Wolfsburg. Autor Daniel Schreiber liest im Wolfsburger Hallenbad aus seinem Werk „Allein“. Darin geht es um ein Thema, das 18 Millionen Menschen betrifft.

Knapp 18 Millionen Menschen in Deutschland sind Singles. Sie leben allein. Einer von ihnen ist Daniel Schreiber. Als Autor und Journalist versteht er es, sich auszudrücken und seine persönliche Lage zu reflektieren. „Hatte ich lange Zeit nicht allein sein können, schien ich das Alleinsein jetzt zu suchen“, schreibt der 45-Jährige in seinem Buch „Allein“. Auf Einladung der städtischen Geschäftsbereiche Gesundheit und Kultur liest Daniel Schreiber aus seinem Spiegel-Bestseller am Freitag, 13. Mai, ab 18 Uhr (Einlass 17 Uhr) im Kulturzentrum Hallenbad.

Alleinsein, also Single sein, sagt Schreiber, verbinde sich oft mit „persönlichem Scheitern“, einem Gefühl, einer Beziehung nicht gewachsen zu sein. Denn Paarbeziehungen gehörten zum Idealbild unserer Gesellschaft. Er hatte Beziehungen zu Männern, erfuhr aber auch die Leere in einer festen Verbindung: „Auch Menschen in einer Partnerschaft können sich einsam fühlen.“

Besonders schlimm ist es für Singles an den Feiertagen

Insofern ist seine Veröffentlichung auch ein Blick auf die Lage von homosexuelleneigenen Erlebens, die er mit philosophischen, soziologischen, psychologischen und kulturtheoretischen Erkenntnissen vermengt. Auf amerikanisch-lockere Art, meinen Rezensenten. So zitiert er die US-Psychologin Lauren Berglant, die bezüglich des Strebens nach Wohlstand und Liebe vom „grausamen Optimismus“ spricht, weil es für viele Menschen nicht erreichbar sei.

Lesen Sie mehr Nachrichten aus Wolfsburg:

Und er bestätigt: Besonders schlimm ist für Einsame Weihnachten und Silvester, wenn die Tage dunkel, aber die Weihnachtsmärkte hell erleuchtet sind, wenn Kekse gebacken werden und die Familie zusammenkommt. Denn „die Einsamkeit schwill an und ebbt wieder ab“. Da empfiehlt er, die besten Weihnachtsgeschenke für Patenkinder zu kaufen.

Daniel Schreiber zeigte Wege raus aus dem Alleinsein

Aber eine Antwort darauf, ob es besser sei, allein zu leben, gibt er nicht. Aber er schildert seine Wege, der Einsamkeit zu entfliehen: Konzerte hören, Theateraufführungen besuchen, überhaupt herausgehen, zu reisen. Ihn lockte Lanzarote. Auch das klare Bekenntnis zum Alleinsein. Denn darin sieht Schreiber auch eine Chance, die zur Selbsterkunden, sich näher zu kommen und damit auch fremden Leuten.

Daniel Schreiber wuchs in Mecklenburg-Vorpommern auf, lebt heute in Berlin. Sechs Jahre war er aufgrund von Stipendien in New York. Dort schrieb er „Susan Sonntag. Geist und Glamour“. Es wurde später ins Englische übersetzt. Er schreibt heute für Die Zeit, den Tagesspiegel und die „taz“. Deutsche Trinkkultur und die eigene Abhängigkeit („Nüchtern“, 2014) beschäftigten ihn und seine Kindheit in der DDR.