Bad Sachsa. Reportage: Der Brand auf dem Ravensberg in Bad Sachsa imJuli ist für unseren Redakteur kein Termin wie jeder andere. Ein Einblick.

  • Der Waldbrand auf dem Ravensberg in Bad Sachsa im Juli diesen Jahres führt zu einem Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst, THW und Polizei.
  • Nicht nur für die Einsatzkräfte sind die Löscharbeiten extrem, auch für unseren Reporter entwickelt sich die Berichterstattung zu einer Herausforderung.

Samstagmorgen, 7 Uhr, ausnahmsweise liegt mal ein langes Wochenende ohne Arbeit vor mir. Alle anstehenden Termine sind vergeben, der Geburtstag meines Vaters kann in Ruhe gefeiert werden.

Das war zumindest der Plan, bis ich auf mein Handy blickte: „Wenn wach mal melden“ – diese vier Worte hatte mir Dennis Klinke, Pressesprecher der Feuerwehr Bad Sachsa, geschickt. Für mich als Redakteur war dies der Start der Berichterstattung über den Waldbrand am Ravensberg. In dem Moment wusste ich zwar noch nicht, dass dort oben Feuer loderten, dass ein großes Unglück passiert sein musste, war aber klar. Ich konnte auch nicht ahnen, wie groß der Einsatz war bzw. werden würde – und auch das mir selbst ein besonderer Tag bevorstehen würde.

Waldbrand am Ravensberg: Statt freiem Tag geht es zur Berichterstattung

Zunächst aber ging es schnell aus dem Bett, den Hund rausgelassen und während ich mir einen Toast machte, schnell bei Dennis zurückgerufen. Waldbrand am Ravensberg, was genau alles im Einsatz war, konnte er mir aber auch nicht sagen, war er doch mitten im Einsatz. Also Rechner hochfahren, schnell eine erste Meldung schreiben, eine WhatsApp in die Redaktions-Gruppe und dann schnell und zugleich müde ins Auto gen Bad Sachsa. Die Nacht war kurz, da ich mit dem Blick auf das lange Wochenende mir das James Bond-Double-Feature im TV gegönnt hatte.

Waldbrand auf dem Ravensberg: Die Bilder vom Großeinsatz

Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Blick auf das Feuer gegen 4 Uhr morgens. 
Blick auf das Feuer gegen 4 Uhr morgens.  © Feuerwehr Bad Sachsa | Stefan Keil
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht. 
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht.  © FMN | Thorsten Berthold
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht. 
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht.  © FMN | Thorsten Berthold
Zu Staus kam es beim Betanken der Fahrzeuge. 
Zu Staus kam es beim Betanken der Fahrzeuge.  © FMN | Thorsten Berthold
Mitten im Wald ist eine Wasserverteilstelle eingerichtet. Die Fahrzeuge pumpen hier ihr Wasser in einen Faltbecken und von dort wird es weitergegeben. 
Mitten im Wald ist eine Wasserverteilstelle eingerichtet. Die Fahrzeuge pumpen hier ihr Wasser in einen Faltbecken und von dort wird es weitergegeben.  © FMN | Thorsten Berthold
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Über die Forststraßen bringen die Feuerwehrzeuge das Wasser hin zur Einsatzstelle. 
Über die Forststraßen bringen die Feuerwehrzeuge das Wasser hin zur Einsatzstelle.  © FMN | Thorsten Berhold
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf. 
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf.  © FMN | Thorsten Berthold
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf. 
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf.  © FMN | Thorsten Berthold
Brand am Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023
Brand am Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023 © Feuerwehr Bad Sachsa | Stefan Keil
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023 © FMN | Thorsten Berthold
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023 © FMN | Thorsten Berthold
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Bei der Fahrt hoch zum Schmelzteich und beim Blick auf die ganzen wartenden Fahrzeuge an der dort eingerichteten Wasserentnahmestelle war klar: Das wird mich heute länger beschäftigen. Einen Parkplatz fand ich überraschend für die dort herrschende Parksituation direkt beim Hotel Romantischer Winkel und dann erstellte ich die ersten Bilder.

„Taxi“ der anderen Art: Die Feuerwehr hilft im Südharz auf kreative Weise

Nun aber die Frage: Wie und wo komme ich auf den Berg? Mitten in meinen Überlegungen hörte ich dann eine vertraute Stimme: Die Einsatzkräfte der Feuerwehr aus Wieda hatten das neue Tanklöschfahrzeug neben mir zum Warten für die Betankung mit Wasser aufgestellt. „Willst du hoch. Dann komm doch mit uns. Im nächsten Fahrzeug von uns ist sicher ein Platz noch frei.“ Gesagt, getan. Schneller als ich dachte, war das Fahrzeug mit Wasser betankt und von der Auffahrt beim Gymnasium Pädagogium ging es hoch auf den Ravensberg.

Spätestens als wir am ersten Parkplatz die geteerte Straße verließen und es auf den Forstwegen weiterging, war ich irgendwie zurück im Jahr 1999. Es fühlte sich an, wie ich damals im Schützenpanzer über den Standortübungsplatz Osterode fuhr, wie wir uns mit hoher Geschwindigkeit trotz schwierigem Gelände den Weg hin zur Wasserverteilstelle mitten im Wald bahnten. Ordentlich geschüttelt wie die Drinks in den Bond-Filmen der vergangenen Nacht kam ich dort an.

Jede Menge Feuerwehrfahrzeuge und Schläuche sowie ein übergroßes Wasserbehältnis erwarteten mich an der Verteilstelle. Mein erster Weg dort führte zu weiteren bekannten Gesichtern. Am Einsatzleitwagen der FeuerwehrWalkenried traf ich auch Gemeindebrandmeister Tobias Mielke und Walkenrieds Ortsbrandmeister Sebastian Herzberg. Dort erhielt ich erste Erklärungen, was sie dort genau unternehmen, welche Einsatzkräfte vor Ort sind und vieles weitere. Informationen und erste Bilder hatte, nun aber stand der Versuch an, in Richtung der Löscharbeiten weiterzukommen. Und auch hier hatte ich Hilfe und Glück gleichermaßen.

Im Auto mit der Polizei und den Landesforsten hin zur Einsatzstelle auf dem Ravensberg

Ein Mitarbeiter der Landesforsten wollte gerade mit Polizisten weiterfahren und nach einer kurzen Nachfrage seitens des Gemeindebrandmeisters bekam ich den letzten Platz im Auto. Wieder ging es rasant und durchschüttelnd über die Waldwege. Dabei ganz wichtig: Immer mit dem Pendelverkehr fahren, nicht gegen ihn.

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Nach kurzer Fahrt kam ich dann am unteren Teil der Brandstelle bzw. dem Part, von wo gelöscht wurde, an. Dank Kamera mit Teleobjektiv konnte ich mit ausreichend Sicherheitsabstand – den ich natürlich immer zu meinem Schutz, aber auch um den Einsatzkräften nicht im Wege zu stehen, wahre – konnte ich dann einige Fotos von der Brandbekämpfung machen. Jetzt aber nur nicht die Abfahrt meines „Taxi“ verpassen, mit dem es dann auf das Bergplateau auf dem Ravensberg ging. Dort war die Kommandozentrale aufgebaut: der ELW der Feuerwehr Bad Sachsa, dazu das Kommandofahrzeug der Kreisbereitschaft Göttingen. Dazu das DRK Bad Sachsa mit Rettungswagen und seinem ATV.

In solchen Momenten ist es ebenfalls wichtig selber erstmal zu schauen und vor allem zu warten. Die Einsatzkräfte haben genug um die Ohren, da will man als Journalist nicht stören. Vor allem galt es für mich den richtigen Moment abzuwarten, um mit Bad Sachsas Stadtbrandmeister und Einsatzleiter Stefan Keil zu sprechen. Das dauerte etwas, aber dann nahm auch er sich die Zeit, mir in Ruhe die Lage und die Maßnahmen zu erläutern. Die Infos gab ich dann schnell per Sprachnachricht an meine Kollegen in der Redaktion weiter, die ein kurzes Update des Textes vornehmen.

Zusammenarbeit der Einsatzkräfte funktioniert in Bad Sachsa unkompliziert

In dem Gespräch vorab mit Stefan Keil kamen zwei Punkte auf, die mir an dem Tag besonders auffielen: Auch wenn die Lage alles andere als einfach war, ich als Außenstehender hatte nicht das Gefühl, dass die Kontrolle nicht gegeben war. Zudem war beeindruckend wie gut, strukturiert und zumindest von außen wirkend unkompliziert die Zusammenarbeit von so vielen Personen, Einheiten und Organisationen vorgenommen wurde. Bestes Beispiel war dabei der Moment, als der Kreisbrandmeister des Landkreises Harz kam und dafür sorgte, dass die Führungsstelle Zugriff auf das Wetterdatensystem des Landkreises erhielt. Oder der Moment, als die Mitarbeiter vom Ordnungsamt mit Brötchen, Kaffee und Getränken auftauchten. Jeder machte, jeder half, ohne irgendeine Diskussion.

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Für mein Berichten war dann noch besonders, wie das Löschflugzeug eintraf und man es dann in Aktion sehen konnte. Ich war zwar etwas verwundert, dass es vom Landkreis Harz war und die unter großen Medienrummel vorgestellten Löschflugzeuge des Landes Niedersachsen aus Braunschweig. Aber egal: Hauptsache, die Hilfe kam.

Wichtigste Erkenntnis: Auf Einsatzkräfte im Südharz ist Verlass

Mittlerweile war es bereits Mittag geworden und ich hatte alle Informationen und Bilder zusammen, stand aber wieder vor der Frage: Wie komme ich jetzt zurück zum Auto. Da schloss sich dann in gewisser Weise der Kreis, denn auf dem Berg waren die beiden Ortsbrandmeister der Feuerwehr Neuhof angekommen. Nach einem kurzen Lageupdate wurden diese nach einer mehr wie anstrengenden Nacht bzw. Tag dank der Ablösung von anderen Feuerwehren aus dem Kreis Göttingen vorerst aus dem Einsatz entlassen. „Könnt ihr mich mit runternehmen?“, fragte ich Dennis Klinke. „Klar“, sagte er und nach ein paar Minuten Fahrt war ich an meinem Auto wieder angekommen.

Wieder zu Hause angekommen ging es dann los: Bilder sichten und einspielen, Text aktualisieren, weitere Informationen einholen – und all das bis in den späten Abend hinein wiederholend. Das vermeintlich lange Wochenende war zwar dahin, die Geburtstagsfeier auch ganz anders verlaufen – aber ich hatte auch etwas erlebt, dass – zum Glück – nicht jeden Tag passiert. Es war ein Termin, der mich nachhaltig beeindruckt hat, für den es nur ein passendes Ende gibt: Dank an die Feuerwehren, das DRK, den ASB, das THW, die Polizei und die vielen anderen, speziell ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Wir alle sind bei Euch im Fall der Fälle in wirklich guten Händen.

Waldbrand am Ravensberg - Weitere Informationen rund um den Großeinsatz:

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