Braunschweig. Geisterspiele, Verschiebungen oder eine Komplettabsage – am Donnerstag entscheiden die Basketball-Erstligisten über die Corona-Folgen.

Sie trainieren unverdrossen für ein Spiel, das unter normalen Umständen einer der Höhepunkte der Saison gewesen wäre: das Duell mit der spielerisch besten Mannschaft der Liga in der größten Arena der Liga mit der besten Stimmung der Liga – wenn denn Zuschauer zugelassen wären. Doch mittlerweile können sich Braunschweigs Basketballer nicht mal mehr sicher sein, dass sie zur Partie am Samstag bei Alba Berlin wenigstens vor leeren Rängen auflaufen können.

Wenn sich heute die Vertreter aller BBL-Standorte in Stuttgart treffen, um die bestmögliche Antwort auf die Corona-Bedrohung zu finden, dürfte auch eine Komplett-Absage der Restsaison eine Option sein. „Jede Lösung ist irgendwie schlecht, wir müssen abwägen“, sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz. Anders als die Eishockey-Liga, die ihre Saison am Dienstag schmerzhaft, aber halbwegs geschmeidig beenden konnte, weil die Punktrunde abgeschlossen war, haben die Basketballer ja noch ein gutes Hauptrundendrittel vor sich.

Braunschweig ist besonders schlecht dran

Im konkreten Fall der Löwen heißt das: 7 der 16 Heimspiele sind noch nicht gespielt, rund die Hälfte der geplanten Zuschauer-Einnahmen für die Spielzeit also noch nicht eingefahren, während andere BBL-Konkurrenten bereits Gelder aus 12 Heimspielen in der Tasche haben. Rechnet man den aktuellen Braunschweiger Besucherschnitt von 3647 hoch, ergibt das 25.500 Fans, die unter normalen Umständen noch ein Ticket kaufen würden. Wenn die dafür im Schnitt 20 Euro zahlen würden, fehlten den Löwen gut 510.000 Euro.

Würden sie – und das wäre ja die zweite Option für die Restsaison – nur noch Geisterspiele bestreiten , kämen zu diesem Einnahmen-Minus noch Kosten für die Hallenmiete, wenn auch nicht in normaler Höhe, und für die Auswärtsfahrten hinzu. „Das wäre ein finanzielles Desaster“, hatte Geschäftsführer Sebastian Schmidt bereits betont, und ähnlich hatten sich seine Kollegen aus anderen Klubs geäußert. Und auch Holz weiß, dass die Lage existenzbedrohend ist. „Wenn die Spieltagserlöse wegbrechen, funktioniert das nicht.“ Schließlich bestreiten die BBL-Teams rund 15 bis 30 Prozent ihres Budgets aus den Ticket- beziehungsweise Spieltagseinnahmen.

Geisterspiele teuerste Variante

Sollte also das Szenario so aussehen, dass die Liga Geisterspiele nicht nur temporär, sondern bis Saisonende einkalkulieren müsste, kämen die Standorte mit einer Komplett-Absage wohl glimpflicher davon. Dann fallen die Einnahmen ebenfalls weg, aber eben auch viele Ausgaben. Was aber wäre dann mit Abstieg und Klassenerhalt und dem Kampf um die Europapokal-Ränge?

Die dritte Option wäre die des Zeitgewinns, einer Spielpause wie in der 3. Fußball-Liga mit Verlegung der Partien auf spätere Zeitpunkte. Dazu müsste allerdings die Saison verlängert werden, denn die Spielpläne sind bis Ende April komplett ausgereizt. Die Play-offs könnten entfallen oder vom Modus „Best of five“ auf „Best of three“ eingedampft werden. Eine Saisonverlängerung würde aber bedeuten, dass alle Klubs die Verträge ihrer Profis auf den Mai ausdehnen müssten, was neue Kosten produzierte.

Es bleibt spannend, für welche Lösung sich die Erstligavertreter am Donnerstag entscheiden. Die Löwen haben jedenfalls am Mittwoch den Vorverkauf für ihre Heimspiele erstmal gestoppt.

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