Braunschweig. Ärzte nehmen täglich rund 80 Proben von Verdachtspersonen. Gesundheitsministerin lobt ihre Arbeit.

„Ah.“ Der Autofahrer zuckt leicht zurück, als der Arzt mit dem Teststäbchen einen Rachenabstrich macht. Er habe am Morgen einen rauen Hals gehabt und leicht gehüstelt, sagt der Mann dem Mediziner. Sein Hausarzt, den er anrief, habe ihn dann unverzüglich hergeschickt. Der Mann im weißen Kittel mit den Wattestäbchen weiß: Eine Corona-Probe ist nur zuverlässig, wenn sie Sekret aus den tiefen Atemwegen enthält – am besten Losgehustetes aus den Bronchien oder der Lunge des Probanden.

Testergebnis innerhalb kurzer Zeit

Den Abstrich verstaut der Arzt in einem Behälter, der in ein Braunschweiger Labor gebracht wird. Spätestes übermorgen erfährt der Getestete, ob er sich infiziert oder nur einen Bazillus eingefangen hat.

Seit dem 30. März reißt die Kette der Autofahrer nicht ab an der neuen Drive-In-Teststation vor dem Gebäude der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) an der Petrikirche . Die Corona-Krise hält Braunschweigs Mediziner in Atem. Am Drive-In lassen sich immer noch zahlreiche Menschen mit signifikanten Symptomen auf den Virus testen. Bis zur Güldenstraße reicht die Warteschlange der PKW.

Carola Reimann lobt Braunschweiger Ärzte

Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann machte sich am Mittwoch ein Bild von der Situation. Laut Dr. Thorsten Kleinschmidt, Vorsitzender des Bezirksausschusses der KV, entlastet die neue Teststation die 17 Corona-Mobile, die seit dem 9. März täglich acht Stunden in der Region unterwegs sind. Jeweils ein Arzt und ein Fahrer sind an Bord. Sie nehmen Proben von Menschen, die aus ärztlicher Sicht zu den begründeten Verdachtsfällen zählen. Die Verdachtsdiagnose wird nach Schilderung der Symptome am Telefon gestellt, der Praxisbesuch so vermieden. Anschließend erhält der Verdachtspatient einen Termin, zu dem das Corona-Mobil vorbei kommt.

2305 Personen seien inzwischen getestet worden, pro Tag rund 80. Offiziellen Zahlen zufolge sind aktuell 241 Corona-Fälle in Braunschweig nachgewiesen. 165 Personen sind derzeit erkrankt, 70 weitere inzwischen genesen. Bislang hat es in Braunschweig sechs Todesfälle im Zusammenhang mit dem Corona-Virus gegeben.

Seit dem 4. März, erklärte Kleinschmidt, seien die Ärzte im Dauereinsatz, auch an Wochenenden, sie hätten die Grenzen der Belastbarkeit erreicht. Aktuell seien fünf Medizinstudenten hinzugekommen, die das Team unterstützten.

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Braunschweigs Ärzte kämpfen an zwei Fronten

Braunschweigs Ärzte kämpfen derzeit an zwei Fronten gegen das Virus. Denn auch der Schutz der eigenen Praxis-Mitarbeiter und der Patienten sei für sie ein schwieriges Thema, sagt Kleinschmidt: „Jeder macht das auf seine Art. Viel hängt von der Größe der jeweiligen Räumlichkeiten ab.“

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Patienten mit Infektionserkrankungen hätten eigene Sprechzeiten, die sich mit den normalen zeitlich nicht überschneiden. In ein Wartezimmer dürften jeweils maximal vier Personen. Abgewiesen werden müssten Patienten nicht. „Es hat sich inzwischen gut eingespielt, dass man in Corona-Zeiten bei einer Erkrankung nicht ohne Voranmeldung beim Arzt erscheint.“ So müssten keine Patienten auf dem Flur oder auf der Straße warten.

Stark rückläufige Patientenzahlen bei den Ärzten

Die Patientenzahlen seien stark rückläufig, viele Termine in weniger gravierenden Angelegenheiten würden verschoben. Kleinschmidt: „Das hat zu dramatischen Umsatzeinbrüchen bei den niedergelassenen Ärzten geführt.“ Nach der Corona-Krise komme auf sie aber eine gewaltige Patientenwelle zu, die dann kaum zu stemmen sein werde, warnte der Mediziner, der in Lehndorf eine Praxis betreibt.

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Hinzu komme, dass es seit Tagen an Schutzmasken und Schutzanzügen in den Praxen fehle. Das führe zu teils starken Verunsicherungen. „Manche Ärzte sagen schon: Ohne Schutzkittel kann ich nicht mehr arbeiten. Das kann ich doch meinen Mitarbeitern nicht zumuten.“

Laut KVN mussten in Braunschweig drei Arztpraxen vorübergehend schließen, weil sich Mitarbeiter mit dem Virus infiziert hatten. Mitarbeiter aus anderen Praxen hätten die Arbeit aber dann weitergeführt. Im Bezirk seien mehrere Praxen betroffen gewesen.