Bad Lauterberg. LSKW und DLRG trainieren im Vitamar - was das Schwimmbad für die Vereine tut und warum kein anderes Schwimmbecken in Bad Lauterberg infrage kommt.

Ein Schwimmbad wie das Vitamar in Bad Lauterberg im Harz kann Gäste in die Stadt locken. Sein Angebot richtet sich aber auch an Einheimische. Neben Privatleuten nutzen es örtliche Vereine. Der Lauterberger Schwimmklub Wiesenbek (LSKW) und die Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) erklären im Gespräch mit dem Harz Kurier, was das Vitamar für ihre Vereinsarbeit bedeutet - und wie es weitergehen würde, wenn das Schwimmbad schließt. Der Stadtrat Bad Lauterberg diskutiert aktuell eine Finanzspritze, um eine Insolvenz des Vitamar zu verhindern.

Die Bad Lauterberger Ortsgruppe der DLRG trainiert außerhalb der Ferien dienstags von 18.30 bis 19.45 Uhr im Vitamar. „Wir machen unsere komplette Schwimmausbildung für die Jugend dort“, sagt der Vorsitzende Otto Holzigel. Während Kinder und Jugendliche während der Trainingszeit das Schwimmen lernen und die Ausbildung zu Rettungsschwimmern absolvieren, können erwachsene Vereinsmitglieder ihre Bahnen ziehen - um sich zu bewegen, fit zu bleiben, sich untereinander auszutauschen.

Rettungsschwimmerausbildung geht nur in tiefem Wasser

„Wenn das Vitamar zumacht, wäre das ein Riesenproblem“, offenbart Holzigel. Denn in Bad Lauterberg gibt es kein Lehrschwimmbecken mehr. Früher hat die DLRG auch mal im Lehrschwimmbecken in der Grundschule an der Bahnhofsstraße trainiert, erzählt der Ortsgruppenvorsitzende. Aber das gebe es nicht mehr.

Die DLRG kann nicht einfach in irgendeinen Swimmingpool ausweichen. Denn die Rettungsschwimmerausbildung funktioniert nur mit einer gewissen Wassertiefe: Schon bei der Ausbildung zum Juniorretter müssen die Anwärterinnen und Anwärter beispielsweise zwei kleine Tauchringe aus etwa zwei Meter tiefem Wasser heraufholen, die Abnahme des Deutschen Rettungsschwimmabzeichens Bronze kann nur in zwei bis drei Meter tiefem Wasser erfolgen und für Silber und Gold muss die Wassertiefe zwischen drei und fünf Meter betragen.

Unterschied zwischen Schwimmabzeichen und Rettungsschwimmabzeichen

Wichtig: Die Anforderungen der Deutschen Rettungsschwimmabzeichen sind nicht deckungsgleich mit denen der Schwimmabzeichen, die es ebenfalls in Bronze, Silber und Gold gibt. Die Schwimmabzeichen bescheinigen vor allem die eigene Schwimmfähigkeit. Ein Rettungsschwimmabzeichen verleiht eine Wasserrettungsorganisation, wie in Deutschland die DLRG, an Prüflinge, die zeigen, dass sie verunglückte Schwimmer aus dem Wasser retten können.

Was leistet die DLRG?

Rettungsschwimmer der DLRG bewachen jedes Jahr die Küsten von Nord- und Ostsee, Badeeinrichtungen in den Binnengewässern und Flüssen und Schwimmbäder wie beispielsweise das Vitamar - dort sind zwei Rettungsschwimmer beschäftigt, die die Schwimmmeister bei der Badeaufsicht unterstützen. Außerdem ist die DLRG deutschlandweit bei Veranstaltungen am, auf und im Wasser dabei. Hauptziel des Vereins ist es aber, Menschen vor dem Ertrinkungstod zu bewahren, indem sie möglichst frühzeitig das Schwimmen lernen und über das sichere Verhalten im und am Wasser Bescheid wissen.

Der LSKW trainiert außerhalb der Ferien montags und donnerstags im Vitamar. Während der Trainingszeit ist das Wellenbecken für Badegäste gesperrt, informiert das Schwimmbad auf seiner Internetseite. Anschließend sei Bahnen schwimmen ohne Welle möglich. Anders als bei der DLRG können während des LSKW-Trainings nicht nebenbei Vereinsmitglieder ihre Bahnen ziehen. Der Verein braucht für die Wassergewöhung von Kindern und die Wettkampfvorbereitung der Mitglieder den ganzen Platz.

Wettkampftraining im Vitamar

Etwa 25 Schwimmerinnen und Schwimmer gehören zur Leistungsgruppe. Insgesamt zählt der Verein mehr als 400 Mitglieder. „Früher waren wir mal 1000“, erinnert sich der LSKW-Vorsitzende Heiner Kruse. Obwohl Kruse aus der Schneesportabteilung des Vereins kommt, steht er selbst regelmäßig am Beckenrand und vertieft mit den schon erfahrenen Schwimmern die Schwimmarten Brust, Rücken und Freistil. Das Grundlagentraining mit den Anfängerinnen und Anfängern überlässt er den ausgebildeten Schwimmlehrern im Verein - damit die Techniken sauber erlernt werden.

Der LSKW braucht für das Wettkampftraining ein mindestens 25 Meter langes Becken, das tief genug ist, um eine Rollwende auszuführen, erklärt Kruse. Eine nahe gelegene Ausweichmöglichkeit zum Vitamar gebe es nicht. Selbst das Salztal Paradies in Bad Sachsa falle flach. „Das ist zu klein und nicht pragmatisch“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Vitamar-Aus könnte das Aus für die Schwimmsparte des LSKW bedeuten

„Ohne das Vitamar gibt es die Schwimmsparte dann nicht mehr“, glaubt Kruse. Denn in der Vergangenheit, als der Verein ein Sommertraining im Freibad anbot, habe sich gezeigt, dass die Eltern nicht bereit sind, lange Fahrtzeiten auf sich zu nehmen, um ihre Kinder zum Schwimmen zu bringen.

Ein endgültiges Aus für den LSKW würde das allerdings nicht bedeuten, verdeutlicht Kruse. Der Verein arbeite gerade daran, seine Skisparte wieder aufzubauen. „Das generiert Nachwuchs“, ist er überzeugt, weiß aber auch: Das Vorhaben gelingt nur mit vielen engagierten Mitgliedern. Anders lasse sich die arbeitsintensive Hangpflege nicht umsetzen.

Ein weiterer Verein, der das Vitamar nutzt, ist der MTV Lauterberg. Der Sportverein bietet mittwochs zwei Wassergymnastikkurse an. Sowohl der MTV als auch der LSKW loben die Zusammenarbeit mit der Vitamar-Geschäftsführung. „Das klappt super“, sagt Kruse und erläutert: „Wir bekommen viel Unterstützung.“

Das sind die Stadtwerke Bad Lauterberg im Harz

Die Stadtwerke Bad Lauterberg im Harz sind eine GmbH, also eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung, die das Freizeit- und Erlebnisbad Vitamar betreiben. Die Teilbetriebe Netz und Vertrieb und Service wurden bereits in der Vergangenheit abgespalten. Das Unternehmen ist an Harz Energie beteiligt.

Die Stadtwerke haben 29 Mitarbeiter, 13 in Vollzeit, elf in Teilzeit, eine Auszubildende und vier Aushilfen (Stand 2023). Folgende Stellen sind zum Beispiel vorhanden: ein Meister und mehrere Fachangestellte für Bäderbetriebe, Rettungsschwimmer, die Geschäftsführung und Mitarbeitende im Bereich Technik, Kasse, Sauna/Garderobe und Gastronomie.

Die Organe der Stadtwerke sind die Geschäftsführung und eine Gesellschafterversammlung, bestehend aus dem Bürgermeister Rolf Lange (CDU) und vier Ratsmitgliedern. Das sind derzeit Klaus Richard Behling (BI/Amandi), Matthias Körner (CDU), Holger Thiesmeyer (SPD) und Achim Sommerfeld (WgiR).

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