Braunschweig. Die Diskussion kam bei Fans und Verein gut an. Eine Entscheidung ist jedoch noch in weiter Ferne. Die Ultras wollen nun Fan-Klubs miteinbeziehen.

Die Ultraszene von Fußball-Drittligist Eintracht hat mit ihrem Vorhaben – dem angedachten Wechsel mit 500 Fans vom angestammten Block 9 in Block 7 – einen lebhaften Diskurs entfacht, der am Mittwochabend erstmals in großer Runde geführt wurde.

Benjamin Riefenberg, Vorsänger der Ultras, zog ein positives Fazit von der Auftaktveranstaltung: „Es war eine gute Diskussion, die respektvoll ablief, auch wenn wir uns nicht in allen Punkten einig waren. Aber wir glauben, dass wir viele Sorgen auflösen konnten. Dass wir nicht alle überzeugen konnten, ist uns aber auch klar.“

Eintrachts Ultras möchten bei Blockwechsel gern im unteren Bereich stehen

Die Gründe der Ultras erscheinen plausibel. Sie wollen aus dem Zentrum der Südkurve eine verbesserte Stimmung im Eintracht-Stadion entfachen und erhoffen sich durch die Position in der Mitte, die angrenzenden Blöcke einfacher zum Mitmachen animieren zu können. Zudem sind erstmals seit vielen Jahren genügend Dauerkarten für das Vorhaben im „Siebener“ verfügbar. Obwohl die Ultras in ihrem Konzept versicherten, dass alle 1202 Fans, die derzeit in Block 7 eine Dauerkarte besitzen, auch im Falle eines Umzugs dort bleiben könnten, erhielten sie Gegenwind. Kritikpunkte waren unter anderem die Kommunikation mit den Dauerkarten-Inhabern aus Block 7 und der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Plans. Hinzu kam die mögliche Sichtbehinderung durch Fahnen und Doppelhalter – für Kinder, die häufig unten am Zaun stehen, dort wo die Ultras sich bei einem Wechsel in Block 7 positionieren wollen, aber auch für alle anderen. Denn manch Fan möchte ein anderes Stadionerlebnis haben, vielleicht nur situativ unterstützen. Das respektieren die Ultras, die auch die eigene Art der Unterstützung überdenken wollen.

Arbeitsgruppe will über Erkenntnisse der Diskussion im Eintracht-Stadion beraten

Jene Fans, die Eintracht anders anfeuern wollen, haben die Option, ihre Dauerkarte auf einen anderen Block der Südkurve umschreiben zu lassen, wenn es zum Umzug der Ultras kommen sollte. Genau das könnte jedoch der Knackpunkt werden. Viele – so scheint es derzeit – wollen ihren angestammten Platz nicht verlassen. Die Dauerkarteninhaber aus Block 7 sollen schriftlich über den Vorschlag der Ultras abstimmen. Den Zeitpunkt der geplanten Abstimmung will die Ultraszene in enger Absprache mit Eintracht festlegen. So schnell ist sie aber kein Thema, denn erst will sich die Arbeitsgruppe nach Ostern auf Basis der Erkenntnisse aus der Fanversammlung beraten und bei Bedarf mit weiteren Fan-Klubs den Dialog suchen. Nur wenn sich eine deutliche Mehrheit in Block 7 dafür ausspricht, kommt es zum Wechsel.

Sportliches Überleben von Eintracht Braunschweig steht im Vordergrund

„Eintracht Braunschweig wird den Prozess begleiten. Keinesfalls werden wir uns aber auf irgendeine Seite schlagen, denn uns sind alle Fans gleichermaßen wichtig“, sagte der Eintracht-Fanbeauftragte Erik Lieberknecht. Einen Praxistest, wie die Unterstützung aus Block 7 laufen könnte, stellte die Ultraszene in Aussicht – aber nicht mehr in dieser Spielzeit.

„Vielleicht wird das Thema nicht diese Saison geklärt, sondern verlagert sich in die kommende“, sagte Riefenberg, der das Spiel gegen Cottbus am letzten Spieltag für zu wichtig hält, um es als Testballon zu nutzen. „Das sportliche Überleben der Mannschaft hat oberste Priorität. Eher ergibt sich ein Versuch künftig bei einem Testspiel im Stadion oder einem weniger überlebenswichtigen Spiel in der kommenden Saison.“

Ähnlich formulierte es auch Lieberknecht: „Wir sind hocherfreut, dass es zu einem Austausch zwischen der Ultra-Szene und den anderen Fans in der Südkurve gekommen ist. Alle haben gesehen, dass es nur gemeinsam geht – und das oberste Ziel zunächst ist, mit der Unterstützung als zwölfter Mann der Mannschaft zum Klassenerhalt zu verhelfen.“