Wolfsburg. Hohe Einkaufspreise, sparsame Kunden: Viele Floristen spüren die Folgen des Ukraine-Krieges. In der Porschestraße steht nun noch ein Laden leer.

Der Bären-Treff in der Porschestraße ist geschlossen, im Schnellrestaurant an der Ecke sind die Fenster verklebt, und nun ist auch Blume 2000 weg aus Wolfsburg: Das Geschäft in der Fußgängerzone hat den Verkauf zum Jahresende eingestellt, in den vergangenen Tagen wurde der Laden ausgeräumt.

Warum, ist unklar. Der Filialist aus Norderstedt hat sich bislang nicht zu der Schließung in Wolfsburg geäußert. Allerdings kämpft der Blumenhandel insgesamt mit Problemen, wie Wolfsburger Blumenladen-Besitzer und der Fachverband Deutscher Floristen schildern.

Auf die Frage, ob die Wolfsburger in Zeiten steigender Verbraucher- und Energiepreise weniger kaufen, antwortet Melanie Schumacher: „Definitiv.“ Schumacher betreibt seit 2017 das Blumengeschäft Blumenliebe in Mörse. Sie sagt: „Man merkt, dass die Leute sparen und gerade auf Sachen, die nicht lebensnotwendig sind, verzichten.“

Blume 2000 hat Laden in Wolfsburg geschlossen

Die Einkaufspreise für Pflanzen gingen nach oben, die Blumenläden könnten kaum gegensteuern. Von einer Kollegin aus einem Nachbar-Landkreis hat Schumacher gerade gehört, dass sie befürchtet, ihr Geschäft schließen zu müssen. „Es ist spannend, wo die Reise noch hingeht“, sagt die Wolfsburgerin.

Sie findet die Situation schwieriger als zu Hochzeiten der Pandemie. Da gehörten die Floristen zu den Ersten, die wieder öffnen durften. Und die Menschen, die kaum Möglichkeiten zum Geldausgeben hatten, hätten sich Blumen gegönnt oder verschenkt. Heute plage sie die Sorge vor hohen Nachzahlungen.

Blumenläden leiden unter Konsumzurückhaltung

„Vor Weihnachten hat man extrem gemerkt, dass die Leute verhaltener sind“, sagt auch Katharina Rex. Vor einem Jahr hat sie die Blumenstube in Vorsfelde eröffnet. In der Vorweihnachtszeit beobachtete sie immer wieder, wie Kunden Dekorationsartikel bewunderten – und dann doch wieder wegstellten.

Rex blieb auf Ware sitzen, kann es aber verstehen. Auch sie schaue gerade privat aufs Geld. Strom, Heizen, Tanken: Alles sei teurer geworden. „Muss ich da wirklich meinen Wichtel verkaufen?“, fragt sie. „Ich glaube, man muss geduldig sein.“

Ladenbesitzer bleiben auf ihrer Ware sitzen

Unter Druck sieht der Fachverband Deutscher Floristen die Blumengeschäfte. „Die letzten beiden Jahre haben die Welt verändert. Erst haben die Corona-Maßnahmen dem Einzelhandel extrem zugesetzt, dann kamen viele Events, Feierlichkeiten und Veranstaltungen aller Art, die über einen langen Zeitraum ausgefallen und nicht floral dekoriert worden sind, noch dazu. Dieser Ausfall hatte natürlich erhebliche Auswirkungen auf unsere Branche“, erklärt Pressesprecherin Nicola Fink. „Und jetzt spüren wir zudem die Auswirkungen des Ukraine-Krieges.“

Sie bezeichnet die steigenden Energiepreise und Betriebskosten, erhöhten Preise in der Zierpflanzenproduktion und damit verbundenen höheren Einkaufspreise für den Blumenhandel sowie eine generelle Verunsicherung und erhebliche Konsumzurückhaltung der Verbraucher als „erhebliches Anforderungspaket“ für die Floristen. Der Wettbewerbsdruck durch den Lebensmitteleinzelhandel und die Discounter, die ebenfalls Blumen verkaufen, komme noch hinzu. Doch trotz der enormen Herausforderungen bewiesen sich viele Floristen und Floristinnen als kreative Unternehmer.

Auch Floristen fehlen in Wolfsburg

Iwone Pieniazek verkauft Blumen bei Mooi in der Wolfsburger City-Galerie. In der Branche herrscht Personalmangel. 
Iwone Pieniazek verkauft Blumen bei Mooi in der Wolfsburger City-Galerie. In der Branche herrscht Personalmangel.  © regios24 | LARS LANDMANN

Schwierig findet auch Sandy Hogenboom die derzeitige Lage. Allerdings aus anderen Gründen. „Der Personalmangel ist ein Problem“, sagt die Inhaberin des BlumengeschäftesMooi in der Porschestraße. Es sei schwierig, Floristen oder geschulte Aushilfen zu finden.

In Wolfsburg arbeiteten „fast alle“ bei Volkswagen, der Einzelhandel sei aufgrund der Arbeitszeiten bis in den Abend und an den Samstagen relativ unattraktiv. „Und natürlich verdient man auch nicht die Welt“, so Hogenboom.

In der Porschestraße herrscht Leerstand

Das Wolfsburger Traditionsgeschäft Klarhöfer Blumen versucht, höhere Einkaufspreise mit einem bewussten Einkauf und veränderten Bindetechniken abzufedern. Und trotz Krise bauen Gabi und Frank Klarhöfer gerade ein neues Geschäftshaus in der Lessingstraße.

Bleibt die Frage, wie es mit den leerstehenden Geschäften in der Porschestraße weitergeht. Nach Angaben der Wolfsburg Wirtschaft und Marketing Gesellschaft (WMG) liegen für die Flächen in diesem Teil der Fußgängerzone Anfragen von Mietinteressenten vor. Erste Sondierungsgespräche würden geführt, berichtet Citymanagement-Bereichsleiter Frank Hitzschke.

Dass am Ende ansprechende Geschäfte einziehen, kann die WMG allerdings nicht garantieren. Sein Geschäftsbereich stehe Eigentümern und Vermietern bei der Suche nach potenziellen Nachmietern zur Seite und unterstütze im Rahmen seiner Möglichkeiten dabei, Angebot und Nachfrage mit dem Ziel einer bestmöglichen Angebotsauswahl in der Innenstadt zusammenzubringen, so Hitzschke. „Letztlich handelt es sich bei der Vermietung der Geschäftsflächen jedoch um privatwirtschaftliche Abwägungen.“ Und um Entscheidungen der Eigentümer sowie der Mieter.

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