Wolfsburg. Der extrovertierte Profi war von Coach Niko Kovac schon vor Monaten suspendiert worden. Nun lösten der VfL Wolfsburg und Max Kruse ihren Vertrag auf.

Er hatte sich gerade zurückgemeldet. Wochenlang war Max Kruse wegen eines Muskelfaserrisses ausgefallen. Nun hatte er jüngst vermeldet, wieder genesen und gesundgeschrieben zu sein. Er wolle sich wieder auf Fußball konzentrieren und seine Karriere sei noch nicht vorbei, hatte Kruse auf seinem Instagramkanal verlauten lassen. Zumindest beim VfL Wolfsburg hat Kruse aber keine Zukunft mehr. Der Fußball-Bundesligist und der Profi haben ihr Vertragsverhältnis, das eigentlich noch bis Juni 2023 galt, aufgelöst.

Max Kruse und Niko Kovac? Das passte nicht

Dass der Linksfuß noch einmal für die Wölfe auflaufen würde, war ohnehin ausgeschlossen. Trainer Niko Kovac hatte ihn bereits vor Monaten aussortiert. Die Philosophie des kroatischen Disziplin-Fans und der Lebensstil des extrovertierten Profis – das passte einfach nicht zusammen. Am 3. September machte Kruse sein letztes Spiel in grün-weiß (2:4 gegen Köln). Anschließend verloren die Wölfe nur noch eine Partie. In Wolfsburg hatten sie sich zusammengesetzt und geschaut, mit wem sie den Weg aus der Krise zum Saisonstart meistern können. Kruse gehörte nicht dazu.

Kurz darauf folgte die Verletztenmeldung des 14-fachen Nationalspielers. Anschließend verdingte er sich mit allem möglichen – aber nicht mit Fußball. Kruse besuchte eine Pornomesse, räumte bei Pokerturnieren ab, brachte seine eigene Youtube-Serie voran – und geriet in Zwist mit Maximilian Arnold.

Zwist zwischen Maximilian Arnold und Max Kruse

Der VfL-Kapitän äußerste sich in einem Podcast zum mangelnden Arbeitseifer seines Kollegen: „Ich bin nicht so wie Max nur so dreieinhalb Stunden, sondern ein bisschen länger hier.“ Und Kruse konterte in seiner ihm eigenen Art: „Der, der weniger Talent hat, muss halt mehr trainieren.“ Am 1. Dezember starten die Wölfe in die erste Trainingsetappe der WM-Pause. Theoretisch hätte Kruse dabei sein können. Ob das gut für die Stimmung in der Kabine gewesen wäre? Dass der VfL den 34-Jährigen loswerden wollte, war klar. Möglich, dass auch für die interne Ruhe eine Lösung vor dem Trainingsauftakt avisiert wurde.

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„In offenen und ehrlichen Gesprächen sind wir übereingekommen, dass diese Lösung für alle Beteiligten am besten ist. Wir wünschen Max auf seinem weiteren Weg alles Gute“, sagt VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer. Einen Abnehmer für einen Transfer haben Schäfer und Geschäftsführer Schmadtke nicht auftun können. Für den Klub wäre das die Ideallösung gewesen – vor allem aus wirtschaftlicher Sicht. Kruse soll in Wolfsburg etwa 3,8 Millionen Euro jährlich verdient haben. Ein wenig davon sparen die Grün-Weißen nun ein. Durch die Vertragsauflösung dürfte Kruse per Abfindung aber noch einen guten Teil des ihm noch zustehenden Salärs einstreichen.

Kruse war zwei Mal beim VfL Wolfsburg

Das Kapitel Max Kruse und der VfL Wolfsburg ist jetzt jedenfalls vorbei – und zwar mit Sicherheit endgültig. Schließlich war es schon der zweite Versuch einer Zusammenarbeit. Schon im Sommer 2015 war der Offensivmann einmal an den Mittellandkanal gewechselt. So richtig glücklich wurde damals niemand. Kruse erzielte zwar immerhin sechs Tore und bereitete acht weitere vor. Aber nach nur einem Jahr war wieder Schluss.

Umso erstaunlicher war dementsprechend, dass der VfL und Kruse die Liaison im Januar 2022 noch einmal aufgewärmt hatten. Und dennoch kam der Linksfuß von Union Berlin nach Wolfsburg. Er sollte den Wölfen mit seinen individuellen Qualitäten helfen, dem Abstiegskampf zu entkommen. Trainer war damals Florian Kohfeldt. Er und Kruse kannten sich aus gemeinsamen Zeiten bei Werder Bremen. Die Zusammenarbeit zwischen ihnen klappte damals gut – auch weil Kohfeldt den Fußballer etwas an der langen Leine ließ. Kruse machte aber auch keinen Hehl daraus, dass neben Kohfeldt auch die gute Bezahlung den Ausschlag für seinen Wechsel gegeben hatte. Schließlich war Union damals Bundesliga-Vierter. Er tauschte also Europa-Cup-Träume gegen den Abstiegskampf.

Der VfL Wolfsburg beendet das Kapitel Kruse

Auch in Wolfsburg funktionierte die Kombination Kohfeldt-Kruse in der Rückserie der abgelaufenen Saison durchaus. In 14 Spielen erzielte er sieben Tore, markierte eine Vorlage – und half den Wölfen so, das Abstiegsgespenst zu vertreiben.

Unter Kovac lief es dann anders. Im Sommer suggerierte der Kroate noch, dass es mit Kruse durchaus funktionieren könnte, sprach dem 34-Jährigen hohe Qualität zu. Aber es klappte nicht. Immerhin zwei Mal stand der Offensivmann unter dem Wölfe-Coach noch in die Startelf – danach war dann Schluss. Nach der Suspendierung und Kruses Nebenaktivitäten, die permanent für Aufmerksamkeit sorgten, war die Trennung der logische Schritt. Den sind der VfL Wolfsburg und Max Kruse nun gegangen.

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