Osterode. Zu Besuch beim Second-Hand-Laden des DRK in Osterode: Woher kommt die Kleidung, wer darf hier kaufen und wohin fließen eigentlich die Einnahmen?
Ein wenig abseits liegt es schon, das kleine Geschäft in der Innenstadt von Osterode. Dafür allerdings ist in den Geschäftsräumen im „Langen Krummen Bruch“ schon am Vormittag viel los. Kundinnen prüfen das Sortiment, Beratungsgespräche über Größe und Schnitt eines Kleidungsstücks mit ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen sind in vollem Gang. Zusammen mit Torsten Klemm (58), einem der drei Ehrenamtskoordinatoren des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Osterode-Goslar, besuche ich den Kleiderladen des DRK Kreisverbandes Osterode-Goslar e.V, um einmal hinter die Kulissen zu schauen.
Woher kommt die Ware und was passiert mit den Einnahmen?
Angebot des DRK-Kleiderladens in Osterode richtet sich an alle Bürger
Vom Kleiderladen des DRK in Osterode wusste ich schon, aber dass er der gesamten Bürgerschaft offen steht und nicht nur bedürftigen Menschen, war mir nicht so präsent. So geht es wohl vielen: „Klar, Kundinnen und Kunden aus allen gesellschaftlichen Schichten sind gerne gesehen“, erklärt Klemm. Es ist ein ganz normales Geschäft mit geregelten Öffnungszeiten.
Gut sortiert ist der Kleiderladen, Damen- und Herrenbekleidung werden ebenso vorgehalten wie Kinderklamotten. Ob Freizeit und Sport oder etwas für den festlichen Anlass: „Oft können wir auch teure Marken anbieten, und das zu ganz kleinen Preisen“, erklärt Pia Scheele, eine der 15 ehrenamtlich tätigen Damen, die mit dem Vorsortieren, der Aufbereitung der Ware und im Verkauf reichlich zu tun haben. „Über Arbeit können wir uns nicht beklagen“, lacht Scheele. Rund 100 bis zum Rand vollgepackte Säcke landen in der Woche im Lager. Viel zu tun also!
Das macht das DRK mit den Einnahmen aus dem Kleidergeschäft
Und die Nachfrage im Geschäft selbst ist groß, ein fester Kundenkreis freut sich über die günstigen Angebote.
Der Erlös des Kleiderladens geht an den DRK-Kreisverband und fließt in die Sozialarbeit, in die Ausstattung und Schulung der DRK-Bereitschaften, den Ausbau des Katastrophenschutzes oder Projekte wie die Suppenküche im Osteroder Familienzentrum. Hier kann jeder dienstags von 12 bis 15 Uhr gegen einen freiwilligen Obolus zum Mittagessen kommen. Letzte Suppenausgabe vor der Sommerpause ist jetzt am 23. April. Geöffnet ist die Einrichtung dann wieder ab dem 24. September.
Kleiderladen und Kleiderkammern: Das ist der Unterschied
Neben dem Kleiderladen gibt es da noch die DRK-Kleiderkammern: Wo ist eigentlich der Unterschied? Das erklärt Ehrenamtskoordinator Maik Fritzsche (48) im DRK-Gebäude „In der Horst“. Ehrenamtskoordinatoren wirken als Bindeglied zwischen Landesverband, Kreisverband und Ortsvereinen, als Koordinatoren der Schnittstellen.
„Die Kleiderkammern werden jeweils von den einzelnen Ortsvereinen betrieben, der Erlös aus den Spenden verwenden sie im Sinne der Humanität für eigene Aufgaben.“ Bundesweit versorgen viele DRK-Kleiderkammern Millionen von Menschen mit Kleidung und Schuhen und vielen weiteren Artikeln zur materiellen Grundversorgung. Im Geschäftsgebiet des DRK Osterode-Goslar arbeiten mehr als 60 Ortsvereine.
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Steigende Kosten bereiten dem Klamottenladen Probleme
Den Kleiderladen in Osterode dagegen betreibt der Kreisverband als eine Art Second-Hand-Geschäft mit festen Öffnungszeiten montags und freitags von 9.30 bis 12.30 Uhr und donnerstags von 14 bis 17 Uhr. Doch machen steigende Kosten inzwischen zunehmend Probleme: „Wir sind schon froh, wenn wir derzeit die schwarze Null erreichen“, so Fritzsche. Allerdings passe die Wiederverwertung grundsätzlich zu einem immer bedeutsamer werdenden Thema, der Nachhaltigkeit. Und noch eines ist dem DRK wichtig: „Wir ermöglichen mit unserer Arbeit den Zugang zu sauberer Kleidung in allen Facetten der Bedürftigkeit.“
Gespeist werden Kleiderkammern und Kleiderladen aus Kleiderspenden der Bevölkerung, die entweder im großen ganzjährig zugänglichen Container am Standort des DRK „In der Horst“ in Osterode landen - er wird täglich geleert -, in den Containern der Ortsvereine gespendet oder direkt in den Einrichtungen abgegeben werden. Ursprünglich gab es in Osterode direkt mehrere DRK-Sammelstellen, aber: „Das führte zu massivem Missbrauch, manche Zeitgenossen lagerten dort ihren Sperrmüll zum Unmut der Anwohner ab, und wir standen für die teure Entsorgung gerade“, begründet Frische den Rückzug aus der Fläche.
Deutsches Rotes Kreuz sucht ehrenamtliche Helfer
Was von den Spenden nicht verwertbar ist, wird ebenfalls gesammelt und geht an einen Verwerter. Das Geld von diesem Verkauf fließt wie der Erlös aus den lokalen DRK-Sammelaktionen laut Einrichtung eins zu eins an die Bereitschaften im Altkreis wie den Sanitätsdienst, der in Sachen Ausrüstung ständigen Bedarf habe. Der Ehrenamtskoordinator: „Diese Einnahmen sind extrem wichtig und kommen so direkt wieder der Gesellschaft zugute.“
Nächste Kleidersammlung 2024 im Bereich Osterode
Der DRK-Kreisverband Osterode-Goslar e.V. veranstaltet auch in diesem Jahr eine Sammelaktion. Die Sammlung findet am 20. April 2024 im gesamten DRK-Kreisverband Osterode-Goslar e.V. statt. Verpackte Kleidung kann bis spätestens 7.30 Uhr an die Straße gestellt werden, damit die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des DRK diese im Laufe des Tages einsammeln können. Das DRK: „Verwenden Sie bitte unsere DRK-Kleidersäcke oder andere regenfeste Behältnisse, die als Spende für die Kleidersammlung erkennbar sind. Bitte beachten Sie, dass wir keine Haftung für in der Kleidung zurückgelassene Wertgegenstände übernehmen können.“
Zurück im DRK-Kleiderladen: Torsten Klemm ist im Gespräch mit einer künftigen Helferin, die gerade neu dazustoßen will, erläutert die näheren Rahmenbedingungen und das weitere Vorgehen. Ständig werden für den Kleiderladen Ehrenamtliche gesucht, um das Team zu verstärken und den logistischen Aufwand zu bewältigen, erklärt er. „Wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit“, verabschiedet er sich dann von der engagierten Dame und hält gleich die Ladentür auf. Denn gerade kommt neue Kundschaft.
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