30 Standorten im Stadtgebiet artenreiche Staudenpflanzungen angelegt hat. 6600 Quadratmeter sind bereits geschafft, 840 Quadratmeter sind dieses Jahr bepflanzt worden. Die größten Flächen findet man am Fallerselber Tor und rund um die Paulikirche.

Der Bohlweg erhält zusätzliche Bäume - und Wassersäcke.
Der Bohlweg erhält zusätzliche Bäume - und Wassersäcke. © Peter Sierigk

Fördergelder sorgten auch dafür, dass Aberhunderte von Bäumen im Stadtgebiet gepflanzt wurden. Braunschweig reagiert auf den Klimawandel. Im Grunde werden nur noch sogenannte Klimabäume gepflanzt. Das Braunschweiger Baumkataster gibt Aufschluss, wie es um die Widerstandfähigkeit der wichtigsten Großgehölze im Stadtgebiet bestellt ist. Birken werden darum nicht mehr gepflanzt. Das Eichenprozessionsspinner-Problem hat Braunschweig mittlerweile auch erreicht. Eichen stehen darum auch auf der Schwarzen Liste.

Bürger spenden 54.000 Euro für mehr Bäume

Die Folgen der Hitzesommer – die Feuerwehr rückte aus, um massive Trockenschäden zu verhindern – sind mittlerweile im Stadtbild zu erkennen. Unzählige Wassersäcke lehnen an Baumstämmen. Die Wasserversorgung ist längst zu einem erheblichen Kostenfaktor geworden. Mehr als 350.000 Euro jährlich kostet mittlerweile allein das Wässern.

Pflege, die auch die 117 Bäume erhalten, die Braunschweigs Bürger per Baumspende-Programm pflanzen ließen. 54.000 Euro wurden bis zum Jahreswechsel gespendet. Extrawünsche machte die Stadtverwaltung möglich. Gut erlebbar an der Uhlandstraße. Übliche Spendenschilder gibt es dort keine, sondern Uhland-Zitate – eine „lyrische Flaniermeile“ soll entstehen.

Trotz des bürgerschaftlichen Engagements, Stürme drehen die Bilanz ins Negative. Ende Februar ließ der schwere Sturm Zeynep rund 300 Bäume fallen. Geld fehlt, sie alle zu ersetzen. Seit mehr als vier Jahren bereits wartet Braunschweig auch darauf, dass auf dem Hagenmarkt die Schäden durch den Sturm Xavier behoben werden. Den Endlos-Streit über das rechte Maß an Grün sollen nun Experten per Freiraum-Wettbewerb richten.

Magniviertel soll Pocketpark erhalten

Und Braunschweig will noch mehr Grün: Dienstag beschloss der Rat, die Gelder für mehr Grün in der Fußgängerzone von 150.000 auf 215.000 Euro aufzustocken. Im Sommer 2023 sollen zudem Pläne vorliegen, wie aus dem Parkplatz Kannengießerstraße ein Pocketpark wird. Und auch das Magniviertel meldet Wünsche an: Neu- und Nachpflanzungen zum Beispiel am Kirchplatz und an der Kuhstraße. Außerdem: Der Parkplatz zwischen Ölschlägern und Ritterstraße sollte Pocketpark werden.