Wolfsburg. Sirenen, Durchsagen, Warnungen auf dem Handy: Am 8. Dezember ist bundesweiter Warntag. Was Wolfsburger wissen und beachten sollten.

Sirenen, Durchsagen, Warnhinweise auf dem Smartphone: Heute ist der nächste bundesweite Warntag. An diesem Donnerstag sollen in ganz Deutschland die Warnsysteme getestet werden. Auch die Stadt Wolfsburg überprüft ihre Hochleistungssirenenanlage und beteiligt sich mit zahlreichen Maßnahmen am bundesweiten Warntag.

Oberbürgermeister Dennis Weilmann misst dem Thema eine große Bedeutung bei: „Der Warntag ist ein wichtiges Instrument, um im Ernstfall gerüstet zu sein und schnell und flächendeckend zu informieren“, verdeutlichte Weilmann. „Ziel ist es, alle Menschen zu erreichen – egal, wo sie sich zum Alarmzeitpunkt aufhalten.“

Bundesweiter Warntag: Zwei Probe-Alarme in Wolfsburg

Zwei Probe-Alarme werden in der Volkswagenstadt ausgelöst. Über die Sprach-Sirenen ist um 11 und 15.40 Uhr zuerst der allgemeine Warnton (eine Minute auf- und abschwellend) zu hören, wie die Stadt mitteilte. Danach wird eine Sprachdurchsage abgespielt, zum Abschluss erfolgt der Entwarnungston. Zusätzlich zu den Sirenen warnt die Kommune auf verschiedenen Kanälen wie Warn-Apps, um die Systeme zu überprüfen und aufeinander abzustimmen.

So werden erstmals auch die digitalen Stadtinformationsanlagen von Ströer im Wolfsburger Stadtgebiet bespielt. Für die Warnung stehen acht Anlagen in der Fußgängerzone, fünf an Hauptverkehrswegen, vier im Bahnhofsbereich und 16 Screens in der City-Galerie zur Verfügung.

Die Warnmeldungen, die auf den Medien von Ströer zu sehen sein werden, sind deutlich als Warnung der Feuerwehr gekennzeichnet und enthalten die wichtigsten Warninhalte inklusive Verhaltensempfehlungen. Entsprechende Warnmeldungen werden im Gefahrenfall innerhalb von zehn Minuten auf allen Screens gezeigt. Bei einer Entwarnung oder dem Abbruch der Meldung läuft die Meldung noch eine Stunde weiter, gekennzeichnet mit dem Stempel „Entwarnung“.

Bundesinnenministerium testet Warnkanal Cell Broadcast

Erstmalig soll auch der Warnkanal Cell Broadcast getestet werden, heißt es auf der Internetseite des Bundesinnenministeriums. Geplant ist, eine Testwarnmeldung bundesweit zu versenden. Diese Nachricht, die wie eine SMS aussieht, erscheint dann auf allen Endgeräten, die in einer Mobilfunkzelle eingebucht sind und über die Empfangsfähigkeit von Cell-Broadcast-Nachrichten verfügen.

Anders als bei den Warn-Apps Nina und Katwarn werden damit auch Menschen erreicht, die kein Smartphone nutzen. Ende Februar 2023 soll Cell Broadcast an den Start gehen und die bisherigen Warnmittel wie die Warn-App Nina, Radio, Fernsehen oder digitale Werbetafeln ergänzen.

Katastrophenschutz der Stadt informiert vor dem Rathaus

Von 9 bis 16 Uhr begleitet am Donnerstag die Abteilung Zivil- und Katastrophenschutz der Stadt Wolfsburg den Warntag auf dem Rathausvorplatz und stellt Infomaterial zur Verfügung. „Dabei können Fragen rund um das Thema Zivil- und Katastrophenschutz beantwortet werden, darüber hinaus werden auch Hilfestellungen bei der Installation und Einrichtung der Warn-App Nina gegeben“, sagte Janne Surborg von der Stadtkommunikation.

Auch Oberbürgermeister Dennis Weilmann wird während des Auslösens der Bevölkerungswarnung um 11 Uhr auf dem Rathausplatz sein. „Das direkte Gespräch mit den Menschen ist uns sehr wichtig“, erläuterte Manuel Stanke, Leiter des Geschäftsbereichs Brand- und Katastrophenschutz. „Gerade zum Thema Zivilschutz gibt es oft Fragen, die wir sehr gut beantworten können.“

Stadt Wolfsburg bittet Bürger um Rückmeldungen

Die Stadt Wolfsburg bittet Bürgerinnen und Bürger, die die Durchsage oder den Ton nicht gehört haben, sich im Anschluss an den Probealarm unter der Behördennummer 115 zu melden. Extra für den Warntag geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden konkrete Fragen (zum Beispiel zum Aufenthaltsorts während des Probealarms) stellen, um das Warnsystem im Nachgang optimieren und im Ernstfall alle Menschen erreichen zu können.

„Mit dem Warntag und der Rückmeldung der Bevölkerung werden die technischen Abläufe im Fall einer Warnung und auch die Warnmittel selber auf ihre Funktion und auf mögliche Schwachstellen hin überprüft“, erklärte Andreas Bauer, zuständiger Dezernent, die Bedeutung des Warntags. „Eventuelle Schwachstellen in der Warnkette werden identifiziert und verbessert und so das System der Bevölkerungswarnung sicherer gemacht.“

Im Wolfsburger Stadtgebiet gibt es 52 Sirenenstandorte

Der Bevölkerungsschutz im Katastrophenfall hat spätestens durch die schlimmen Überflutungen 2021 im Südwesten Deutschlands mit fast 200 Toten eine hohe Dringlichkeit bekommen. Bundesweit wurden Warnsysteme, die über Jahre hinweg teilweise vernachlässigt oder abgeschafft wurden, modernisiert und ausgebaut.

Die Stadt Wolfsburg sieht sich beim Bevölkerungsschutz sehr gut aufgestellt. Laut Janne Surborg von der Stadtpressestelle gibt es derzeit 52 Sirenenstandorte im Stadtgebiet. Diese seien mit einem Investitionsvolumen von etwa 650.000 Euro in den vergangenen Jahren aufgebaut worden.

Aufgrund einer Notstromversorgung seien die Sirenen bis zu vier Wochen einsatzbereit und könnten in diesem Zeitraum mehrere Male ausgelöst werden. „Damit nimmt die Stadt Wolfsburg eine Vorreiterrolle in der Nutzung eines flächendeckenden Sirenensystems mit sogenannten ,sprechenden Sirenen’ in Niedersachsen ein“, teilte Surborg mit.

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Das leisten die Wolfsburger Sirenen

Neben den üblichen Warntönen können die Wolfsburger Sirenen noch einiges mehr, um Einsatzkräfte zu alarmieren, die Bevölkerung zu warnen und Entwarnung zu geben. Sie verfügen über vorgefertigte Textbausteine, die von der Leitstelle der Berufsfeuerwehr ausgelöst werden könnten: „Schließen Sie Fenster und Türen“, ist ein Beispiel.

Auch die klassischen Heultöne sind hinterlegt, so dass die Freiwilligen Feuerwehren über die Sirenen alarmiert werden könnten, selbst wenn das Digitalfunknetz des Landes ausfällt. Die Stadt hat zudem die Möglichkeit, Live-Durchsagen einzusprechen. Im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 nutzte Ex-Oberbürgermeister Klaus Mohrs die Sirenen, um an die Bürger zu appellieren, sich an die Corona-Regeln zu halten.

Erster Warntag im September 2020 war bundesweit ein Flop

Am ersten Warntag am 10. September 2020 hatte es bundesweit Probleme gegeben. So kamen unter anderem die Meldung der Warn-Apps Nina und Katwarn erst mit 30-minütiger Verspätung auf den Smartphones an – im Ernstfall viel zu spät. Das Bundesinnenministerium hatte damals den Warntag als „Fehlschlag“ bezeichnet. Der im Herbst 2021 geplante Warntag wurde abgesagt, weil erst noch eine umfassende Testlandschaft aufgebaut werden sollte.

Das unternimmt die Stadt Wolfsburg für den Zivilschutz

Und wie ist die Stadt Wolfsburg noch für den Zivilschutz aufgestellt? Es gibt einen öffentlichen Schutzraum. Dieser befindet sich in der Tiefgarage des Südkopfcenters und soll Platz für 5000 Personen bieten. Laut Stadt handelt sich hierbei um einen konventionellen Bunker gegen Luftangriffe, dessen Ausstattung aus den 1990er-Jahren stammt.

In der Tiefgarage des Wolfsburger Südkopfcenters sollen im Fall eines Luftangriffs bis zu 5000 Menschen Platz finden.
In der Tiefgarage des Wolfsburger Südkopfcenters sollen im Fall eines Luftangriffs bis zu 5000 Menschen Platz finden. © regios24 (Archiv) | Helge Landmann

65 Trinkwassernotbrunnen gibt es im Wolfsburger Stadtgebiet

Auch beim Thema Notwasserbrunnen und Notstromaggregate sieht die Stadtverwaltung Wolfsburg gut gerüstet. Es gebe im Stadtgebiet 65 Trinkwassernotbrunnen, sagte der zuständige Dezernent Andreas Bauer im April unserer Zeitung. Diese Notbrunnen würden in Betrieb genommen, falls eine Trinkwasserversorgung über das reguläre Trinkwassernetz nicht mehr möglich sei. Die Position der Brunnen wird aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. Bei jedem Brunnen werde von einer täglichen durchschnittlichen Versorgungsleistung von 2500 Personen pro Tag ausgegangen.

Diese Wolfsburger Einrichtungen verfügen über Notstromaggregate

Über Notstromaggregate verfügen nach Auskunft der Stadt Wolfsburg das Klinikum, die Wolfsburger Entwässerungsbetriebe (WEB) und alle anderen Einrichtungen, die zur kritischen Infrastruktur in Wolfsburg zählen. Die Berufsfeuerwehr und die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr sind ebenfalls mit Notstromaggregaten ausgestattet.

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