Das Arsenal an Problemen, mit dem wir konfrontiert werden, ist erdrückend. Keine gute Ausgangslage, um die Welt zu retten? Doch.

Wir leben in einer Zeit, in der sich die großen Fragen beliebig zu vermehren scheinen. Klimawandel, Demokratiekrise, Kapitalismuskrise, globale Flüchtlingsströme, Kampf um Rohstoffe. Das Arsenal an Problemen, mit dem wir konfrontiert werden, ist erdrückend. Keine gute Ausgangslage, um die Welt zu retten? Denn auf zunehmende Komplexität reagiert der Mensch mit Vereinfachung. Oder mit Flucht. In Alkohol und Drogen, in egoistische Bedürfnisbefriedigung, in Träume und Mythenbildung, in einfache Antworten und fixe Deutungen.

Gefühle von Bedrohung und Unsicherheit lösen Stress in uns aus. Der wiederum erschwert klares Denken und Handeln, kann es sogar unmöglich machen. Mit gutem Zureden lässt sich unsere Neigung zur Ausweichbewegung bei Konfrontation mit dem Unangenehmen nicht aus der Welt schaffen. Auch nicht mit bloßen Appellen oder Vorhaltungen. Wir wissen das aus eigener Erfahrung. Und dennoch rufen wir sehr oft in einer Art und Weise nach Lösungen, als wüssten wir nicht um diese Schwäche. Es steht zu vermuten: Wir behelfen uns, so gut es geht. Als lernende Wesen entwickeln wir Tricks und Strategien, um unsere Defizite abzupuffern.

Nachhaltigkeit – ein (über-)großer Begriff, der manch einen überfordert

Womit wir – pardon wegen des kühnen Sprungs – bei der Nachhaltigkeit wären. Noch so ein (über-)großer Begriff, der uns überall entgegentritt und der manch einen überfordert. Im Kern ist damit ein Energie-, Rohstoff- und Ressourcenverbrauch gemeint, der Natur und Umwelt und also auch den Menschen schont. Mit Hilfe des Wortes gelingt es uns, einen extrem facettenreichen Inhalt kommunizier- und verhandelbar zu machen.

Der Nachteil ist, dass das sprachliche Kunststück der Einfassung eines komplexen Sachverhalts nicht gleichgesetzt werden darf mit der Aufgabenbewältigung im tatsächlichen Leben. Begriffe wie „Klimaschutz“ oder „Nachhaltigkeit“ können als technokratische Bezeichnungen je nach Absender durch häufige Verwendung suggerieren, der Pfad der Besserung werde schon kraftvoll beschritten. Eine gefährliche Verkürzung. Weil zu viele Menschen annehmen könnten, alles neige sich bereits in die richtige Richtung – und bedürfe daher keiner individuellen Unterstützung mehr.

Nachhaltigkeit funktioniert – wenn alle mitmachen

Das ganze Gegenteil ist der Fall. Damit Nachhaltigkeit ihre volle Wirkung entfalten kann, müssen möglichst viele Akteure mitmachen. Am besten alle. Am besten freiwillig und aus Überzeugung. Dafür muss aber klar sein, wie Nachhaltigkeit überhaupt funktioniert, woraus sie besteht, was sie bewirkt. Diese Übersetzungsleistung, grundlegend für mehr Breitenwirkung, erbringt Politik häufig nicht. Wir sprechen dann davon, dass sie die Menschen nicht erreicht. Nun kommen wir ins Spiel. Die Medien.

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Nun ergreifen wir journalistisch die Nachhaltigkeitsinitiative. Motto: Jeder Beitrag zählt! In einer Themenserie liefern wir Ihnen zwei Wochen lang Beispiele für Nachhaltigkeit. Dafür nutzen wir unter anderem das Ihnen vertraute „Thema des Tages“. Also nicht wundern bitte! Die Nachhaltigkeit machen wir zum Schwerpunktthema, damit deutlicher wird, worum es geht und was wir tun können. Anspruch auf Vollständigkeit erheben wir nicht.

Wir verlieren wertvolle Zeit

Um aber gleich konkret zu werden: Jedes natürliche System, und wir sind unabänderlich ein Teil davon, kann nur ein bestimmtes Maß an Ressourcenverbrauch verkraften. Wird eine Grenze überschritten, nimmt das System Schaden - und geht irgendwann kaputt. Das ist nicht schwer zu kapieren. Wir können natürlich darüber streiten, wo die Grenzen der Belastbarkeit liegen … und genau das geschieht. Rund um den Globus. Andauernd.

Allerdings birgt das Gefahren. Erhebliche sogar. So lange wir nämlich – überwiegend – weitermachen wie bisher, fußend auf dem Standpunkt, dass vor möglichen Kurskorrekturen bitte schön erst einmal alle Kausalketten hundertprozentig bewiesen sein sollten, gehen wir das Risiko ein, kostbare Zeit zu verlieren, die sich später, im Lichte noch gründlicheren Wissens, nicht mehr zurückgewinnen ließe. Es könnte dann schlicht zu spät sein für Rettungsversuche. Auch das ist nicht schwer zu kapieren.

Da niemand in die Zukunft blicken kann, wäre ein Verzicht auf nachhaltiges Leben und Wirtschaften vergleichbar mit der frommen Hoffnung, dass schon alles gut gehen wird. Von intelligentem Verhalten dürfte dann nicht ernsthaft die Rede sein. Nachhaltiges, die natürlichen Reserven dieses Planeten schonendes Agieren hingegen zeugt per se von Intelligenz.

Nachhaltigkeit in Podcast, Newsletter – und mit unseren LeserInnen

Zum Abschluss und zur Einstimmung auf unsere Nachhaltigkeitswochen möchte ich Ihnen von einem Mann berichten, den ich in dieser Woche für den Outdoor-Podcast „Draußen“ getroffen habe. Sein Name ist Gerald Klamer. Den Job als Forstbeamter hat er an den Nagel gehängt, um in Deutschland Waldbegeisterung zu entfachen und die Bedrohung der Wälder durch Klimawandel und zu stark ertragsorientierte Forstwirtschaft anzusprechen. Das macht er nicht bloß digital, sondern mit großem physischen Einsatz.

Seit Ende Februar wandert er von einem Wald zum anderen, übernachtet dort meist mit Schlafsack und Regenplane und redet mit den Menschen vor Ort. Seine rund 6000 Kilometer lange Wanderung endet im November in seiner Heimatstadt Marburg. Was ihn umtreibt, was ihn beseelt, was er sich wünscht, davon erzählt Klamer in der neuen Folge des Outdoor-Podcasts „Draußen“. Sein Beispiel zeigt, was ein einzelner Mensch bewegen kann – und wie erfüllend das ist. Ich lade Sie ein, ihm zuzuhören. Sie finden mein Gespräch mit dem Ex-Förster unter „Podcast“.

Wir runden unsere Nachhaltigkeitsserie ab mit dem Newsletter „Heute für morgen!“, den Sie kostenlos abonnieren können. Und Sie können uns Ihre Nachhaltigkeitstipps schicken (bitte mit Foto von sich), damit wir voneinander lernen: nachhaltigkeit-bzv@funkemedien.de.

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