Braunschweig. Der deutsche Meister vom VfL Wolfsburg ist dank seiner Braunschweiger DM-Fabelzeit ein neuer DLV-Hoffnungsträger.

Im Überschwang der Gefühle und voller Adrenalin kündigte Deniz Almas am Samstagabend sogar noch weitere Glanztaten an: „Vielleicht laufe ich morgen noch die 200 Meter – ich bin gut drauf, das muss man ausnutzen!“ Dazu kam es dann am Sonntag aber nicht, wahrscheinlich musste das neue deutsche Sprint-Aushängeschild vom VfL Wolfsburg den Anstrengungen seiner Fabelläufe und den anschließenden Medien-Marathons Tribut zollen.

Und er hatte seinen Job ja auch erledigt und dem Deutschen Leichtathletikverband mit seiner Top-Zeit über 100 Meter den etwas tristen ersten Tag gerettet. Als der neue deutsche Meister bei den Titelkämpfen im Braunschweiger Eintracht-Stadion mit ganz schön deutlichem Vorsprung durchs Ziel gerannt kam, blieb die Uhr bei 10,08 Sekunden stehen.

Ein Jubelschrei, der durchdrang

Dass die Zeit dann noch auf 10,09 hochkorrigiert wurde, war dem glücklichen 23 Jahre alten Mann ziemlich egal. Almas stieß einen Jubelschrei aus, der im leeren Rund bis in die hinterste Ecke durchdrang und breitete die Arme aus, als wolle er die Welt umarmen.

„Wenn du anfängst zu laufen, träumst du davon, mal deutscher Meister zu werden. Und diesen Traum habe ich mir heute erfüllt“, jubelte er. „Ich bin megaglücklich“ Wichtig sei ihm auch gewesen, seine 10,08 Sekunden von der besonders schnellen Bahn in Weinheim zu bestätigen. Und das sei ja ebenfalls gelungen, obwohl ihm im Vorfeld gesagt worden sei, im Braunschweiger Stadion könne man keine schnellen Zeiten laufen.

Im Kopf deutlich stärker geworden

Es ist schon faszinierend, wie nervenstark sich der neue deutsche Sprintstar in diesen Wochen präsentiert. Wenn er startet, gewinnt er auch. „Ich bin im Kopf deutlich stärker geworden“, sagte Almas, der im Februar schon deutscher Hallenmeister geworden war. „Früher habe ich mich erst ganz gut gefühlt, aber wenn dann Startmonster Julian Reus neben mir stand, bin ich fest geworden“, erzählte er offenherzig in der Mixedzone, wo sich die Journalisten hinter einem Absperrgitter so zu ihm hindrängten, dass sie immer wieder ermahnt wurden, bloß den Corona-Abstand einzuhalten.

Vielfach wurde er gefragt, ob er denn die Schallmauer von 10,0 Sekunden bald unterbieten könne. Sein Finallauf in Braunschweig hatte diese Hoffnung genährt, denn die 10,09 waren ganz ohne Windunterstützung zustande gekommen. „Mit ein bisschen Rückenwind wäre er heute schon Richtung 10,0 unterwegs gewesen“, lobte Gerhard Jäger, Trainer seines Rivalen Julian Reus, der hinter Almas und Joshua Hartmann (10,23) Dritter wurde.

Ein Lob fürs ganze Team

Almas betonte, so ein Sprinterfolg sei immer auch Teamwork. Nicht im Wettkampf natürlich, aber im Training und in der Vorbereitung. Fast überschwänglich lobte er seine Trainingsgruppe in Leipzig, zu der auch sein Vorgänger als „schnellster Wolf“, Ex-VfL-Sprinter Sven Knipphals als Chiropraktor und Tippgeber zählt.

Und harte Arbeit. Energisch habe er „am letzten Drittel“ gearbeitet, sagte der Hallenmeister über 60 Meter. „Viele dachten doch, der ist nur 1,75 Meter groß, der kommt nicht hinten an.“ Kam er aber doch und konnte am Ende sogar noch irgend einen Turbo zünden. So soll es weitergehen mit der akribischen Weiterentwicklung. „Der Titel war das Beste, was mir im Blick auf Olympia passieren konnte“, jubelte Almas. „Jetzt habe ich richtig Blut geleckt, richtig Bock – übertrieben Bock.“

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