Wolfsburg. Und schon ist der Heimvorteil im Play-off-Viertelfinale der DEL wieder weg. Die Straubing Tigers entzaubern Wolfsburg und gleichen zum 2:2 aus.

Sein 400. DEL-Spiel als Trainer hatte sich Mike Stewart ganz anders vorgestellt. Der Chefcoach der Grizzlys Wolfsburg kassierte im Play-off-Viertelfinale der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) in Match 4 den 2:2-Serien-Ausgleich. Vor 3684 Zuschauern in der Eis-Arena unterlagen die Gastgeber den Straubing Tigers völlig verdient mit 1:3 (0:2, 1:1, 0:0). Damit wechselt der Heimvorteil der Best-of-7-Serie wieder nach Niederbayern.

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Jean-Christophe Beaudin erzielte das Grizzlys-Tor. Straubings Treffer besorgten Marcel Brandt (2) und Parker Tuomie. „Das erste Drittel haben wir verschlafen, das wissen wir“, begründete Wolfsburgs Stürmer Laurin Braun die Pleite.

Unverändert im Vergleich zum 2:1-Sieg am Sonntag in Straubing ließ Stewart sein Team agieren. Die Tigers hingegen nahmen Umstellungen vor. Der letztjährige Wolfsburger Center Garrett Festerling stand ebenso wie Verteidiger Cody Lampl nicht im Aufgebot. Dafür rückten der wiedergenesene Stürmer Travis Turnbull und der frühere Grizzlys-Verteidiger Benedikt Kohl ins Line-up. Die Mittelstürmer Joshua Samanski und Mark Zengerle tauschten zudem die Reihen.

Katastrophale Leistung in Drittel 1

Nach dem Schützenfest in Spiel 1, das die Wolfsburger noch auswärts mit 3:5 verloren hatten, bestimmte in den Matches 2 und 3 die Defensiv-Arbeit das Geschehen. Die Grizzlys ließen ihrem Gegner deutlich weniger Platz und Chancen, sein gefährliches Konterspiel aufzuziehen.

Daran versuchten die Gastgeber nun anzuknüpfen, vielleicht etwas zu defensivorientiert. Die ersten Minuten gehörten klar den Niederbayern. Vom gefürchteten Wolfsburger Forechecking war noch nicht viel zu sehen. Die Abstände zu den Gegenspielern stimmten nicht. Die Tigers zeigten sich indes lauffreudig und agil, liefen im ersten Drittel insgesamt 1,5 Kilometer mehr als die Grizzlys. Wolfsburg kam weder in die Zweikämpfe noch zu einem geordneten Spielaufbau.

Doppelpack durch Straubings Brandt

Konsequenz: Nach knapp zehn Minuten wies die Statistik 11:2 Torschüsse für die Gäste aus. Die kamen auch zu Zählbarem auf der Anzeigetafel. Brandt (7. und 10. Minute) stellte mit einem Doppelpack auf 2:0 für die Straubinger. Die Stimmung auf der Grizzlys-Bank während des ersten Powerbreaks (TV-Werbeunterbrechung) war entsprechend gedämpft.

Unterm Strich stand nach den ersten 20 Minuten – nicht nur wegen des Zwischenstands – eines der schlechtesten Drittel der ganzen Saison. 19:2 Torschüsse beziehungsweise 29:8 insgesamt abgegebene Schüsse aus Tigers-Sicht unterstreichen die Wolfsburger Unterlegenheit. Das Stewart-Team besaß bis dato keine echte Torchance. Das einzig Gute: Die Straubinger verpassten es unter anderem in Überzahl, das Match schon zuzumachen.

Stewart wird laut in der Pause

Die lautstarke Kabinenpredigt Stewarts zeigte im Mittelabschnitt Wirkung. Die Grizzlys bewegten ihre Beine jetzt besser. Dustin Jeffrey (22.) scheiterte mit der ersten Tormöglichkeit an Straubings Schlussmann Hunter Miska. Kapitän Spencer Machacek (23.) erzwang kurz darauf eine Strafe. Kohl musste in die Kühlbox. Das Powerplay nutzte Beaudin (24.) zu seinem zweiten Play-off-Tor und zum 1:2-Anschlusstreffer.

Doch Wolfsburg verpasste es im Anschluss, das Momentum mitzunehmen. Schlussmann Dustin Strahlmeier hielt bei JC Lipons Break (26.) seine Mannschaft mit einer tollen Parade noch im Spiel. Doch gegen Tuomie (29.) war er dann machtlos – 1:3. Die Straubinger hatten sich im Slot einen Rebound geschnappt, wirkten handlungsschneller in solchen Situationen.

Dumont nicht kaltschnäuzig

In Überzahl hätte Luke Adam (36.) nach Scheibenverlust von Armin Wurm fast den vierten Straubinger Treffer nachgelegt, „Strahlie“ verhinderte ihn. Trotz der Tigers-Dominanz wären die Grizzlys in Unterzahl fast noch zum Anschlusstreffer gekommen. Lucas Dumont luchste Mario Zimmermann den Puck ab und sprintete allein aufs Tor zu. Doch Dumonts Schuss (37.) traf nur Miska.

Zu Beginn des Schlussdurchgangs hatten die Grizzlys ihre beste Phase. Fabio Pfohl und Matt Lorito (beide 43.) kamen zu Chancen. Auch in Überzahl (45./46.) machten es die Gastgeber gut. Was fehlte, war ein Tor. Bis zur 50. Minute hielt die Drangphase an, ehe eine Strafe für Dominik Bittner sie vorerst beendete. Strahlmeier, in der 53. Minute Sieger gegen Adam und in der 54. gegen Travis St. Denis, war mit Abstand bester Wolfsburger. Vermeintliche Topspieler wie Darren Archibald, Trevor Mingoia oder Tyler Morley waren indes kein Faktor. 102 Sekunden vor dem Ende brachte Stewart den Extra-Angreifer für Strahlmeier. Ohne Erfolg. Am Freitag (19.30 Uhr) in Spiel 5 in Straubing brauchen die Grizzlys wieder eine ganz andere Leistung.

Spiel kompakt:

Grizzlys Wolfsburg: Strahlmeier – Krupp, Zajac; Wurm, Murray; Bittner, Mass – Machacek, Jeffrey, Mingoia; Schinko, Morley, Archibald; Fauser, Beaudin, Braun; Dumont, Pfohl, Lorito; Klos.

Straubing Tigers: Miska – Brandt, Daschner; Zimmermann, Kohl; Manning, Alt; Klein – Tuomie, Brunnhuber, Akeson; Leier, Zengerle, St. Denis; Connolly, Adam, Lipon; Schönberger, Samanski, Turnbull.

Tore: 0:1 (06:44) Brandt (Akeson), 0:2 (09:28) Brandt (Akeson), 1:2 (23:31) Beaudin (Murray, Morley/5:4), 1:3 (28:48) Tuomie (Akeson, Zimmermann).

Strafen: Wolfsburg 6 Minuten, Straubing 4 Minuten.

Schiedsrichter: Martin Frano und Sean MacFarlane.

Zuschauer: 3684.

Personal: Den Grizzlys fehlten die verletzten Ryan Button (Verletzung im Bauchmuskelbereich/Saisonende) und Janik Möser (wohl eine Armverletzung). Als überzähliger Ausländer saß Torwart Justin Pogge auf der Tribüne. Ersatzkeeper war Ennio Albrecht.