Wolfsburg. Welche Methoden zum Schwangerschaftsabbruch gibt es, welche Risiken, wer bezahlt den Eingriff, welche Unterlagen brauche ich? Hier gibt’s Antworten.

Welche Methoden zum Schwangerschaftsabbruch gibt es, welche Risiken, wer bezahlt den Eingriff, welche Unterlagen brauche ich? Hier sammeln wir Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um das Thema Abtreibungen in der Region.

Welche Kliniken und Praxen führen Abtreibungen durch?

Diese Frage lässt sich nicht abschließend beantworten. Es gibt eine (unvollständige) Liste des Landesgesundheitsministeriums im Netz. Die Pro-Familia-Beratungsstellen führen eine weitere, umfangreichere. Gegenüber unserer Zeitung gaben das Klinikum Wolfsburg, das Klinikum Wolfenbüttel und die Helios-Klinik Helmstedt an, Abbrüche vorzunehmen. In jeder Stadt in unserer Region gibt es gynäkologische Praxen, die den Eingriff vornehmen.

In welchen Fällen werden Abbrüche durchgeführt?

Laut Dr. Mignon-Denise Keyver-Paik, Chefärztin des Klinikums Wolfsburg, werden Abbrüche dort entsprechend der gesetzlichen Regelungen gemacht, „also sowohl nach Beratungsindikation als auch nach medizinischer oder kriminologischer Indikation.“ Eine medizinische Indikation liegt etwa vor, wenn die Fortführung der Schwangerschaft das Leben der Mutter gefährdet. Eine kriminologische Indikation liegt zum Beispiel vor, wenn die Schwangerschaft das Resultat einer Vergewaltigung ist. Die Beratungsindikation bezieht sich auf Fälle, in denen sich die Frau für den Abbruch entscheidet.

Welche Methoden gibt es?

Dr. Keyver-Paik: „Schwangerschaftsabbrüche können medikamentös oder operativ durchgeführt werden. Die Wahl der Methode hängt einerseits von der jeweiligen Indikation und vom Schwangerschaftsalter ab, bei fortgeschrittener Schwangerschaft ist ein medikamentöser Abbruch nicht mehr möglich. Die Patientinnen werden individuell beraten, sofern beide Möglichkeiten in Frage kommen.“

Lesen Sie den Kommentar zum Thema: Abtreibungen- Weg mit dem Stigma

Welche Vor- und Nachteile bringen die Methoden mit sich?

Dr. Keyver-Paik: „Der medikamentöse Abbruch wird von Patientinnen komplett bewusst durchlebt und ist mit einem etwas erhöhten Blutungsrisiko und dem Risiko einer doch noch notwendigen instrumentellen Entleerung verbunden. Viele Patientinnen nehmen die Schmerzen in Kauf, weil sie darin ein Element der Selbstbestimmung sehen. Zudem ist im Hinblick auf weitere Schwangerschaften der medikamentöse Abbruch mit weniger Risiken für Verletzungen und Vernarbungen behaftet. Der operative Abbruch wird in einer Narkose durchgeführt, ist insgesamt mit nur sehr wenigen Risiken behaftet und ist schneller und ohne aktive Mitwirkung der Frau durchführbar. Ein aktives Erleben entfällt und die Schmerzen halten sich meist in Grenzen.“

Welche Komplikationen sind möglich?

Laut Keyver-Paik kann bei einer Operation die Gebärmutter perforieren, auch Vernarbungen sind möglich. Ein medikamentöser Abbruch birgt laut Keyver-Paik das Risiko kaum erträglicher Schmerzen – auch könne ein hoher Blutverlust vorkommen und eine Nachoperation möglich werden.

Lesen Sie auch:

Was kostet eine Abtreibung?

Die Kosten schwanken, je nach Methode, zwischen 350 und 600 Euro, wie Detlef Haffke, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung in Niedersachsen, mitteilt. Die Kosten werden bei kriminologischer oder medizinischer Indikation von den Kassen übernommen. In anderen Fällen tragen die Frauen die Kosten selbst; Erstattungen sind aber über die gesetzlichen Krankenkassen möglich, je nach Einkommen. „Die Einkommensgrenze liegt bei monatlich 1258 Euro. Sie erhöht sich um 298 Euro, wenn minderjährige Kinder mit im Haushalt leben“, so Haffke. Wichtig sei, die Kostenübernahme vor dem Abbruch zu klären – rückwirkend gebe es keine Erstattung.

Dr. Mignon-Denise Keyver-Paik, Chefärztin in Wolfsburg.
Dr. Mignon-Denise Keyver-Paik, Chefärztin in Wolfsburg. © Privat | Privat

Wie haben sich die Zahlen in den vergangenen Jahren entwickelt?

Melanie Schwirz von Pro Familia in Helmstedt berichtet von bundesweit sinkenden Zahlen. Das bestätigt auch Dr. Keyver-Paik aus Wolfsburg. 48 Abbrüche waren es demnach im Jahr 2021 in Wolfsburg; 2019 waren es noch 53. „Dem stehen gestiegene Geburtenzahlen gegenüber. Im vergangenen Jahr kamen bei uns im Klinikum fast 1900 Neugeborene auf die Welt“, so die Chefärztin.