Braunschweig. Das Gebäude bietet Platz für 100 Menschen. Es ist die fünfte neu gebaute Flüchtlingsunterkunft in Braunschweig – eine sechste kommt noch hinzu.

Lange war ungewiss, ob in die Flüchtlingsunterkunft in Lamme tatsächlich Flüchtlinge einziehen werden. Zeitweise sah es so aus, dass kein Bedarf besteht. Die Stadtverwaltung hatte daher erwogen, den Wohnraum Menschen mit geringem Einkommen zur Verfügung zu stellen, die dringend eine bezahlbare Wohnung suchen. Inzwischen steht aber fest, dass die Unterkunft doch für geflüchtete Menschen benötigt wird. Wie die Stadt mitteilt, werden voraussichtlich ab Anfang Oktober Paare, Familien und alleinreisende Personen einziehen. Bis zum Ende des Jahres werde das Gebäude mit rund 80 Personen belegt, insgesamt biete es Platz für 100 Menschen.

Schon vor einem Jahr hatte sich in Lamme ein Bürgerverein gegründet, um die Gemeinschaft im Ort zu fördern und ein gutes Miteinander zwischen Einwohnern und Geflüchteten voranzutreiben. Beteiligt sind Vertreter von Lammer Vereinen und Gemeinschaften sowie Einzelpersonen. Ihr Ziel: Sie wollen einen Beitrag zur Integration der neuen Bewohner leisten.

Ähnliche Netzwerke gibt es auch bei anderen Unterkünften in Braunschweig. Vier werden bereits genutzt: in Melverode (seit Februar 2017 belegt), Bienrode (seit März 2017), Gartenstadt (seit April 2017) und Gliesmarode (seit Juli 2017). Die Standorte Ölper und Nordstadt wurden im Dezember vergangenen Jahres an das Studentenwerk Ost-Niedersachsen für studentisches Wohnen übergeben. Das letzte, noch nicht genutzte Gebäude in Hondelage soll noch im Spätherbst dieses Jahres für Geflüchtete übergeben werden, kündigt die Stadt an.

Seit Anfang 2016 wurden Braunschweig laut der Pressemitteilung rund 850 Geflüchtete zugewiesen, zusätzlich betreut die Stadt derzeit etwa 130 junge Menschen, die ohne ihre Eltern eingereist sind.

Das Gebäude in Lamme biete 26 Wohneinheiten für zwei, vier und sechs Personen. Es verläuft wie auch die anderen Unterkünfte zweigeschossig um einen Innenhof. „Jedem Bewohner stehen bei Vollbelegung rechnerisch eine Wohnfläche von zehn Quadratmetern sowie Anteile an der Gemeinschaftsfläche und ein Gartenanteil zur Verfügung“, so die Stadtverwaltung. Die Kosten für den Bau inklusive Erschließung liegen bei rund drei Millionen Euro.

Vor Ort werden ein Sozialarbeiter, ein Unterkunftswart und eine Verwaltungskraft in Teilzeit tätig sein. Ergänzend soll ein Sicherheitsdienst gewährleisten, dass außerhalb der Dienstzeiten Ansprechpartner vor Ort sind.

Dass die Unterkunft nun tatsächlich für Geflüchtete benötigt wird, hat der Stadtverwaltung zufolge auch mit dem angespannten Wohnungsmarkt zu tun: Viele Geflüchtete, die das Aufenthaltsrecht erhalten und damit nicht mehr von der Stadt untergebracht werden müssen, finden keine Wohnung. Sie bleiben also zwangsläufig länger in den Unterkünften, als dies zunächst vorgesehen war. Außerdem seien auch ehemals unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die ihre stationären Jugendhilfemaßnahmen beenden, auf einen Wohnplatz angewiesen – sie finden ebenfalls nur schwer eine eigene Wohnung. cos

Hinweis: Bürger können das Gebäude am Bruchstieg 3 in Lamme am Donnerstag, 13. September, von 16 bis 18 Uhr besichtigen. Mitarbeiter der Verwaltung stehen für Fragen zur Verfügung.