Braunschweig. Die BSVG übergibt Beweismaterial an die Polizei. Fahrgäste wurden während der Irrfahrt zum Zusteigen eingeladen.

Straßenbahn-Klau in Braunschweig – zwei 23-jährige Laien gehen Donnerstagnacht auf Irrfahrt mit einer 30 Tonnen schweren Straßenbahn. Die BSVG, die zunächst keine Fragen beantwortete, antwortet nun zumindest auf ausgewählte Fragen.

Die Umstände sind mysteriös: Gegen zwei Beschuldigte wird zwar wegen Hausfriedensbruch, Gefährlicher Eingriff in den Bahn-/Schienenverkehr, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Störung öffentlicher Betriebe ermittelt. Einbruch spielt jedoch keine Rolle. Sach- und Personenschäden blieben während der Fahrt vom Straßenbahndepot am Hauptgüterbahnhof in die Weststadt und zurück bis zum Hagenmarkt glücklicherweise ebenfalls aus.

Die BSVG tritt allerdings der Ansicht entgegen, die Tram aus dem Jahr 1995, sie gehört zur ältesten Modellreihe, die momentan in Betrieb ist, habe die Irrfahrt begünstigt: „Selbstverständlich gibt es zwischen den Modellreihen technische Unterschiede. Die 1995er-Baureihe ist aber nicht in besonderer Weise ,anfällig´ für unbefugte Nutzung.“ Angesichts der Ermittlungen wollte sich die BSVG nicht zu Details äußern. Verwiesen wird darauf: „Wir arbeiten den Vorfall auch intern genaustens auf und ergreifen entsprechende Sicherheitsmaßnahmen. Erste Vorkehrungen haben wir bereits umgesetzt.“ Details gibt es noch keine.

Zwölf dieser Alt-Fahrzeuge, sie sollen im Jahr 2027 ersetzt werden, sind momentan auf Braunschweigs Schienennetz unterwegs. Auch die 9554, die Irrfahrt-Bahn, ist mittlerweile wieder unterwegs. Seitens der BSVG heißt es: „Die Stadtbahn wurde nach Abschluss der Spurensicherung vom Hagenmarkt ins Depot gefahren und auf mögliche Schäden untersucht. Mittlerweile wird sie wieder im regulären Betrieb eingesetzt.“

Straßenbahn-Klau in Braunschweig: Videoüberwachung zeigt die Täter

Fest steht aber: Als die Straßenbahn gegen 3.30 Uhr an der Haltestelle Bohlweg hielt, stiegen Fahrgäste nicht zufällig oder gar gegen den Willen der Beschuldigten ein. „Das Öffnen der Fahrzeugtüren wird durch den Fahrzeugführer ausgelöst.“ Ähnliches war bereits in einem Internet-Video von einem Stopp an der Haltestelle Cyriaksring zu sehen: Die Tür wurde für einen Einsteigenden geöffnet.

Die BSVG verweist bei vielen Fragen auf das laufende Ermittlungsverfahren der Polizei. So auch, was die Fahrtroute und die Gefährdung von anderen Verkehrsteilnehmer angeht. Gegen 3 Uhr sind nicht alle Ampeln im Stadtgebiet bereits aktiv. Das Internet-Video zeigt, dass die Ampel an der Einmündung Pippelweg nicht in Betrieb war. Straßenbahnen haben eine sogenannte Vorrangschaltung, die ihnen freie Fahrt einräumt. Seitens der BSVG heißt es dazu: „Die Ampeln auf Fahrwegen der Stadtbahnen sind in Braunschweig fast vollständig durchgehend im Betrieb. Ob die Täter Lichtsignale beachtet haben, ist gegebenenfalls Bestandteil des Ermittlungsverfahrens.“

Unbeobachtet waren die Beschuldigten während des Eindringens in das BSVG-Depot offenbar nicht. Seitens der Pressestelle heißt es: „Die BSVG arbeitet eng mit der Polizei zusammen und hat Beweismaterialien wie beispielsweise Aufnahmen der Videoüberwachung an die Behörden übergeben.“

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