Bad Sachsa. Harzer helfen Harzern: Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse erklärt, wie die Unterstützung beim Waldbrand auf dem Ravensberg in Bad Sachsa erfolgte.

Schnelligkeit – sie ist bei der Bekämpfung eines Brandes von besonderer Bedeutung. Bei einer Lage wie dem Waldbrand in Bad Sachsa, der zu einem Großeinsatz für Feuerwehr, THW, Rettungsdienst, Polizei und anderen Kräfte speziell am 8. und 9. Juli führte, umso mehr.

Mit von entscheidender Bedeutung war dabei die Hilfe aus der Luft für die Einsatzkräfte am Boden. Die erbetene Unterstützung kam allerdings nicht durch die Maschinen, die auf dem Flughafen Braunschweig-Wolfsburg seit Mitte Juni stationiert sind - und die Teil der Flotte des europäischen Katastrophenschutz-Projekts Resc-EU sind. Das führte mittlerweile zu einem Streit zwischen der Stadt Bad Sachsa und dem Landkreis Göttingen auf der einen und dem Niedersächsischen Innenministerium auf der anderen Seite geführt hat.

Die Maschine „Florian Harz 25“ des polnischen Typs PZL Dromader, die der Landkreis Harz angemietet hat, schmiss über dem Ravensberg ihre Wasserladungen ab. Im Gespräch mit unserer Redaktion schildert Kai-Uwe Lohse, Kreisbrandmeister vom Landkreis Harz, wie es dazu kam, und warum er für einen pragmatischen Umgang bei dem Thema plädiert – und warum die Feuerwehren im ganzen Land noch viel zu lernen haben, wenn es um das Thema Luftunterstützung geht.

Bürokratischer Hickhack um Löschflugzeug-Einsatz im Südharz

Dass es überhaupt dazu kam, dass man in Halberstadt u Hilfe bat, liegt daran, wie die Stadt Bad Sachsa und die Kreisverwaltung erklären, „auch eine Telefonkonferenz der Einsatzleitung mit dem Niedersächsischen Landesamt für Brand- und Katastrophenschutz keine Klärung herbeiführen konnte, auf welchem Wege und in welchem Zeitfenster ein Löschflugzeug oder Hubschrauber aus Niedersachsen zur Verfügung gestellt werden kann. Auch waren weder im Vorfeld noch im Rahmen der telefonischen Beratung durch das Land die notwendigen Parameter bekannt, die etwa ein Flugzeug vor Ort benötigt, so dass unklar war, wie es eingesetzt werden könne“, erklären die Verantwortlichen. Seitens des Innenministeriums hatte man zuvor noch erklärt, dass man als Land Niedersachsen keine Anfrage zur Amtshilfe aus dem Südharz erhalten habe.

Waldbrand auf dem Ravensberg: Die Bilder vom Großeinsatz

Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Blick auf das Feuer gegen 4 Uhr morgens. 
Blick auf das Feuer gegen 4 Uhr morgens.  © Feuerwehr Bad Sachsa | Stefan Keil
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht. 
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht.  © FMN | Thorsten Berthold
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht. 
Am Schmelzteich hat die Feuerwehr eine Wasserentnahmestelle eingerichtet. Von dort wird das Wasser in Fahrzeugen im Pendelverkehr hin zur Einsatzstelle gebracht.  © FMN | Thorsten Berthold
Zu Staus kam es beim Betanken der Fahrzeuge. 
Zu Staus kam es beim Betanken der Fahrzeuge.  © FMN | Thorsten Berthold
Mitten im Wald ist eine Wasserverteilstelle eingerichtet. Die Fahrzeuge pumpen hier ihr Wasser in einen Faltbecken und von dort wird es weitergegeben. 
Mitten im Wald ist eine Wasserverteilstelle eingerichtet. Die Fahrzeuge pumpen hier ihr Wasser in einen Faltbecken und von dort wird es weitergegeben.  © FMN | Thorsten Berthold
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen. 
Löschen unter erschwerten Bedingungen: Der Brandherd befindet sich an einem Steilhang. Etwa 20.000 Quadratmeter sind vom Feuer befallen.  © FMN | Thorsten Berthold
Über die Forststraßen bringen die Feuerwehrzeuge das Wasser hin zur Einsatzstelle. 
Über die Forststraßen bringen die Feuerwehrzeuge das Wasser hin zur Einsatzstelle.  © FMN | Thorsten Berhold
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf. 
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf.  © FMN | Thorsten Berthold
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf. 
Ein Löschflugzeug aus Magdeburg ist zur Brandbekämpfung am Ravensberg im Einsatz. Knapp 3.000 Liter fassen die Tanks der Maschine, die auf dem Flugplatz in Nordhausen wieder betankt wird nach einem Abwurf.  © FMN | Thorsten Berthold
Brand am Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023
Brand am Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023 © Feuerwehr Bad Sachsa | Stefan Keil
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023 © FMN | Thorsten Berthold
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023
Brand auf dem Ravensberg bei Bad Sachsa in der Nacht vom 07.07.2023 auf den 08.07.2023 © FMN | Thorsten Berthold
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Ich weiß nicht genau, wie viel Zeit es war, aber zwischen der Anfrage bei uns in der Leitstelle und der Rückmeldung durch mich an die Einsatzleitung in Bad Sachsa, dass wir das Löschflugzeug schicken werden, lagen keine 30 Minuten.
Kreisbrandmeiser Kai-Uwe Lohse

Deutlich schlanker und pragmatischer ist das Vorgehen, wenn jemand die Maschine „Florian Harz 25“ als Amtshilfe anfordert. „Wir kriegen den Anruf in der Leitstelle und die meldet sich dann bei mir oder einem meiner Stellvertreter und wir prüfen schnell, ob wir das Flugzeug abgeben können.“ Und mit schnell mit der Kreisbrandmeister auch wahrhaft schnell: „Ich weiß nicht genau, wie viel Zeit es war, aber zwischen der Anfrage bei uns in der Leitstelle und der Rückmeldung durch mich an die Einsatzleitung in Bad Sachsa, dass wir das Löschflugzeug schicken werden, lagen keine 30 Minuten.“ Man fordere auch nicht im Vorfeld zuallererst ein Formular zur Kostenübernahme. „Es geht erst einmal darum, schnell zu unterstützen.“

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Er selbst fuhr nach der Entscheidung auch umgehend zum Ravensberg, um bei der Koordination mit dem Flugzeug zu unterstützen. Zudem stellte der Kreis Harz noch sein Informationssystem zur Verfügung, bei dem ein Wettersatelitt für die bessere Aufklärung und Bewertung der Lage vor Ort genutzt wird.

Feuerwehren müssen speziell geschult werden

Im Gespräch mit unserer Redaktion lenkt Kai-Uwe Lohse den Blickwinkel auch noch auf einen anderen, seiner Meinung nach sehr wichtigen Part. Denn die Hilfe aus der Luft sei das eine, doch ob beim Hubschrauber oder speziell Löschflugzeug müsse man auch über Personal am Boden verfügen, dass für diesen Einsatz entsprechend geschult ist. „Damit meine ich nicht die Crew des Fliegers, die haben ihre Mechaniker usw., sondern mir geht es speziell um die Feuerwehren.“ Im Falle des Waldbrandes in Bad Sachsa war „Florian Harz 25“ auf dem Flugplatz Bielen bei Nordhausen aufgetankt worden – mit Sprit und Wasser – durch die Berufsfeuerwehr der Rolandstadt und Kräfte der Feuerwehr vor Ort.

„Es gibt in Deutschland aber bislang nur in Bayern den Lehrgang zum sogenannten Flughelfer“. Und dieser hat es in sich, wie ein Blick in den Lehrplan bei der Staatlichen Feuerwehrschule in Würzburg zeigt. 41 Stunden – verteilt auf fünf Tage – dauert dort der Lehrgang, bei dem als Ziel vorgegeben wird, dass die Lehrgangsteilnehmer „die Löschwasser-Außenlastbehältertypen kennen und sicher bedienen können“. Als Voraussetzung muss der Feuerwehrmann dabei eine Ausbildung zum Truppmann und Sprechfunker absolviert haben. „Auch wir vor Ort müssen unsere Feuerwehren noch darin schulen, das ist nicht so einfach“, erklärt Lohse.

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Doch gerade bei dem Einsatz in Bad Sachsa habe sich seiner Ansicht nach gezeigt, dass die Einsatzkräfte sich im Ernstfall gut auf ungewohnte Lagen einstellen können. „Es waren am Ende Einsatzkräfte aus vier Landkreisen und drei Bundesländern involviert. Und auch wenn manches immer besser laufen kann, hat es doch gut geklappt“, fasst Kai-Uwe Lohse seine Eindrücke zusammen.

Am Ende gelte für ihn ohnehin vor allem eines - das auch Thomas Balcerowski, Landrat des Landkreises Harz, in einem Statement noch am Tag des Waldbrandes erklärt hatte: „Wir Harzer sind immer bereit zu helfen.“ Und Lohse fügt hinzu: „Wir müssen uns untereinander helfen, das ist doch klar. Wir hatten auch Hilfe aus dem Kreis Göttingen bei den Waldbränden am Brocken, das ist doch selbstverständlich.“

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