Wolfsburg. Der Wolfsburger Freundeskreis will die KZ-Gedenkstätte Laagberg mitgestalten. Geplant sind Lesungen, Exkursionen und mehr.

„Wir sind es den Menschen wie dem Franzosen Maurice Gleize schuldig, dass wir ihr Gedenken bewahren“, sagt Dr. Anke Paulsen. Zusammen mit ihrem Mann, dem Allgemeinmediziner Uwe Paulsen, führt die promovierte Zell-Biologin den Freundeskreis Gedenk- und Lernort KZ-Außenlager Laagberg. Im 1944 errichteten Außenlager des Konzentrationslagers Neuengamme wurden 800 männliche Häftlinge untergebracht, deren Hauptaufgabe darin bestand, in Form von Zwangsarbeit Bautätigkeiten für Volkswagen auszuführen.

Der Verein wurde im November von 18 Menschen gegründet und hat heute 30 Mitglieder. Zu wenig, fand jüngst Velten Huhnholz, PUG-Mitglied im Ortsrat Mitte-West, und hielt deshalb während der Sitzung des Gremiums eine flammende Rede, dem Freundeskreis beizutreten. Huhnholz hat eine ganz besondere Beziehung zu den ehemaligen Stein-Baracken: Hier haben seine Eltern, Claus und Dora, in den 50er-Jahren gewohnt, als das Ehepaar Huhnholz frisch nach Wolfsburg gezogen war. „Deshalb habe ich eine starke Verbundenheit mit dem Gelände und kann die Gründung eines Freundeskreises nur begrüßen – das ist eine sehr gute Aktion, mit der der Wirkungsgrad der Gedenkstätte nur erhöht werden kann“, sagt das Ratsmitglied im Interview mit unserer Zeitung.

Ins gleiche Horn stößt auch Sabah Enversen, Ortsbürgermeister von Mitte-West: „Als örtliche politische Vertretung müssen wir uns aktiv beteiligen. Ich bin daher dem Freundeskreis mit dem Bewusstsein beigetreten, dass dieser Gedenkort ein Teil eines Gesamtkonzeptes werden muss, der in eine Gesamtdarstellung und Auseinandersetzung mit der NS-Zeit für Wolfsburg und Volkswagen werden muss.“

KZ-Gedenkstätte in Wolfsburg soll zügig realisiert werden

Im Jahr 2017 traten auf dem Areal an der Breslauer Straße bei Bodenarbeiten zur Errichtung eines Einkaufszentrums Fundamentreste einer KZ-Baracke zutage. Nach einer archäologischen Untersuchung wurden sie an eine andere Stelle im einstigen KZ-Lagerbereich transloziert, wo sie zum Hauptexponat eines geplanten Gedenk- und Lernortes werden sollen. Heute sichert ein Zelt aus weißen Planen die vielen Holzkisten, in denen die Fundamente liegen, drum herum ein Bauzaun. An diesem hängen Transparente. Mittels der darauf enthaltenen QR-Codes können weitere Informationen abgerufen werden. Die Kleidung von Häftling „31492“ aus Frankreich ist übrigens Bestandteil der Ausstellung im Stadtmuseum am Schloss.

Der Rat der Stadt hat bereits 2017 beschlossen, die Bürger bei der Gestaltung des KZ-Außenlagers zu beteiligen. Enversen: „Der Freundeskreis kann aktiv helfen, die Erinnerung an die dunkelste Zeit Deutschlands mit dem Ziel wach zu halten, dass spätere Generationen nie wieder einen Holocaust zulassen.“ Und auch Historiker und FK-Schriftführer Maik Ullmann ist sich sicher: „Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, sich für Demokratie-Bildung zu engagieren. Währet den Anfängen.“

Jetzt hofft das Ehepaar Paulsen, dass der Bau der Gedenkstätte zügig realisiert wird. Während der jüngsten Gedenkveranstaltungen hätte sich laut dem Vorsitzenden Oberbürgermeister Dennis Weilmann dafür ausgesprochen, dass der Bau „auf jeden Fall“ erfolgen werde. Und auch Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide, Dezernent für Bauen und Kultur, habe zugesagt, dass die „Planungen wieder aufgenommen“ werden, so Paulsen.

Der Freundeskreis plant in naher Zukunft eine Lesung mit einem Überlebenden sowie Exkursionen zur Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte in Salzgitter und zur Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig-Schillstraße.

Weitere Auskünfte über den Freundeskreis erteilt Vorsitzender Uwe Paulsen unter der E-Mail-Adresse fk.gedenkstaette.laagberg@gmail.de.

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