Braunschweig. Die Stimmung bei Eintracht Braunschweig soll künftig aus Block 7 der Südkurve kommen. Mittwochabend beraten die Fans im Business-Bereich des Stadions.

„Egal wo du spielst, stehen wir hinter dir“, singen die Fans von Eintracht Braunschweig in der Südkurve. Heimspiel für Heimspiel unterstützen sie ihre Mannschaft auch in der dritten Fußball-Liga. Angeleitet von der Ultraszene, die sich stets hinter einem großen, blau-gelben Banner in Block 9 versammelt. Dieser gilt als Stimmungszentrum, ist aber eben auch eingepfercht in die Ecke zur Gegengeraden. Dazu ist er der kleinste Block der Südkurve. Und genau das ist die Krux. Die Ultras würden ihren „Neuner“, der sich nach dem Neubau der Südkurve ab Mitte der 1990er Jahre mehr und mehr als der lauteste Fanblock etablierte, gerne eintauschen gegen Block 7 – direkt hinter dem Tor.

Das haben die Ultraszene und die ausgegliederte Profiabteilung der Eintracht mit einem Flugblatt beim vergangenen Heimspiel gegen den TSV 1860 München erstmals platziert – ganz bewusst ergebnisoffen.

Trotzdem sorgte das Schreiben, das Eintracht wenig später mit einem Beitrag auf der Internetseite präzisierte, für Wirbel. Alteingesessene in Block 7 befürchten, verdrängt zu werden, oder in der kommenden Saison nur noch Banner und Doppelhalter vor der Nase zu haben, die die Sicht behindern.

Bei Eintracht gingen zahlreiche Reaktionen ein. Die Meinungsbilder waren sehr unterschiedlich und kontrovers, heißt es vom Verein. Der zum Teil entstandene Unmut ist auch bei den Ultras angekommen. „Wir nehmen die Bedenken ernst und wollen deswegen von Anfang an mit allen ins Gespräch kommen“, sagt Benjamin Riefenberg. Der 31-Jährige ist der Vorsänger der Ultras.

Die Blöcke der Südkurve im Eintracht-Stadion.
Die Blöcke der Südkurve im Eintracht-Stadion. © Jürgen Runo

Die Gründe für den angestrebten Wechsel in die Mitte liegen zum Teil auf der Hand. „Durch die Positionierung in der Mitte der Kurve, kann sich die Stimmung aus dem Zentrum heraus besser und breiter entfalten“, erklärt Riefenberg.

Eigentlich sollte der Umzug schon viel früher angestrebt werden – als lose Überlegung wurde er bereits im verstetigten Dialog zwischen Fans und Verein diskutiert. Doch durch das Ausscheiden von Eintracht-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt, die prekäre, sportliche Situation und die heiß diskutierten Personalentscheidungen bei der Jahreshauptversammlung rückte das Thema jedoch zunächst in den Hintergrund.

Riefenberg sagt: „Die Veröffentlichung sollte eigentlich in der Winterpause erfolgen. Der Zeitpunkt jetzt war nicht ideal, die Art und Weise dafür richtig.“ Mit zwei Infoständen klärten die Ultras bereits unmittelbar am vergangenen Spieltag offene Fragen.

Eintracht Braunschweig will unbürokratischen Ablauf ermöglichen

Das Ansinnen des Vorsängers und seiner Mitstreiter ist es, die Stimmung im Eintracht-Stadion zu verbessern. Als lethargisch bezeichnen die Anhänger die Atmosphäre in ihrem Schreiben. „Bei vielen Fans sind die Erwartungen gestiegen, wodurch die Supportbereitschaft dem Geschehen auf dem Rasen angepasst wird. Es gab Zeiten, da war es normal, dass Eintracht lautstark unterstützt wurde, egal wie sie spielten. Ein weiterer Punkt sind die unterschiedlichen Geschmäcker was die Auswahl der Lieder angeht und wie lange und in welchen Momenten diese angestimmt werden“, erläutert Riefenberg die Eindrücke der Ultras, die besonders bei der Auswahl der Lieder selbstkritisch sind. Ferner will die Ultraszene „an die Grundbereitschaft appellieren, als Teil der Südkurve, an der Stimmung aktiv mitzuwirken“.

Die Bereitschaft zum Anfeuern zu entfachen, könnte aber das kleinere Problem werden. Vielmehr gilt es zu regeln, wie der angedachte Blocktausch vonstatten gehen könnte. Der ist insofern heikel, weil viele der 1202 Dauerkarteninhaber in Block 7 wohl in den „Neuner“ umziehen müssten, der allerdings nur 1375 Plätze bietet. Eintracht würde dafür eine unbürokratische Umschreibung der Dauerkarten ermöglichen. Die Ultraszene, die entgegen vieler Vorurteile nicht nur aus der Gruppe Cattiva Brunsviga besteht, würde mit ihren etwa 400 Angehörigen geschlossen in Block 7 wechseln – vorausgesetzt es kommt zur Einigung. Ob der Rest der 928 Dauerkarteninhaber in Block 9 den Schritt mitgeht, ist nicht vorherzusehen.

Ultra-Szene von Eintracht Braunschweig hofft auf gemeinsamen Nenner

Der Vorsänger und der Rest der Ultraszene setzen große Hoffnungen in die Infoveranstaltung mit einem Austausch am heutigen Mittwoch. „Einerseits, um unsere Idee und die Hintergründe vorzustellen und andererseits, um zu schauen, inwieweit auf allen Seiten Kompromisse möglich sind und die Bereitschaft vorherrscht, persönliche Befindlichkeiten für das große Ganze zurückzustecken“, sagt Riefenberg – immer mit dem Plan, niemanden auszuschließen.

Die Ultras sind jedenfalls optimistisch, dass ein gemeinsamer Nenner gefunden werden kann.