Salzgitter. Lebende Leichname, Werwölfe und brennende Schätze - in Salzgitter gruselt es ordentlich. Das jedenfalls berichten Sagen, die sich um die Stadt ranken.
Lebende Leichname und Werwölfe bewegen sich durch Salzgitter, in Salzgitter-Bad ist ein brennender Schatz versteckt und ein Teufelszirkel breitet sich von Salzgitter aus in der gesamten Region aus. Die Stahlstadt ist kein sicherer Ort mehr, schenkt man den Sagen Glauben, die sich über die Jahrhunderte in und um Salzgitter erzählt wurden. Das erste Mal niedergeschrieben wurden die zuvor mündlich weitergegebenen Sagen um Salzgitter vom Stadtschulrat, Kulturdezernent und Heimatforscher Franz Zobel. In seinem Buch „Die Sagen des Landkreises Goslar“ von 1936 sammelte er bekannte Sagen aus Salzgitter-Bad und den umliegenden Dörfern.
Im Stadtarchiv von Salzgitter finden sich diese gesammelten Sagen immer noch. Zu Halloween haben wir die schaurigsten ausgegraben und sind dabei auf mystische Wesen und höllische Tatsachen getroffen.
Wilddieb trifft auf lebende Leichname in der Vöppstedter Ruine
Vor dem Vöppstedter Tor der alten Stadt Salzgitter liegt als letzter Zeuge eines verschwundenen Dorfes eine ehrwürdige Kirchenruine: die Vöppstedter Kirche. Schon Karl der Große soll diese Kirche mit wehrhaftem Turm und schmalen Fensterlein erbaut haben. Im Laufe der Zeiten hat die Kirche viele gute und schlechte Zeiten erlebt. Besonders unheimlich wird es um die Kirche ab Mitternacht, wie Zobel schreibt. Dann recken alte Geheimnisse ihr Haupt, vergessene Gräueltaten erwachen und unheimliches Leben regt sich in der Ruine der Kirche. Das muss auch ein Wilddieb erfahren, der in der Johannisnacht dort Unterschlupf sucht.
Sage zu Halloween: Gibt es in Salzgitter Zombies?
Kaum schlägt es zur zwölften Stunde, hört der Dieb heiteres Sprechen und lautes Gelächter aus der alten Ruine. Neugierig geworden versteckt er sein Gewehr hinter einem Grabstein und schleicht sich an der Kirchenwand in das Innere der Ruine. Er blickt um die Ecke, und plötzlich greift ihn eine kräftige Hand und zerrt den Dieb in die illustre Runde. Um ihn herum stehen sieben moderig riechende Männer mit rot leuchtenden Augen. Sie starren ihn heftig an, bis einer mit einem roten Bart ihn dazu auffordert, doch nun endlich mit der Kegelrunde zu beginnen. Nacheinander nehmen die Männer ihre Köpfe ab und kegeln sie in Richtung des alten Spitzbogens. Der Dieb muss sie immer wieder zurückrollen, während die abgetrennten Köpfe hämisch über die ganze Aktion lachen – bis er den Kopf des Rotbärtigen einmal mit zu viel Schwung zurückrollt. Dabei verliert der Kopf seine Nase.
Ein kopfloser Körper stürmt auf den Dieb zu und will ihm im Gegenzug die eigene Nase herausreißen – erwischt aber nur ein Stück. Dann schlägt die Turmuhr klar und tröstlich „eins“ – und die kopflosen Männer verschwinden. Der Dieb entschwindet. Mit einer verunstalteten Nase und seinem Leben. Wer genau diese Männer waren, ist unklar. Der Sage nach sollen es Gerichtete sein, die ein Hoher Rat von Salzgitter einst hat köpfen lassen.
Der brennende Schatz in Salzgitter-Bad
Wer bereit ist, sich, zwischen zwölf und ein Uhr in der Nacht, den kegelnden Leichnamen zu stellen, könnte aber auch auf einen ganz besonderen Schatz treffen. Laut einer Sage versteckt sich dieser Schatz hinter der Vöppstedter Kirche. In der Geisterstunde soll er auftauchen. Augenzeugen berichten von einem Topf voll mit Gold, der höllisch lodert. Die Sage um den Schatz erzählt von einem Mädchen, das einst versucht hat, den Schatz zu heben und dabei sehr gewaltsam zu Tode gekommen sein soll. Ob das mit einem Fluch zusammenhängt, ist unklar. Seitdem hat wohl niemand mehr versucht, den Schatz zu heben. Er soll noch immer in den ehemaligen Zimmermannshöfen der Ruine versteckt sein.

Werwölfe auf dem Höhenzug in Salzgitter
Untote und verfluchte Schätze sind aber nicht die einzigen übernatürlichen Vorkommnisse in Salzgitter. Um den Höhenzug zwischen Salzgitter und Lichtenberg sollen sich laut einigen Erzählungen auch Werwölfe aufhalten. Eine Begegnung mit diesen grotesken Mischformen aus Mensch und Wolf überlebt wohl niemand so einfach. In unserer Region sind Werwölfe angeblich Menschen, die sich einen Gürtel umlegen und dadurch Wölfe werden.
Wer diese Gürtel umschnallt, bekommt einen solch fürchterlichen Heißhunger, dass er alles zerreißen muss, was ihm in den Weg kommt. Die erste dokumentierte Begegnung mit einem Werwolf hatte ein Geselle eines Zimmermanns in 1895 in Lichtenberg. Sein Meister legte sich wohl zur Mittagszeit den Gürtel um, der ihn in einen Werwolf verwandelte. Der unbändige Hunger brachte ihn dazu, ein pechschwarzes Fohlen zu zerreißen und zu fressen. Der Geselle beobachtet das Geschehen aus dem Hintergrund und macht sich aus Versehen bemerkbar. Die zweite Begegnung mit seinem Meister endet für den Gesellen tödlich.
Werwölfe in Steinlah und Salzgitter-Gebhardshagen gesichtet
Auch in Gebhardshagen und Steinlah sind am Ende des 18. Jahrhunderts Werwölfe gesichtet worden. In Steinlah versteckte sich hinter einem Schlachter die Gestalt eines Werwolfs. Zeuge davon wurde sein Lehrjunge, der gemeinsam mit dem Meister nach Gustedt reist, um dort Wurst zu machen. Sie kommen erst in der Nacht wieder zurück, als der Meister seinen Jungen plötzlich anschreit. Er solle die Schlachterei sofort verlassen, sonst sei es zu spät. Weil der Lehrjunge böses ahnt, steckt er sich ein großes Schlachtermesser ein und verlässt den Betrieb. Auf dem Weg nach Hause fällt ihn ein riesiges Biest an, das ihm zunächst wie ein Schäferhund vorkommt. Der Lehrjunge rammt dem Tier das Messer in die Brust und kurz darauf erkennt er: Das Biest war kein Hund, sondern sein Lehrmeister.