Wolfsburg. Martin Gebhardt, Sprecher des Freundeskreises des Automuseums Volkswagen, stellt das besondere Exponat vor, das mit Wolfsburgs Historie verbunden ist.

Martin Gebhardt war noch ein Bub, zehn oder elf Jahre alt, als er die beiden zum ersten Mal sah: Charlotte Nordhoff entstieg auf der damals vierspurigen Porschestraße ihrem VW-Käfer und ging ins Café Cadera, das sich schon zu der Zeit an der gleichen Stelle wie heute befand. „Ich habe diese hochgewachsene, elegante Frau, die diesem wunderschönen blauen Auto mit dem gleichfarbigen Schiebedach entstieg, mit großen Augen beobachtet“, erinnert sich der Sprecher des Freundeskreises Stiftung Automuseum Volkswagen.

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Heute steht der Käfer aus dem Baujahr 1960 mit dem luftgekühlten Vier-Zylinder-Boxermotor als Dauerleihgabe der Familie Nordhoff im Automuseum an der Dieselstraße – und zählt damit zu den Schmuckstücken auf der Fläche. „Mehr Luxus als in diesem Wagen bot Volkswagen Anfang der 60er Jahre nicht an“, weiß Martin Gebhardt. Das mit allerhand Chrom verzierte Export-Modell, das einen Hubraum von 1192 Kubikzentimetern und 34 PS sprich 25 KW hat, gab es ab Mitte 1949 zu kaufen. „Stärkere Motoren waren damals auch noch nicht verfügbar“, erläutert der 73-Jährige.

Das Exponat trägt den schönen Namen „Charlotte“ – benannt nach der Frau, die Heinrich Nordhoff 1930 ehelichte – und war das private Familienfahrzeug des ab 1. Januar 1948 als Generaldirektor der Volkswagenwerk GmbH Tätigen. „Die Nordhoffs kannte damals jeder in Wolfsburg. Frau Nordhoff war immer sehr, sehr schick und stets mit Hut gekleidet und hat immer ihren Kuchen bei Cadera gekauft. Schon damals haben alle die prachtvolle Villa auf dem Steimker Berg bewundert“, weiß Martin Gebhardt.

Ein Käfer aus Wolfsburg, der immer noch auffällt

Charlotte Nordhoff wurde am 6. Januar 1899 mit dem Nachnamen Fassunge in Hildesheim geboren und verstarb am 6. April 1968 in Wolfsburg. Der Kugelporsche von 1960, von dem 1955 der Millionste, 1965

Für  die Verwendung dieses Wappens musste Volkswagen dem Grafen von der Schulenburg eine Lizenzgebühr zahlen.
Für  die Verwendung dieses Wappens musste Volkswagen dem Grafen von der Schulenburg eine Lizenzgebühr zahlen. © regios24 | Helge Landmann

der Zehnmillionste gebaut wurde, fällt auch heute noch durch seine gelben Doppelscheinwerfer, die Hörner an der auf Hochglanz polierten Stoßstange, die verchromten Radkappen sowie das hochwertige Interieur auf: ein Radiogerät, einen nicht serienmäßigen weißen Haltegriff für den Beifahrer, das weiße Zwei-Speichen-Lenkrad und die noch im Original erhaltenen beigefarbenen Sitzbezüge.

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„Ich verliebe mich jedes Mal neu in diesen Wagen, wenn ich ihn im Museum entdecke. Dann streichle ich ganz vorsichtig über sein Schiebedach und fühle mich wieder jung“, gesteht der VW-Rentner, der zuletzt in der Abteilung „Forschung und Entwicklung“ im Bereich des Umweltschutzes tätig war.

Ein teures Wappen für Volkswagen

Ein ganz besonderer Hingucker an dem Fahrzeug ist das etwa Skatkarten-große Wolfsburg-Wappen auf der Fronthaube. „Das Wappen gab es nur bis Anfang der 60er Jahre“, blickt Martin Gebhardt zurück. Grund: Volkswagen musste dem Grafen von der Schulenburg eine Lizenzgebühr für die Verwendung bezahlen. Als die Stückzahlen stiegen – 1961 erreichte VW erstmalig eine Million Wagen pro Jahr und wurde damit drittgrößter Autohersteller der Welt –, wurde die Verwendung des Wappens aus Kostengründen eingestellt, mutmaßt der Rühener.

Übrigens: Gleich neben dem Käfer liegt auf dem mit Mosaiksteinen geschmückten Tisch das Gästebuch des Museums aus. Der Beistelltisch stammt aus dem Büro des Professors und Diplom-Ingenieurs E. h. Nordhoff. Der Original-Schreibtisch des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Volkswagen AG steht noch im Museumsarchiv.

Die Liebe zum Käfer indes ist bei Martin Gebhardt seit damals ungebrochen: Seit 28 Jahren ist er Besitzer eines Käfer-Cabrios 1303 S aus dem Baujahr 1977 mit 50 PS.

Mehr Luxus als in diesem Wagen bot VW Anfang der 60er Jahre nicht an: ein Radiogerät, einen nicht serienmäßigen, weißen Haltegriff für den Beifahrer und das Zwei-Speichen-Lenkrad.
Mehr Luxus als in diesem Wagen bot VW Anfang der 60er Jahre nicht an: ein Radiogerät, einen nicht serienmäßigen, weißen Haltegriff für den Beifahrer und das Zwei-Speichen-Lenkrad. © regios24 | Helge Landmann