Frankfurt am Main. Nach einem dramatischen Spiel mit 105-minütiger Unwetter-Unterbrechnung siegen die Braunschweiger Footballer Samstagnacht mit 20:19 in Frankfurt.

Mit dem knappsten möglichen Ergebnis haben die Braunschweiger Footballer in der Nacht zu Sonntag in einem denkwürdigen Spiel den Eurobowl gewonnen. Mit 20:19 siegten die Lions gegen die Frankfurt Universe in deren Heimspielstätte vor offiziell 3122 Zuschauern, darunter geschätzt rund 1000 Braunschweiger Anhängern. Und als die wichtigste Trophäe im europäischen Football schon wieder gewonnen war, zum vierten Mal in Folge, streiften sich die freudetrunkenen Spieler von Cheftrainer Troy Tomlin vorbereitete rote Meistertrikots über. History, Geschichte, stand in großen Lettern auf der Rückseite der Shirts.

Die Lions mussten das Momentum zurück erkämpfen

Und in der Tat wurde an diesem Tag Geschichte geschrieben. Zu allererst von den Lions, die nun mit sechs Erfolgen alleinige Rekordsieger des Eurobowls sind. Und das gesamte Spiel wird für sehr, sehr lange Zeit bei den Football-Freunden unvergessen bleiben. Wegen eines Unwetters wurde die Partie, die sowieso erst um 20 Uhr begann, Mitte des ersten Viertels um rund 105 Minuten unterbrochen. Der Schlusspfiff ertönte um 0:27 Sonntagfrüh. Und dann ging alles ganz schnell. Erst winkte Lions-Spielmacher Jadrian Clark mit seinem persönlichen Pokal als wertvollster Spieler des Endspiels (MVP) ins kreischende Braunschweiger Publikum. Dann bekamen Simon Bohlmann und Christian Bollmann, zwei der vier Lions-Kapitäne, den Eurobowl überreicht. Um 0:39 Uhr. „Wir hatten das Momentum, wir sind in Führung gegangen. Und dann kam diese lange Unterbrechung. Danach mussten wir sehr lange kämpfen, um uns das Momentum zurückzuholen“, sagte der Cheftrainer.

In der Tat benötigten die Lions am Ende auch ein bisschen Glück, um den Triumph zu erlangen. Der letzte Angriff des Spiels gehörte den Frankfurtern. Und angeführt durch ihren überragenden Akteur, Spielmacher Andrew Elffers, der gegen die Lions Premiere bei den Hessen feierte, rückten die Gastgeber bis 25 Meter vor die Braunschweiger Endzone vor. Ein Touchdown lag in der Luft. Mehrfach. Und dann sollte Kicker Max Siemssen mit einem Fieldgoal aus 45 Metern alles klar machen. Doch sein Schuss ging links am linken Pfosten vorbei.

Patzer gab es trotzdem

Damit platzte der Traum der finanziell arg gebeutelten Frankfurter von ihrem allerersten ganz großen Sieg. Universe steckt mitten in einem Insolvenzverfahren. Nur bis Ende Juni sind Gehälter und Spielbetrieb offenbar gesichert. Niemand weiß, ob es danach noch in der Bundesliga Süd weitergeht. Und so ist auch völlig ungewiss, ob es wieder wie im Vorjahr in den Play-offs der deutschen Meisterschaft ein Revanchespiel für das Eurobowl-Finale gibt. Nach dem 55:14-Vorjahres-Erfolg auf europäischer Bühne ebenfalls im Frankfurter Stadion am Bornheimer Hang gab es einen knappen 23:21-Erfolg der Lions im deutschen Halbfinale in Braunschweig. Dieses Mal war es noch knapper, spannender, packender, aber nicht immer hochklassig.

Mehrfach vergaben die Lions beste Chancen, höher in Führung zu gehen oder später, um früher den Rückstand aufzuholen. Dreimal hatten die Lions-Fans schon den Jubelschrei für einen vermeintlichen Touchdown ihrer Lieblinge auf den Lippen. Doch jedesmal rutschte das Ei den Ballfängern durch die Handschuhe. Am Ende war das aber ganz egal. An die misslungenen Aktionen wird sich schon in ein paar Wochen niemand mehr erinnern. An das Eurobowl-Finale 2018 aber schon. Und noch viel länger.