Wolfsburg. Florian Kohfeldt ist beim VfL Wolfsburg zurück aus der Corona-Isolation. Gegen Bielefeld müsse sein Team zeigen, „dass Augsburg ein Ausrutscher war.“

Das war hoffentlich kein schlechtes Omen. Gerade als Trainer Florian Kohfeldt und Sportdirektor Marcel Schäfer am Donnerstag auf dem Pressepodium der VW-Arena Platz nehmen wollten, brach der Regen über Wolfsburg los. Aber wer wird schon abergläubisch sein? Vor dem wichtigen Spiel des VfL Wolfsburg am Samstag gegen Arminia Bielefeld (15.30 Uhr) tun die Grün-Weißen gut daran, nicht in die Glaskugel zu schauen. Gegen die Ostwestfalen müssen Punkte her. Da hilft es nicht, sich dem Schicksal zu ergeben.

Am vergangenen Spieltag konnte man den Eindruck gewinnen, die Wölfe hätten genau das getan. Bei der 0:3-Niederlage in Augsburg wirkte der Auftritt der Mannschaft blutleer. Kohfeldt musste sich das Spiel zu Hause ansehen. Er saß in Corona-Quarantäne. „Das war kein schöner Fernsehnachmittag“, sagt der Trainer, „das war keine gute Leistung von uns.“ Eigentlich, so dachte der Fußballlehrer, sei sein Team mittlerweile stabiler. In den Partien zuvor war das auch so – auch wenn nicht immer Zählbares dabei heraussprang.

Der VfL Wolfsburg war überrascht über „diesen Leistungseinbruch“ in Augsburg

Dass seine Mannschaft nun ausgerechnet gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf „nicht bereit“ war, verwunderte den 39-Jährigen daher umso mehr. „Wir dürfen jetzt nicht panisch werden“, mahnt Kohfeldt. Stimmt, Panik ist in dieser Situation sicher ein ähnlich schlechter Ratgeber wie die Glaskugel. Schließlich wartet mit Bielefeld schon der nächste direkte Konkurrent. Den Augsburg-Auftritt schnell abzuschütteln, ist aber sicher nicht leicht. „Geknickt“ seien seine Schützlinge gewesen, als Kohfeldt aus der Isolation auf den Trainingsplatz zurückkehrte. „Es ist nicht so, dass das der Mannschaft egal ist“, versichert der Wölfe-Coach, „und sie hat sich mit der Frage beschäftigt, wie so eine Leistung wie in Augsburg zustande kommen kann. Weil auch in der Mannschaft das Gefühl der Überraschung über diesen Leistungseinbruch da war.“

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VfL-Geschäftsführer Jörg Schmadtke hatte nach der jüngsten Pleite angemerkt, die Grün-Weißen müssten den Abstiegskampf verstehen. Und Kohfeldt gibt ihm Recht – zumindest in der Hinsicht, dass es in der Fuggerstadt nicht so wirkte, als sei das der Fall. Verstanden, was der sportliche Existenzkampf bedeutet, habe sein Team aber schon lange. „Es ist ein menschlicher Prozess, dass man sich in diese neue Herausforderung einfinden muss“, sagt Kohfeldt, „die Mannschaft muss jetzt zeigen, dass Augsburg ein Ausrutscher war.“

Arminia Bielefeld ist das laufstärkste Team der Bundesliga

Mit den Ostwestfalen reist am Wochenende eine Truppe in die VW-Stadt, die ähnliche Werte an den Tag legt wie der FCA. Die Bielefelder sind das laufstärkste Team der Fußball-Bundesliga. Die Wolfsburger machen die wenigsten Kilometer. Eine Statistik mit wenig Aussagekraft, meint Kohfeldt. Dennoch wartet wieder ein intensives Spiel auf den VfL. Mehr physische Präsenz ist gefragt – und die verspricht Kohfeldt auch: „Wenn man spielerisch nicht in der Lage ist, ein Spiel zu dominieren, dann wäre es schon ratsam, sich physisch da komplett gegen zu wehren.“

Dafür müssen die Wolfsburger vielleicht auch ein Stück weit von ihrem Slogan „Arbeit, Fußball, Leidenschaft“ abrücken. Schäfer würde das Motto für den Abstiegskampf etwas umstellen: Das Fußballerische, müsse in dieser Situation an dritter Stelle kommen. „Arbeit und Leidenschaft sind mehr gefragt in der Tabellenregion, in der wir uns bewegen“, sagt der Sportdirektor.

Marcel Schäfer glaubt an den Wolfsburger Zusammenhalt

Kurz zu den Zahlen: Der VfL steht mit 31 Punkten auf Rang 14. Die Arminia liegt fünf Zähler und zwei Plätze dahinter. Da geht’s es also schon richtig um etwas. Mit einem Sieg können die Wölfe sich nicht nur selbst wieder etwas Luft verschaffen, sondern auch einen Kontrahenten weiter auf Distanz halten. Bei einer Niederlage aber wird es richtig eng. Trotzdem sagt Kohfeldt: „Auf keinen Fall ist das ein Endspiel. Es ist ein sehr wichtiges Spiel. Wenn wir gewinnen, ist nichts vorbei. Wenn wir es nicht schaffen, ist auch nichts vorbei.“

Um das Gewicht des Duells einschätzen zu können, bedarf es ganz sicher keine Wahrsagerei. Und der VfL Wolfsburg muss jetzt liefern, wenn es nicht erneut kommen soll wie in den Jahren 2017 und 2018, als die Grün-Weißen dem Abstieg in der Relegation gerade noch so entkamen. Aber vielleicht hilft ja genau diese Erfahrung, das Schreckensszenario noch rechtzeitig abwenden zu können. „Wenn wir mal durch schwierige Phasen durchgegangen sind, dann ist Wolfsburg zusammengerückt. Und dann sind wir gemeinsam gegen so eine Phase angegangen. Das habe ich in meinen 15 Jahren hier immer sehr geschätzt“, sagt Schäfer. Zeit, das auch in Punkte umzumünzen.