Wolfsburg. Fast ein halbes Jahr ist das Feuer in Wolfsburg her. Die Gerüchte schießen ins Kraut. Jetzt nennt Aldi einen groben Zeitplan.

Ein halbes Jahr ist das nun her: Anfang Februar brach im Aldi in Westhagen plötzlich Feuer aus. Für die Wolfsburger Polizei war schnell klar: Es war Brandstiftung! Zumal es in der folgenden Nacht in der Umgebung noch viele weitere Brände gab. Von einer baldigen Wiedereröffnung des Discounters ist jedoch immer noch nichts zu sehen. Dafür schießen die Gerüchte ins Kraut, ob der Markt womöglich geschlossen bleibt. Nun äußert sich das Unternehmen.

Unverändert ist das Gelände gegenüber der Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule mit Bauzaun abgeriegelt. Große Banner weisen die Kunden darauf hin, dass der Markt wegen eines Brandschadens geschlossen ist und die nächsten Filialen in Fallersleben und Ehmen zu finden sind. Die kurz nach dem Feuer mit Planen bedeckten Löcher im großflächigen Dach des Hauptgebäudes sind mittlerweile ausgebessert. Doch am Überbau des Ladezonen-Bereichs sind immer noch die verkohlten Bauteile erkennbar, mit blauer Plane ist das Dach dort abgedeckt.

Wolfsburger Polizei hat Brandort in Westhagen schon vor Monaten freigegeben

Einige mutmaßen, dass der nach heutigen Maßstäben viel zu kleine Supermarkt in der Suhler Straße am Rande von Westhagen womöglich gar nicht wieder öffnen soll, weil es sich nicht lohne. Andere sprechen davon, dass die Ermittlungen der Polizei angeblich noch laufen und die Anlieferzone mit der Laderampe, wo der Brand vermutlich ausbrach, deshalb noch nicht wiederhergerichtet werden kann.

Eine Anfrage vorige Woche an die Aldi-Kommunikation, insbesondere zu der Frage, wann der Supermarkt wieder öffnen soll und warum das bisher nicht möglich war, blieb fast eine Woche unbeantwortet. Am Donnerstag meldete sich dann eine Aldi-Sprecherin.

Anfang Februar brach am hellichten Tag das Feuer am Aldi-Markt in Westhagen aus. (Archiv)
Anfang Februar brach am hellichten Tag das Feuer am Aldi-Markt in Westhagen aus. (Archiv) © Feuerwehr Wolfsburg | Feuerwehr Wolfsburg

„Wolfsburg-Westhagen ist für Aldi Nord ein wichtiger Standort“, versicherte die Pressereferentin. Als zuverlässiger Grundversorger wolle man für die Kunden jederzeit gut erreichbar sein. „Aus diesen Grund wollen wir den Markt wiedererrichten“, kündigte sie an. „Die Bauarbeiten werden in Kürze beginnen. Wir planen mit einer Neueröffnung unseres Marktes voraussichtlich im November.“ Weitere Angaben, zum Beispiel dazu, warum der Wiederaufbau bisher nicht angelaufen ist, machte die Sprecherin nicht.

Ortsbürgermeisterin von Westhagen hat von Gerüchten um Aldi gehört

Ein Anruf bei Westhagens Ortsbürgermeisterin Ludmilla Neuwirth hatte allerdings wie berichtet schon Licht in die rätselhafte Angelegenheit gebracht. „Ich bin schon von vielen Bürgern angesprochen worden. Es gibt das Gerücht, dass die Stadt angeblich bremst. Aber das stimmt nicht“, berichtete sie unserer Zeitung vor wenigen Tagen. Vor den Sommerferien habe sie mit einem Verantwortlichen von Aldi gesprochen, um zu erfahren, wie es mit dem Nahversorger weitergeht, den viele Bürger schmerzlich vermissen.

„Der Aldi-Mitarbeiter sagte mir, dass es nicht an der Stadt liegt. Sondern aufgrund des Feuers ist die Statik des Gebäudes beschädigt worden“, erläuterte Ludmilla Neuwirth. Es sei zunächst aber nicht erkennbar gewesen, dass die Schäden an dem Gechäft deutlich schwerer waren als angenommen.

So sah es nach dem folgenschweren Feuer an der Lieferzone mit der Laderampe des Aldi in Westhagen aus. (Archiv)
So sah es nach dem folgenschweren Feuer an der Lieferzone mit der Laderampe des Aldi in Westhagen aus. (Archiv) © regios24 | Michael Uhmeyer

Stadt Wolfsburg erteilt Baugenehmigung für Wiederaufbau von Aldi

Auch die Brandermittler der Polizei hatten den Schaden zunächst auf etwa 100.000 Euro geschätzt, doch im März sagte Polizeisprecher Thomas Figge unserer Zeitung: „Die Schadenshöhe ist wahrscheinlich noch weit höher als anfangs gedacht.“ Der Verkaufsraum, die Waren und andere Dinge seien in Mitleidenschaft gezogen worden. Ob da der Statik-Schaden schon bekannt war, ist unklar.

Jedenfalls sei ein Bauantrag an die Stadt notwendig geworden, um das Gebäude wieder ertüchtigen zu können, das einem privaten Investor gehört, sagte die Ortsbürgermeisterin. Die Baugenehmigung liege inzwischen vor, erfuhr sie. Denn auch bei Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide erkundigte sie sich. Die Stadt bestätigte das - die Baugenehmigung sei am 11. Juli erteilt worden.

Auch Kunden aus Detmerode und vom Laagberg vermissen den Supermarkt

Nach Einschätzung der Ortsbürgermeisterin wird es noch dauern, bis der Discounter hergerichtet ist und der Verkauf wieder anlaufen kann. Es gebe Probleme mit der Lieferung von dringend benötigten Bauteilen. Der Aldi-Verantwortliche habe sich ihr gegenüber daher nicht auf eine Zeitschiene festlegen wollen, als sie ihn vor den Ferien kontaktierte. Ludmilla Neuwirth befürchtete daher, dass es in diesem Jahr wohl nicht mehr klappen wird mit der Wiedereröffnung. Wovon Aldi nun aber ausgeht.

„Dem ganzen Ortsrat liegt viel daran, dass der Aldi bald wieder öffnet. Er ist für viele Westhagener fußläufig“, sagte die Ortsbürgermeisterin. Und auch viele Bewohner aus Detmerode und vom Laagberg kommen zum Discounter in den Nachbar-Stadtteil. Bekanntlich hatte sich der Ortsrat schon länger um eine Vergrößerung des Nahversorgers bemüht. „Aber die Möglichkeiten dafür sind aus Platzgründen nicht da.“

Dem ganzen Ortsrat liegt viel daran, dass der Aldi bald wieder öffnet. Er ist für viele Westhagener fußläufig.
Ludmilla Neuwirth, Ortsbürgermeisterin von Westhagen

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zum Brand in Wolfsburg laufen noch

Klar ist schon seit Monaten: An der Polizei liegt es nicht, dass es an dem beschädigten Gebäude bisher nicht voranging. „Der Brandort ist schon seit Monaten wieder freigegeben“, bekräftigte Polizeisprecher Thomas Figge am Montag auf Nachfrage.

Was aber nicht heißt, dass die Ermittlungen zu dem folgenschweren Feuer inzwischen abgeschlossen sind. Der Polizeisprecher berichtete, dass der Fall längst an die Staatsanwaltschaft Braunschweig abgegeben sei. Deren Pressesprecher Christian Wolters teilte auf Anfrage mit, dass die Ermittlungen im Zusammenhang mit der Brandserie in Westhagen, zu der auch der Brand im Aldi-Markt gehöre, noch nicht abgeschlossen sind. Aber: „Während es hinsichtlich der Mülltonnenbrände aktuell jedenfalls für einzelne Fälle einen Tatverdächtigen gibt, lässt sich für den Brand des Aldi-Marktes derzeit kein konkreter Tatverdacht gegen diese Person begründen.“

In der Nacht der Brandserie hatte die Polizei einen 25-Jährigen als Tatverdächtigen vorläufig festgenommen. Allerdings musste der Mann Stunden später wieder freigelassen werden, weil die Staatsanwaltschaft wegen fehlender Haftgründe keinen Haftbefehl beantragt hatte.

Lesen Sie hier weitere Nachrichten aus Wolfsburg: