Bad Lauterberg. 14 Bäder listet das Projekt Bäderleben für Bad Lauterberg im Harz. Betreiber sagen, ob Vereine und Schulen dorthin ausweichen könnten.

Angenommen, der Rat der Stadt Bad Lauterberg im Harz entscheidet sich in der öffentlichen Sitzung am Donnerstag, 31. August, ab 18 Uhr im Haus des Gastes dagegen, die örtlichen Stadtwerke in den Haushaltsjahren 2023 bis 2025 mit Zuschüssen in Höhe von 1,45 Millionen Euro zu unterstützen - also mit 700.000 Euro mehr als ohnehin im bereits bestehenden Gesellschaftsvertrag vereinbart. Das könnte bedeuten, dass die Gesellschaft nicht länger das Vitamar in Bad Lauterberg betreiben kann. Denn, wie die Stadtverwaltung im Vorbericht zum Haushaltsplan 2023 mitteilt, sind bei den Stadtwerken erheblich gestiegene Defizite zu erwarten - aufgrund von erhöhten Energie- und Personalkosten und Besucherzahlen, die nicht dem Vor-Pandemie-Niveau entsprechen.

Das sind die Stadtwerke Bad Lauterberg im Harz

Die Stadtwerke Bad Lauterberg im Harz sind eine GmbH, also eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die das Freizeit- und Erlebnisbad Vitamar betreiben. Die Teilbetriebe Netz und Vertrieb und Service wurden bereits in der Vergangenheit abgespalten. Das Unternehmen ist an Harz Energie beteiligt.

Die Stadtwerke haben 29 Mitarbeiter, 13 in Vollzeit, elf in Teilzeit, eine Auszubildende und vier Aushilfen (Stand 2023). Folgende Stellen sind zum Beispiel vorhanden: ein Meister und mehrere Fachangestellte für Bäderbetriebe, Rettungsschwimmer, die Geschäftsführung und Mitarbeitende im Bereich Technik, Kasse, Sauna/Garderobe und Gastronomie.

Die Organe der Stadtwerke sind die Geschäftsführung und eine Gesellschafterversammlung, bestehend aus dem Bürgermeister Rolf Lange (CDU) und vier Ratsmitgliedern. Das sind derzeit Klaus Richard Behling (BI/Amandi), Matthias Körner (CDU), Holger Thiesmeyer (SPD) und Achim Sommerfeld (WgiR).

Vereine fürchten lange Fahrtzeiten

Doch auch wenn nicht mehr so viele Menschen wie vor der Corona-Krise ins Vitamar kommen, gibt es immer noch Stammgäste und Vereine wie den Männer-Turnverein Lauterberg (MTV), die das Schwimmbad nutzen. Der Lauterberger Schwimmklub Wiesenbek (LSKW) und die Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) befürchten sogar, dass sie ihr Angebot möglicherweise gar nicht fortführen können, sollte das Vitamar tatsächlich schließen. Die Erfahrung zeige, dass Mitglieder keine langen Fahrten zu anderen Schwimmbädern in der Umgebung, beispielsweise Salztal Paradies in Bad Sachsa oder das temporär geschlossene Aloha in Osterode, auf sich nehmen.

Dabei gibt es doch andere Schwimmbecken in Bad Lauterberg. Das Projekt Bäderleben führt insgesamt 14 Bäder in Bad Lauterberg auf. Könnten Vereine und Schulen dorthin ausweichen? Bei zweien handelt es sich um Naturbäder unter freiem Himmel. Bei Betreibern der bedachten Bäder hat der Harz Kurier nachgefragt.

Das Projekt Bäderleben

Die Hochschule Koblenz hat ein Internetportal erstellt, das die Bäderlandschaft in Deutschland darstellt. Dort kann man abrufen, in welcher Kommune es welche Schwimmbäder gibt. Grundlage ist eine Befragung der Gesundheitsämter in allen kreisfreien Städten und Landkreisen, die alle fünf bis sieben Jahre wiederholt werden soll. Gesundheitsämter nehmen in regelmäßigen Abständen die Wasserqualität in öffentlichen Schwimmbädern ab. Badegäste können eine Patenschaft für ihr Stammbad übernehmen und die Daten aktuell halten. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaften förder das Projekt aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Projektpartner sind zum Beispiel die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und andere.

Bestehende Kooperationen und wenig Kapazitäten

Bei Muschinsky gibt es Bäderleben zufolge ein Klinikbad mit einem Becken, das zur Fachklinik für Orthopädie und Rheumatologie gehört, und ein Hotelbad mit einem Becken, das zum Hotel gehört. Wie Geschäftsführer Benjamin Muschinsky erklärt, kooperiert Muschinsky bereits mit der Lebenshilfe in Herzberg und mit der Rheumaliga. Die beiden Organisationen nutzen die Bewegungsbäder. „Ansonsten sind diese nur für Klinik- und Hotelgäste, sowie für medizinische Anwendungen“, sagt Muschinsky und fügt hinzu: „Eine Erweiterung der Kooperationspartner ist nicht möglich, da wir ansonsten auf medizinisch notwendige Trainingstherapien unserer Patienten verzichten müssten.“

Das Panoramic-Hotel verfügt über ein acht mal elf Meter großes Schwimmbad, das aufgrund der geringen Größe nur den eigenen Gästen während ihres Aufenthalts zur Verfügung steht, teilt Hotel-Chef Matthias Seidel mit und verweist auf eine stetig steigende Anzahl von Gästen.

Fehlende Umkleidekabinen für externe Badegäste

Das Schwimmbad im Kurhotel Heikenberg ist sogar noch kleiner, nämlich fünf mal acht Meter, und daher ebenfalls nur für Hausgäste geeignet, so Petra Schultheis.

Die zwei Schwimmbecken im Mühl Vital Resort sind ebenfalls nicht als Alternative zum Vitamar nutzbar, teilt Geschäftsführer Thomas Mühl mit. Zum einen würden beide Schwimmbecken nicht den Anforderungen für den Schul- und Vereinssport entsprechen. Zum anderen gebe es keine Umkleidemöglichkeiten für externe Gäste.

Mit fehlenden Umkleidekabinen und Kapazitäten begründet auch Ute Strobl, Rezeptionsmitarbeiterin im Parkhotel Weber-Müller, weshalb sich das hoteleigene Bad nicht für Gruppen von außerhalb eignet.

Im Hotel Revita sind Schwimmbad sowie der gesamte Wellnessbereich ebenfalls nur für Hausgäste zugänglich, informiert Thomas Hülsebusch und fügt hinzu, dass man hofft, „dass es natürlich nicht zu einer Insolvenz des Vitamar kommt“.

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