Braunschweig. . Mit einem neuen Rekordhalter gehen die Lions aus Braunschweig am Samstag in das Bundesliga-Derby gegen die Hildesheim Invaders.

Jacob Schridde hat vergangene Woche beim Gastspiel in Köln wettbewerbsübergreifend seinen 69. Quarterback-Sack verbucht – mehr hat keiner in der Lions-Historie. Sack, so nennt man es im American Football, wenn die Abwehrhünen einer Mannschaft den Spielmacher des gegnerischen Teams mitsamt Ball unter sich begraben, einen Raumverlust erzwingen und so dem Gegner und insbesondere dem Quarterback das Leben ein ganzes Stück schwerer machen.

Fünfeinhalb Spielzeiten hat Schridde dafür gebraucht, ehe er den ehemaligen Rekordhalter Robert Flickinger ablöste. Der US-Amerikaner lief von 1997 bis 2006 für die Lions auf. In der Zeit sammelte er 67,5 Sacks. Einen halben Sack gibt es, wenn mehrere Spieler gleichzeitig den Quarterback zu Boden bringen.

„Natürlich ist man auf so einen Rekord auch ein Stück weit stolz. Ich bin ein Braunschweiger Jung und hier so erfolgreich zu spielen, ist richtig klasse. Aber das ging auch nur, weil ich die ganzen Jahre über großartige Mannschaftskollegen hatte. Jeder hat seine Rolle gespielt“, erklärt Schridde, der dabei nicht die eine klassische Rolle bekleidet, sondern zwischen erster und zweiter Abwehrlinie wechselt. Je nach Spielzug. „Da haben die Coaches einige Spielzüge parat, um die jeweiligen Stärken der Spieler voll zu nutzen“, lobt Schridde seine Trainer.

Dass Schridde Flickinger auf den Fersen war, zeigte der Braunschweiger schon 2014. Da war es gerade mal ein Jahr her, dass er von der Position des Passempfängers, also aus dem Angriff, in die ersten Verteidigungslinie wechselte. Dann stellte er schon den Flickinger-Rekord von 2003 ein: 21 Sacks in einer Saison. „Mich in der Abwehr einzusetzen, war die Idee von unserem Defense Coordinator Dave Likins, der mein Talent entdeckt hat“, erinnert sich Schridde. Heute ist er einer der besten Pass-Rusher in Europa – wenn nicht sogar der beste. Also ein absoluter Experte, wenn es darum geht, den gegnerischen Spielmacher unter Druck zu setzen, Fehler zu erzwingen und im Idealfall auch unsanft zu Boden zu bringen. Abseits des Feldes ist er ein grundsolider und sympathischer junger Mann, der auf dem Feld seine Gegner in Angst und Schrecken versetzt.

Tatsächlich ist die ganze Abwehr der Braunschweiger seit Jahren zum Fürchten gut. Freunde in anderen Trikotfarben kennt da keiner. Das wird auch jetzt am Samstag nicht der Fall sein. Selbst wenn es gegen echte Freunde geht.

„Die Spiele gegen Hildesheim sind immer etwas Besonderes. Man kennt viele Spieler, mit vielen ist man befreundet und hat lange mit einigen in Braunschweig gespielt – da gibt es gemeinsame Erinnerungen, die verbinden“, sagt Schridde. Nur zurückhalten werde man sich definitiv nicht. „Das wäre fatal. Auch wenn der Gegner in der Tabelle weit hinter uns steht – wir geben immer Vollgas, motivieren uns immer wieder aufs Neue, alles zu geben“, betont Braunschweigs Nummer 83.

Übrigens ein Überbleibsel seiner Vergangenheit – die Nummern im 80er-Bereich tragen im Football in aller Regel nur die Passempfänger. Die starken Jungs aus der ersten Verteidigungslinie befinden sich nummerntechnisch im 90er-Bereich, in der zweiten Linie dominieren die 50er-Nummern.

In seinem ersten Jahr bei Herren, unter dem damaligen Cheftrainer Phil Hickey, spielte der ehemalige Junior-Lion die Saison 2012 eben noch als Wide Receiver im Angriff. Zwölf gefangene Pässe, zwei Touchdowns standen am Ende zu Buche – nicht mal Mittelmaß. Ein Jahr später als Abwehrspieler: 66 Tackles, davon 19 für Raumverlust und neun Sacks – absolute Spitzenklasse.

Sein Cheftrainer geht in das kommende Spiel derweil mit einer klaren Ansage: „Wir wollen gewinnen. Das ist das Wichtigste“, sagt Troy Tomlin. Lokalderby, alte Freunde, besondere Beziehung – das alles spielt keine Rolle. Der Head-Coach erwartet ein schweres Spiel. „Hildesheim ist immer besser geworden. Sie haben neue Spieler, die einen guten Einfluss auf ihr Spiel haben. Ich erwarte eine harte Herausforderung für uns“, betont Tomlin und ordnet das Spiel als „sehr wichtig“ ein.

Lions – Hildesheim Invaders