Wolfsburg. Nach zwei harten Corona-Wintern kommt das wichtige Weihnachtsgeschäft in der Wolfsburger Gastronomie wieder in Gang. Doch es gibt noch Zurückhaltung.

Was waren das für irre Zeiten: Nach dem ersten Corona-Winter, in dem in Sachen Weihnachtsfeiern überhaupt nichts ging, waren vorweihnachtliche Zusammenkünfte 2021 wieder erlaubt. Doch es gab keine klare Linie, Wolfsburgs Gastwirte und ihre Gäste aus Firmen und privaten Gruppen kämpften mit einem wilden Mix aus 3G, 2G und 2Gplus. Viele Lokale blieben wegen der allgemeinen Verunsicherung leer. Das sieht 2022 schon deutlich anders aus.

„Die großen Weihnachtsfeiern fehlen, aber kleinere Gruppen kommen“, fasst Melanie Perricone den Trend in der Wolfsburger Gastronomie zusammen. Der Vorsitzenden des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) ist anzuhören, dass sie ein Stück weit erleichtert ist nach zwei schlimmen Corona-Wintern für die Branche: „Man merkt schon, dass in der Gastronomie wieder deutlich mehr los ist.“

Wolfsburger Dehoga-Vorsitzende berichtet von kleineren Weihnachtsfeiern

Für ihre beiden eigenen Betriebe, die die Gastronomin führt, den Lindenhof und das Wildfrisch in Nordsteimke, berichtet sie ganz Ähnliches in puncto Weihnachtsfeiern: „Wir sind gut gebucht. Was uns aber fehlt, sind die großen Feiern. Unsere größte Gruppe hat 60 Personen. Die Leute sind noch zurückhaltend. Es ist deutlich besser als 2021, aber wir sind noch weit entfernt vom Vor-Pandemie-Niveau.“

Hinzu kommt: „Die Personenzahlen für die Feiern reduzieren sich täglich“, schildert Melanie Perricone. Es gebe viele krankheitsbedingte Änderungen. „Es ist nicht mehr so wie früher, als die Leute mit einer Erkältung trotzdem gekommen sind.“ Niemand wolle hustend und naseschniefend in großer Runde sitzen und so Angst vor Corona verbreiten.

Fußball-WM spielt bei Weihnachtsfeier-Planung kaum eine Rolle

Und welche Rolle spielt die Fußball-Weltmeisterschaft bei den Weihnachtsfeiern? Es habe deswegen vereinzelt Verschiebungen gegeben. „Aber es ist keine WM wie sonst. Sie ist umstritten, es ist kalt… Daher ist sie für uns kein Thema“, sagt Melanie Perricone klar. Andere Gastronomen berichten Ähnliches.

„Wir haben keine größeren Weihnachtsfeiern, aber viele kleinere mit maximal 50 Personen“, sagt Uwe Eilert, Wirt im Fallersleber Hoffmannhaus. „Ich denke mal, dass die Leute auf Nummer sicher gehen und noch Bedenken haben wegen Corona.“ Er stellt klar: „Wir sind mit den Weihnachtsfeiern noch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau – aber es ist schon besser dieses Jahr.“

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Neues Problem durch finanzielle Sorgen der Gäste

„Es läuft, wir hatten schon die ersten Weihnachtsfeiern von Firmen und Vereinen“, erzählt Djuliano Saliovski vom Restaurant „Goldene Henne“ in der Wolfsburger Innenstadt. Doch nun gebe es ein neues Problem: „Viele haben finanzielle Sorgen und sind unsicher, was beim Energieverbrauch an Nachzahlungen auf sie zukommt.“ In Kombination mit stark gestiegenen Lebensmittelpreisen, vor allem bei Enten und Gänsen, führe das zu Diskussionen. „Wir müssen uns plötzlich für die Preise rechtfertigen. Ich versuche dann, das den Gästen zu erklären“, berichtet der Wirt.

Auch Inhaber Norbert Steinweh vom Vorsfelder Hof muss sich mit den stark gestiegenen Geflügelpreisen arrangieren. „Gänse sind exorbitant teuer geworden. In Polen und Ungarn gab’s die Vogelgrippe und die Energiekosten sind stark gestiegen. Gegenüber 2019 hat sich der Gänsepreis verdoppelt.“ Statt früher 28 Euro für Gans satt pro Person nehme er nun 34 Euro, „aber das ist die Schmerzgrenze“.

Firmen verzichten coronabedingt noch auf ganz große Feiern

Was die Corona-Pandemie betrifft, sagt der Vorsfelder Gastronom: „Ich bin sehr zufrieden. Es fehlt bei den Weihnachtsfeiern nicht viel zur Vor-Corona-Zeit.“ Es kämen viele kleinere Gruppen von bis zu zwölf Gästen.

Bei etlichen Firmen wird coronabedingt tatsächlich noch auf ganz große Feiern verzichtet, wie unter anderem von mehreren angefragten Unternehmen zu erfahren war. Stattdessen berichteten die Betriebe von kleineren Feiern in einzelnen Abteilungen.

Weihnachtsfeiern im kleineren Rahmen in den Abteilungen

Die Stadtwerke-Unternehmensgruppe habe in den beiden ersten Corona-Jahren auf Betriebsweihnachtsfeiern verzichtet, berichtete Pressesprecherin Petra Buerke. Stattdessen sei der Spätsommer mit erfahrungsgemäß niedriger Corona-Inzidenz für ein Mitarbeiterfest genutzt worden. Aus diesem Grund gebe es auch 2022 keine große Weihnachtsfeier. Jedoch würden wie früher wohl einzelne Abteilungen gemeinsam über den Weihnachtsmarkt schlendern oder sich zu gemütlichen Abendessen treffen.

„Wir sind aufgrund der Corona-Situation weiterhin vorsichtig und planen keine große Weihnachtsfeier“, äußerte sich Pressesprecher Philipp Drinkut von der Audi BKK. „Die Einheiten bei uns im Haus organisieren bei Bedarf selbstständig kleinere Feiern.“