Wolfsburg. Die Wolfsburger Politik ist für die Nordkopf-Überplanung. Die Stadt will auch einen Platz und einen Park umgestalten. Das schlägt sie vor.

Gute Nachrichten für die Volksbank und die Signa-Gruppe, die am Wolfsburger Nordkopf investieren wollen: Der Strategieausschuss hat sich in dieser Woche einstimmig dafür ausgesprochen, Bebauungspläne für große Areale östlich und westlich des ZOB aufzustellen. Das Tempo, mit dem die Stadtverwaltung die Planungen durchziehen möchte, sorgte allerdings für Bedenken.

Bis Ende 2024 will die Kommune die Bauleitplanungen für die Brawo-City und den ZOB sowie ein großes Gebiet zwischen dem ZOB, dem Hauptbahnhof, der Siegfried-Ehlers-Straße und der Poststraße abschließen. Die SPD mahnt zur Vorsicht, die CDU zur Eile.

„Dieses Projekt ist das größte stadtentwicklungspolitische Projekt der letzten Jahrzehnte“, sagte Ralf Krüger (SPD) in der Ausschusssitzung. Er sieht noch viele Unbekannte – nicht nur, ob Signa im angekündigten Umfang investiert und wie viele BürosVolkswagen benötigt. Sondern auch, wo der heutige ZOB, der zum „Mobile Hub“ für verschiedene Verkehrsmittel werden soll, hinpasst, ob es tatsächlich einen Brückenschlag zum Werk gibt und ob Teile der Porschestraße abgehängt zu werden drohen, sollten zu viele neue Geschäfte am Nordkopf entstehen.

SPD und PUG wollen am Nordkopf nichts überstürzen

Die Stadt müsse konkrete Ziele formulieren, forderte Krüger. „Man muss sehen, dass Investoren vorrangig mit Renditeinteresse unterwegs sind.“ Gegen dieses Interesse müssten die Wünsche der Bevölkerung abgewogen werden. Den Zeitplan bezeichnete Krüger daher als sehr ehrgeizig. „Wenn wir länger brauchen, müssen wir uns die Zeit nehmen.“

Auch Jens Tönskötter (PUG) sprach sich dafür aus, nichts zu übereilen. Statt eine Ansammlung von „Leuchttürmen“ zu schaffen, müsse das ganze Gebiet aufgewertet werden. „Was wir heute haben, ist ein Kiez im Negativen.“

CDU warnt vor verpassten Chancen

Rund um Wolfsburgs ZOB sollen in den kommenden Jahren neue Einkaufs-, Wohn- und Büroquartiere entstehen.
Rund um Wolfsburgs ZOB sollen in den kommenden Jahren neue Einkaufs-, Wohn- und Büroquartiere entstehen. © regios24 | Sebastian Priebe

Der CDU-Ratsherr Werner Reimer warnte dagegen davor, eine Chance zu verpassen: Die Vergangenheit habe gezeigt, dass es immer nur kleine Zeitfenster für Investitionen gebe. „Nach der Krise ist vor der Krise“, so Reimer. „Jetzt müssen wir aufpassen, dass wir nicht den Zug verpassen.“

Er wünscht sich zudem, die Beeinträchtigungen durch den Bau der Brawo-Arkaden und die anderen Großprojekte im Rahmen zu halten. „Zwischenzeitlich überall nur Baustellen zu haben, ist schwierig. Die Porschestraße muss auch im Übergang attraktiv sein“, meinte er.

Sowohl Reimer als auch sein Parteikollege Kai Kronschnabel machten darüber hinaus klar, dass die CDU dagegen ist, Autos aus der Innenstadt zu verdrängen. Die Mehrheit der Besucher komme aus den Außenbereichen des Stadtgebietes, so Kronschnabel. Auch sie müssten in die City gelangen – vor allem mit dem Auto. Wichtig ist der CDU auch, dass Bahnreisende weiterhin mit dem Auto am Hauptbahnhof abgesetzt oder abgeholt werden können.

Rathausplatz in Wolfsburg soll zum „Klimalabor“ werden

Der Strategieausschuss hat sich am Dienstag dafür ausgesprochen, große Teile der nördlichen Innenstadt zu überplanen.
Der Strategieausschuss hat sich am Dienstag dafür ausgesprochen, große Teile der nördlichen Innenstadt zu überplanen. © Jürgen Runo

Noch sehr unausgegoren erschien dem Ausschuss die Verwaltungsidee, mit Fördermitteln aus dem Resiliente-Innenstädte-Programm des Landes den Umbau des Rathausplatzes zu einem „Klimalabor“ zu planen. Mangels genauerer Informationen oder Vorskizzen und angesichts der Tatsache, dass die Beschlussvorlage erst am Vortag freigegeben wurde, konnten sich einige Ausschussmitglieder wenig darunter vorstellen.

Der Vorschlag wurde ohne Abstimmung an die nächsten Gremien weitergegeben. Nachfragen sorgten aber zumindest für ein bisschen mehr Klarheit: Stadtbaurat Kai-Uwe Hirschheide erklärte, dass eine ganz ruhige Optik angestrebt werde, mit weniger Höhenunterschieden, mehr Grün und vielen Wasserflächen, die in heißen Sommern für Abkühlung sorgen. Einvernehmen schien darüber zu herrschen, dass es um die Betonlandschaft mit ihren „Flakstellungen“ (Tönskötter) vor dem Wolfsburger Rathaus nicht schade wäre.

Weiteres Innenstadt-Projekt: die Aufwertung des Kleistparkes

Der Kleistpark im Herzen Wolfsburgs gibt zurzeit ein etwas tristes Bild ab.
Der Kleistpark im Herzen Wolfsburgs gibt zurzeit ein etwas tristes Bild ab. © regios24/Lars Landmann

Einstimmig sprach sich der Ausschuss für ein weiteres Projekt aus: Die Umgestaltung des Kleistparkes soll zur Förderung eingereicht werden. Das Ziel lautet, den Park zwischen Goethestraße und Kleiststraße bis 2027 zu einer grünen Oase mit hoher Aufenthaltsqualität und vielfältigen Freiräumen zu machen.

Ein Gutachterverfahren hat schon stattgefunden. Der Detailentwurf zeigt unter anderem eine Strandlounge, eine neue Sprayerwand, einen wiederbelebten Kiosk und viele zusätzliche Bäume, unter anderem auf dem Parkplatz hinter dem Penny-Markt. Laut Beschlussvorlage sollen im Kleistpark Flächen entsiegelt, Starkregenvorsorge getroffen und die biologische Vielfalt gesteigert werden.

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