Wolfsburg. Wer eine große Photovoltaik-Anlage oder ein Balkonkraftwerk plant, sollte sich bald auf die Lauer legen. Es gibt eine Förder-Lostrommel.

Lostopf statt Windhund-Verfahren, lange Antragsfrist und IT-Alarmbereitschaft: Die Stadt hat aus den Erfahrungen beim ersten Mal gelernt und sich einiges einfallen lassen, um auf Nummer sicher zu gehen, damit es beim zweiten Solar-Förderprogramm für private Photovoltaik-Anlagen in Wolfsburg nicht so chaotisch läuft wie bei der Pannen-Premiere im April 2023. Details bekam der Umweltausschuss erklärt.

„Es hat ein paar Anpassungen gegeben“, schickte Umwelt- und Finanzdezernent Andreas Bauer vorige Woche vorweg. „Das Wichtigste: Wir halten nicht am Windhund-Prinzip fest. Das hat ja zu Problemen geführt.“ Denn als die Stadt damals das Online-Formular für den Antrag auf Solar-Förderung scharf schaltete – noch dazu abends –, werteten die IT-Systeme den Ansturm auf die Stadt-Homepage als Hacker-Angriff und schalteten ab. Nichts ging mehr für einen längeren Zeitraum, was für viel Frust und Ärger sorgte.

Umgeschwenkt auf Losverfahren für Solarförderung der Stadt Wolfsburg

So eine massive Server-Panne soll künftig vermieden werden. „Das Losverfahren ist das fairere Verfahren“, erklärte Stefan Baumgardt, im Umweltamt für das Förderprogramm verantwortlich. Die Bürger sollen den ganzen April über Zeit haben, ihren Antrag zu stellen. Trotzdem will die Verwaltung sicherstellen, dass im Falle vieler gleichzeitiger Anträge zum Start der Antragsfrist am 1. April nichts schiefgeht – indem die Antragstellung diesmal nicht abends startet. „Anfang ist um 10 Uhr, so dass ein Techniker da ist, falls es Serverprobleme gibt. Und die Zugriffsraten auf die Seite werden hochgesetzt.“

Zusammen mit der Wolfsburger Energie-Agentur will das Umweltamt dann sämtliche Anträge prüfen, bevor der Lostopf mit allen korrekten Förderanträgen gefüllt wird. „Wir müssen damit zwar bis Ende April warten, aber wir werden zwischendurch schon prüfen“, kündigte Baumgardt an. So soll die Auslosung nach Ablauf der Antragsfrist möglichst zügig erfolgen. „Es wird wohl die klassische Lostrommel mit Zetteln geben“, erläuterte er auf Nachfrage von Marcus Musiol (SPD). Diese sollen durchnummeriert werden. Man sei aber noch in der rechtlichen Abstimmung zum genauen Prozedere.

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Maximal 50 Prozent Förderung für Balkonkraftwerke in Wolfsburg

Über eine wichtige Ergänzung informierte Baumgardt in puncto Balkonkraftwerke: Laut Entwurf der Förderrichtlinie sollten nur steckerfertige Mini-PV-Anlagen gefördert werden, die 400 bis 600 Watt-Peak Leistung liefern. Was die Förderung aber für viele uninteressant machen würden, wenn der Bundestag im März das Solarpaket II beschließt. Das sieht nämlich vor, dass Balkonkraftwerke dann bis zu 800 Wp produzieren dürfen. Schon jetzt ist ein Großteil der Mini-PV-Anlagen upgradefähig: was bedeutet, dass im Falle des politischen Beschlusses die kleinen Anlagen dann per Software-Update von 600 auf 800 Wp erhöht werden können. „Es kann noch eine Gesetzesänderung geben“, sagte der Solar-Experte dazu. „Dann würden wir die Förderrichtlinie natürlich anpassen auf 800 Wp.“

Wichtig aber auch für alle, die auf einen städtischen Zuschuss für eine kleine Solaranlage auf dem Balkon spekulieren: Deren Förderung soll 200 Euro betragen, zugleich wird der Zuschuss auf maximal 50 Prozent begrenzt, wie Baumgardt betonte. Da Balkonkraftwerke immer günstiger werden, könnte es also passieren, dass jemand eine Anlage zum Schnäppchenpreis von beispielsweise nur 360 Euro ergattert. Dann würde die Stadt nicht 200 Euro dazugeben, sondern lediglich 180 Euro.

Wir halten nicht am Windhund-Prinzip fest. Das hat ja zu Problemen geführt.
Andreas Bauer, Stadt Wolfsburg, Umweltdezernent

Übrige Solarförderung wandert in neuen Wolfsburger Fördertopf für 2024

Noch zu klären war, was mit den Fördergeldern passiert, die voraussichtlich von 2023 übrig bleiben. Angesichts der kritischen Haushaltslage würde Kämmerer Bauer die Gelder am liebsten zur Haushaltskonsolidierung nutzen. Doch als Umweltdezernet würde er sie gern zusätzlich in den für 2024 geplanten Fördertopf mit 150.000 Euro stecken.

Doch wie viel vom Vorjahr übrig bleibt, ist wegen noch ausstehender Auszahlungen derzeit nicht klar. Ob es am Ende 15.000 oder vielleicht nur 5000 Euro sein werden, ist noch offen. Der Umweltausschuss beantragte jedenfalls, dass die Restgelder der Solarförderung für 2024 zugeschlagen werden und empfahl das Förderprogramm einstimmig.

Auf Hinweis von Peter Kassel (CDU) wurde zuvor noch korrigiert, dass das Programm nicht vorbehaltlich der Haushaltsgenehmigung laufen soll – die voraussichtlich erst in einigen Monaten durch das Land erfolgt –, sondern lediglich unter dem Vorbehalt, dass der Rat der Stadt den Haushalt Mitte März beschließt. Sonst würde zu viel Zeit verschenkt.

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