Wolfsburg. Pongracic, Ridle Baku und Max Kruse sind die Sorgenkinder des VfL Wolfsburg. Kruse macht mit einer klaren Aussage auf sich aufmerksam. Das sagt Kovac.

Der eine fahndet zu Saisonbeginn nach seiner Form, der andere sieht sein Leistungsvermögen im Missverhältnis zu seiner Spielzeit, und der Dritte, ja, der ist ohnehin der Skandal-Profi des Klubs und sucht sportlich wie menschlich nach Boden unter den Füßen. Ridle Baku, Max Kruse und Marin Pongracic haben in der noch jungen Saison alle so ihre Probleme beim VfL Wolfsburg. Nur unterscheiden sie sich in der Art – und in der Chance auf Lösungsansätze.

Pongracic trainiert seit einiger Zeit wieder mit der Mannschaft. In den letzten Wochen hatte sein Trainer ihm sogar die Tür ein Stück weit geöffnet, ihm Hilfestellung gegeben und Hoffnungen gemacht, dass es mit dem Innenverteidiger und dem VfL vielleicht doch noch einmal klappen könnte. Pongracic hatte schon ein paar Worte an das Team und auch die Führungsriege gerichtet, um Entschuldigung gebeten. Eine Maßnahme, die respektiert – aber auch mit größter Vorsicht betrachtet wird.

Marin Pongracic darf nur für den VfL Wolfsburg spielen, wenn ...

Schließlich ist die Liste an Aussetzern und Zwist lang. Corona-Partys und öffentliches Wettern gegen den Klub sowie Ex-Coach Mark van Bommel stehen darauf. Nicht zu vergessen die Plauderei über Vertragsdetails. Und dann natürlich der Rechtsstreit mit dem Arbeitgeber. Pongracic will sich vom VfL Prämien erstreiten. Aktuell ruht das Verfahren. „Marin wird bei uns nur eine Möglichkeit bekommen, Fußball zu spielen, wenn er die Klage fallen lässt“, sagt Niko Kovac nun klar – und schlägt die Tür damit wieder zu. Die Grün-Weißen wollen den Defensivspieler loswerden. „Es kann natürlich passieren, dass er den Verein noch bis zum 1. September verlässt“, formuliert es der Übungsleiter diplomatisch.

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Und Baku? Der gilt als einer der vielversprechendsten deutschen Kicker auf der rechten Außenbahn – eigentlich zumindest. In den ersten drei Pflichtspielen des Fußball-Bundesligisten war davon aber nicht viel zu sehen. Der 24-Jährige ist meilenweit von den Auftritten aus seiner ersten VfL-Saison 2020/21 entfernt, als er zu einem der Shooting-Stars der Liga avancierte. Sowohl im DFB-Pokal gegen Jena (1:0) als auch in den Punktspielen gegen Werder Bremen (2:2) und Bayern München (0:2) wirkte der viermalige Nationalspieler gedanken- und handlungslahm. Bayerns Alphonso Davies – zugegeben einer der stärksten Flügelspieler der Bundesliga – schickte Baku ein ums andere Mal ins Kino.

Ridle Baku such einen Weg aus dem Formtief – Max Kruse ist mit seiner Rolle unzufrieden

Dafür gab es auch schon Kritik von Marcel Schäfer. Nach dem knappen Pokalsieg sagte der Sportdirektor: „Er muss für sich ein paar Dinge verbessern. Gerade was Fokus, Konzentration und Aufmerksamkeit angeht.“ Baku muss dringend einen Weg aus dem Formloch finden. Das sieht natürlich auch sein Trainer so. „Defensiv muss er stärker werden“, sagt Niko Kovac. Die Offensivleistung seines Schützlings bezeichnet der Kroate immerhin als „ordentlich“. Zwar sei die Erwartungshaltung an Nationalspieler immer höher – sowohl vom Klub als auch vom Nationaltrainer und vom Spieler an sich selbst –, allerdings müsse Baku auch in allen Phasen eines Fußballspiels präsent sein, wenn er aus dem Nationalteam „noch jemanden rausdrücken möchte“. Irgendwann müsse es dann „mal passen“.

Kruse dagegen wähnt sich in keinem Leistungsloch. Nicht einmal in der Nähe davon. Zwar war er von einer Wadenverletzung und einer Krankheit zum Saisonstart ausgebremst worden. Mit seinen lediglich 58 Einsatzminuten als Joker in den ersten zwei Ligaspielen ist der 34-Jährige dennoch nicht zufrieden. „Wir müssen auch ehrlich sein, und ich bin ja ein ehrlicher Typ: Dass ich nicht zufrieden bin mit der Rolle, die ich im Moment habe, ist ganz klar“, sagte der Routinier auf dem Onlineportal Twitch.

Das sagt Niko Kovac zu Max Kruse

Kovac hat auf dieses Ansinnen eine ganz simple Antwort: „Jeder möchte spielen. Das ist ganz normal.“ Alles hängt aber mit den Leistungen im Training zusammen. Und unter Bezugnahme darauf schickt der Coach noch einen kleinen Hinweis hinterher. „Wenn mein Trainerteam und ich der Meinung sind, dass andere dort mehr gemacht haben, dann wird auch dementsprechend aufgestellt.“ Zumal Kruse nun auch einen Einblick in seinen Alltag gewährt hat. Von 9 bis 13 Uhr dauere sein Arbeitstag in etwa. Klar, Berufsfußballer reisen viel und müssen eine Menge Verzicht üben. Dennoch ist es ein überschaubarer Aufwand für ein fürstliches Salär (laut Bild 3,8 Millionen Euro brutto jährlich). Diese Arbeitseinstellung, so Kovac, gelte aber längst nicht für alle VfL-Profis.

Kokettiert Kruse nun mit einem Wechsel, wenn die Anzahl der Spielminuten nicht stimmt? Er könne in der derzeitigen Situation „keine Garantie für gar nichts geben“, sagte der Linksfuß. Kontakt zu anderen Vereinen gebe es derzeit aber nicht. Allerdings schließt das Transferfenster auch erst am 1. September.

Patrick Wimmer fällt nach Zusammenstoß aus

Womöglich bekommt der Offensivspieler aber schon am Samstag im Heimspiel der Wölfe gegen Schalke 04 (15.30 Uhr) die Chance auf einen Platz in der Startelf. Neben dem länger verletzten Jonas Wind (Oberschenkel) wird dem VfL gegen die Knappen nämlich auch Patrick Wimmer fehlen. Im Mittwochstraining gab es einen Zusammenprall. Der Österreicher habe sich danach „nicht so gut gefühlt“, so Kovac. Die Donnerstagseinheit hat er deshalb schon ausgesetzt – und auch das Spiel gegen den Aufsteiger wird er verpassen.

Drei Spieler, drei unterschiedliche Probleme. Bei Zweien gibt es Hoffnung auf Lösung – beim Dritten eher nicht ...