Wolfsburg. Anwohner der Straße „Auf der Sonnenwiese“ hoffen auf eine Lösung für ihre Tiefgaragen-Ausfahrten. Warum es für Verkehrsspiegel eine Absage gibt.

Wenn Anwohnerinnen und Anwohner der Straße „Auf der Sonnenwiese“ am alten Freibad West in Wolfsburg aus ihren Tiefgaragen fahren, müssen sie besonders achtsam sein. Denn eine Hauswand auf der einen und eine hohe Mauer auf der anderen Seite versperren an den drei Ausfahrten den Blick auf Fußweg und Straße. Als weiteres Hindernis kommt – auf Höhe der Hausnummer 18 – eine Straßenbiegung hinzu. Das erschwert die Sicht zusätzlich.

Walter Marquart und Thomas Schneider machen sich daher Sorgen um die Sicherheit. Vor allem, weil durch die nahe gelegene Heinrich-Nordhoff-Gesamtschule viele Kinder unterwegs sind. „Mit dem Fahrrad oder dem Roller sind sie schnell und stehen manchmal plötzlich da“, schildert Thomas Schneider. Sein Nachbar Walter Marquart ergänzt: „Auch die Postfrau fährt mit ihrem Lastenrad vorbei. Man sieht beim Rausfahren kaum, ob jemand kommt.“ Die beiden befürchten: „Irgendwann passiert mal etwas!“

2016 ist Walter Marquart in eine der Eigentumswohnungen in dem Wohnblock auf dem Laagberg gezogen. Nach dem Einzug, berichtet der 82-Jährige, hätten er und andere Anwohner sich wegen der Situation an die Stadt gewandt. Ihr Vorschlag: Ein großer Verkehrsspiegel auf der gegenüberliegenden Straßenseite. So könnten Autofahrer den Verkehr besser überblicken und gefährliche Situationen eindämmen. Das sei damals allerdings abgelehnt worden, schildert der Wolfsburger.

Stadt Wolfsburg lehnt Wunsch nach Verkehrsspiegeln ab

Also beschlossen die Bewohner, auf eigene Faust Spiegel auf dem Privatgrundstück anzubringen – je einen links und rechts der drei Tiefgaragen-Ausfahrten. Kostenpunkt: knapp 50 Euro pro Spiegel. „Die Spiegel sind schon öfters von Vandalen kaputt gemacht worden“, erzählt Marquart. „Erst vor wenigen Tagen haben wir einen Spiegel erneuert. Am nächsten Morgen war der verdreht und der andere abgerissen“, ergänzt Thomas Schneider. Dem 61-Jährigen und seinen Nachbarn gehe es nicht ums Geld: „Unser Anliegen ist die Sicherheit.“

Die Bewohner hoffen, dass sich die Stadt um eine Lösung kümmert. Doch von der Verwaltung gibt es eine Absage: „In Abstimmung mit der Verkehrsbehörde werden seit Jahren im öffentlichen Verkehrsraum keine Verkehrsspiegel angeordnet und aufgestellt. Hintergrund ist, dass keine dauerhafte Nutzbarkeit sicher gestellt werden kann und dadurch eine größere Gefahrenquelle geschaffen wird“, heißt es seitens der Stadt.

Nur noch zehn Spiegel auf öffentlichen Straßen in Wolfsburg

Verkehrsspiegel seien in der Vergangenheit mehrfach verdreht, blind oder verschmutzt gewesen, so dass an diesen Stellen darauf verzichtet wurde. „Es greift ausschließlich die Sorgfaltspflicht der Nutzerinnen und Nutzer“, berichtet Pressereferentin Christiane Groth. Im Stadtgebiet gibt es laut Auskunft der Kommune schätzungsweise nur noch zehn Spiegel auf öffentlichen Straßen. Und die werden nur noch so lange kontrolliert, „bis sie abgängig sind, werden aber nicht mehr ersetzt“, so Groth weiter.

Was viele nicht wissen: Verkehrsspiegel sind keine offiziellen Verkehrszeichen der Straßenverkehrsordnung, wie Klaus Seiffert von der Verkehrswacht Wolfsburg erklärt. Stattdessen handele es sich um ein Hilfsmittel. Der Vorsitzende verweist darauf, dass auf die Spiegel nicht zu 100 Prozent Verlass sei. „Es ist ein Für und Wider. Es gibt immer ein Restrisiko“, sagt Seiffert. Er empfiehlt, bei gefährlichen Ausfahrten oder Kreuzungen stets mit Schrittgeschwindigkeit zu fahren oder Personen als Lotsen heranzuziehen.

Ob die Spiegel wirklich für Sicherheit sorgen, darüber teilen sich die Meinungen. Eine Gefahrenquelle sei laut Experten, dass die Verkleinerung und Verzerrung dazu führen könne, dass Verkehrssituationen falsch eingeschätzt würden. Gleichzeitig könne das Spiegelbild nie den kompletten Verkehrsraum abdecken, so dass gefährliche tote Winkel entstünden. Und, gibt Klaus Seiffert zu bedenken: „Wenn die Spiegel im Winter zugefroren sind oder die Sonne zurückreflektiert, können Autofahrer nichts sehen.“

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