Wolfsburg. Für die Errichtung einer polizeilichen „Kontrollstelle“ am Wolfsburger Bahnhof hätten die Voraussetzungen gefehlt, so der Minister.

Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat nach dem Einsatz der Polizei am Wolfsburger Bahnhof gegen Fans von Werder Bremen Versäumnisse der zuständigen Behörde eingeräumt. „Zur Fehlerkultur in einer modernen Polizei gehört auch, dass entsprechende Fehler erkannt und benannt werden. Nur so kann man es zukünftig besser machen“, teilte er am Freitag mit. Ein vom Landesinnenministerium angeforderter Bericht kommt demnach zum Ergebnis, dass für die sogenannten Kontrollstellen in Wolfsburg „nicht die notwendigen Voraussetzungen“ vorlagen. „Weder im Hinblick auf die Gefahr der Verwendung von Pyrotechnik im Stadion, noch hinsichtlich möglicher körperlicher Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen“, heißt es in einer Pressemitteilung, die das Innenministerium am Freitag herausgab.

Landespolizeipräsidium: Maßnahmen lassen sich nicht mit Polizeigesetz rechtfertigen

Es hätte von Seiten der Wolfsburger Einsatzführung beachtet werden müssen, dass in der Folge der Errichtung einer „Kontrollstelle“ laut dem Paragrafen 14 des Niedersächsischen Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes (NPOG) nicht nur bestimmte verdächtige Personen, sondern alle Passantinnen und Passanten durchsucht werden müssen, da „von der Begehung von Straftaten erheblicher Bedeutung wie etwa schwerer Körperverletzung oder Landfriedensbruch ausgegangen werden kann“. Eine solche Einschätzung wäre aber nach Prüfung des Landespolizeipräsidiums im konkreten Fall zu weitgehend gewesen, teilte das Ministerium mit. In diesem Punkt war der Einsatz offenbar unverhältnismäßig.

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Am Wolfsburger Hauptbahnhof waren Hunderte Bremer Fans nach ihrer Ankunft festgesetzt und durchsucht worden, auch Personalien wurden festgestellt. Der Anlass war zu diesem Zeitpunkt unklar, später wurde bekannt, dass die Polizei vor allem nach Pyrotechnik gesucht hatte – erfolglos. Bremer Ultras fuhren aus Protest über das Vorgehen der Polizei umgehend zurück in die Hansestadt.

Werder Bremen und auch der VfL Wolfsburg stellten sich allerdings schon während, aber auch nach dem Spiel ziemlich deutlich auf die Seite der Fans. „Wenn Gäste so behandelt werden, kann das nicht im Sinne des Zuschauersports Fußball sein“, sagte Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald beim Pay-TV-Sender Sky. VfL-Geschäftsführer Jörg Schmadtke äußerte sich gegenüber unserer Zeitung wie folgt: „Wenn das die Vorgehensweise ist, weil man befürchtet hat, dass Pyrotechnik abgebrannt wird, dann wird es mit dem Fußball-Standort Wolfsburg schwierig.“

PD Braunschweig bedauert zu pauschale Durchsagen

Die für den Einsatz zuständige Polizeidirektion (PD) Braunschweig hatte offenbar vor Veröffentlichung des Berichts erklärt, beim Einsatz in Wolfsburg seien nur „szeneangehörige Personen“ durchsucht worden, andere Gästefans hätten die Stelle am Bahnhof ohne Kontrolle passieren können. Fehler seien anfänglich aber bei zu pauschal formulierten Durchsagen gemacht worden, die seien später korrigiert und konkretisiert worden. Pistorius entschuldigte sich dennoch bei Bremer Fans, die zu Unrecht durchsucht worden seien.

Umstritten war auch, wie die Bewertung eines sogenannten „Rot-Spiels“ durch die Polizei zustande gekommen war. Dem VfL Wolfsburg war nach eigenen Angaben diese Einordnung bis zuletzt nicht mitgeteilt worden. Man sei davon ausgegangen, dass es sich um ein sogenanntes „Grün-Spiel“ handeln würde, bei dem die Gefahr von Gewalt und Ausschreitungen zwischen Fans als sehr gering betrachtet wird.

Nach Informationen unserer Zeitung ist es bei der Aufarbeitung des Polizeieinsatzes in Wolfsburg auch um die Kommunikation der für die Sicherheit von Fußballspielen zuständigen Akteure am Standort Wolfsburg gegangen. Hier sei der Austausch offenbar unzureichend gewesen, hieß es aus Hannover.