Wolfsburg. Sollte es im Winter wegen der Energiekrise zum flächendeckenden Stromausfall kommen, hat die Stadt bereits Notfallpläne. Wie die aussehen.

Es sind Szenarien wie aus einem Film: der Strom fällt aus, Heizungen laufen nicht mehr, Leitungswasser fehlt. Auch wenn Fachleute es für unwahrscheinlich halten: Die Angst vor einem Blackout, also einem flächendeckenden Stromausfall, wächst bei vielen Bürgerinnen und Bürgern. Städte und Gemeinden bereiten sich angesichts der Energiekrise und der derzeitigen Versorgungssituation auf einen möglichen Kollaps vor.

In Wolfsburg gebe es keinen Grund zur Panik. Die Stadt sei gut vorbereitet, besser als andere Kommunen. „Wir sind in Niedersachsen ganz weit vorne“, betonte Manuel Stanke. Am Dienstag erläuterte
der Leiter des Geschäftsbereichs Brand- und Katastrophenschutz den Mitgliedern von Strategie- und Bürgerdienste-Ausschuss in einer gemeinsamen Sondersitzung im Rathaus, welche Maßnahmen im Krisenfall greifen.

Für den Fall der Fälle sei Wolfsburg vorbereitet: Nach einem Stromausfall im Frühjahr 2014, der Teile der VW-Stadt stundenlang lahmlegte, wurde gemeinsam mit einem externen Berater ein Konzept für einen Blackout erarbeitet. Damals fielen im Stadtgebiet für mehrere Stunden Ampeln aus, Fahrstühle blieben stehen, im Klinikum sprangen die Notstromaggregate an. Stanke sprach in der Sitzung vom längsten Stromausfall, den es in der VW-Stadt je gab.

Blackout: Stadt Wolfsburg ist gut vorbereitet

Als einzige Kommune hat Wolfsburg seither ein flächendeckendes Sirenen-Warnnetz. „Darüber können wir Bürger auch bei einem Blackout warnen“, erklärte Stanke. Die Notstromaggregate der kritischen Infrastruktur, dazu gehören unter anderem Feuerwehr, Abfallwirtschaft, Entwässerungsbetriebe und Klinikum, wurden zudem auf ihre Leistung überprüft und teils ausgetauscht. Um diese mit Heizöl zu betreiben, gibt es in Wolfsburg eine notstromversorgte sowie weitere mobile Tankstellen. Bei einem Netzausfall könnten so bis zu 72 Stunden überbrückt werden.

Feuerwehrhäuser als Anlaufstellen im Notfall

Zusätzlich hat die Stadt sogenannte Katastrophenschutz-Leuchttürme eingerichtet, Notfall-Anlaufpunkte für Bürgerinnen und Bürger. Stadtweit sind das die Feuerwehrhäuser. „Bei einem Blackout ist das Mobilfunknetz maximal zwei Stunden betriebsfähig, Telefonanschlüsse sind sofort weg. Die Folge ist, dass keine Notrufe mehr abgesetzt werden können. Die Kat-Türme wären dann Anlaufstellen, um Notrufmeldungen weiterzugeben“, berichtete Stanke. Über Funktechnik könnten die Einsatzkräfte auf den Wachen alarmiert werden. Auch eine Notverwaltung könnte die Stadt als Infopunkt dort einrichten.

Für den Ernstfall ist der Katastrophenschutz der Stadt Wolfsburg nicht nur in der Theorie gewappnet: Vor der Corona-Pandemie gab es immer wieder praktische Übungen, auch bundesweite. „Wir haben unsere Erfahrungen“, versicherte Stanke und ergänzte: „Ich hoffe aber, dass wir nur üben und nie den Ernstfall haben.“

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Energiekrise: Versorgungslage in Wolfsburg sei gut

Dass ein Blackout eher unwahrscheinlich ist, davon geht auch Stadtwerke-Vorstand Frank Kästner aus. Die Versorgungslage in Wolfsburg sei gut. „Das Netz verfügt über Reserven und eine hohe Belastbarkeit“, versicherte Kästner in der Sondersitzung im Ratssitzungssaal. Dennoch könne es etwa durch Schäden zu zeitweisen Versorgungsunterbrechungen kommen. „Das ist ein normales Risiko“, betonte Kästner.

Der Großteil der Haushalte im Stadtgebiet werde mit Fernwärme versorgt, die die Volkswagen Kraftwerk GmbH liefert. Wegen der unsicheren Versorgungslage hat sich das Unternehmen entschieden, in seinen Kraftwerken weiterhin auf Kohle zu setzen. Die geplante Umrüstung auf Erdgas kommt erst später. „Es steht genügend Kohle zur Verfügung“, so Kästner. Und was, wenn Tausende Menschen im Winter als Ersatz für ihre Heizungen elektrische Heizlüfter nutzen? „Die gute Nachricht ist, dass unsere Kunden wissen, dass das Heizen mit elektrischen Geräten teurer ist“, so der Stadtwerke-Vorstand.