Wolfsburg. Nach der Affäre um Abgas-Tests an Affen überprüft VW 1290 Forschungs-Kooperationen. Auch sollen Werte und Moralvorstellungen abgeglichen werden.

Volkswagen stellt sämtliche Beteiligungen an Forschungsprojekten auf den Prüfstand. Das verlautete jetzt aus Unternehmenskreisen. Der Wolfsburger Autokonzern war wegen seiner Mitwirkung an Abgas-Tests an Affen in die Kritik geraten.

Allein in Deutschland unterhält Volkswagen 1290 Kooperationen mit mehr als 100 Hochschulen und über 60 Forschungsinstituten. International sind es mehr als 1700 Kooperationen mit über 300 Hochschulen und Forschungsinstituten in 29 Ländern.

Wie es heißt, werde ein externes Institut mit der Überprüfung der Forschungskooperationen beauftragt. Angesichts ihrer Vielzahl sei nicht kurzfristig mit Ergebnissen zu rechnen. Mit der unabhängigen Untersuchung sollten „die globalen Forschungsaktivitäten mit den ethischen und moralischen Grundsätzen des Volkswagen Konzerns abgeglichen und im nächsten Schritt in Einklang gebracht werden, damit so etwas nie wieder vorkommt“.

Müller bezeichnet Abgastests mit Affen als abstoßend

Vorstandschef Matthias Müller hatte nach Bekanntwerden der Abgas-Tests für die Fehler der beteiligten Konzernmitarbeiter um Entschuldigung gebeten und gesagt: „Wir sind der Auffassung, dass solche Studien nicht nur unethisch, sondern abstoßend und zutiefst beschämend sind.“ Das Wolfsburger Unternehmen hat für die Zukunft die Versuche an lebenden Tieren weltweit grundsätzlich ausgeschlossen, „sofern keine zwingenden Gründe solche erforderlich machen“.

Die Abgasversuche an Affen fanden unter dem Dach der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) statt. Der gemeinsam mit BMW, Daimler und Bosch während der Amtszeit von VW-Chef Bernd Pischetsrieder gegründete Verbund war Mitte 2017 aufgelöst worden. In Wolfsburg hat man sich nun offenbar verständigt, dass es grundsätzlich keine solchen Kooperationen mit Unternehmen der Branche mehr geben soll. VW sei stark genug, um solche Anstrengungen alleine zu unternehmen.

Die interne Überprüfung der Vorgänge rund um die Abgas-Studie hat nach Unternehmensangaben unterdessen ergeben, dass der aus renommierten Wissenschaftlern zusammengesetzte Forschungsbeirat der EUGT der Studie zugestimmt hatte. Ihr Vorsitzender war Prof. Helmut Greim, der ehemalige Leiter des Instituts für Toxikologie der TU München.

Generalbevollmächtigter Steg beurlaubt

In einem Schreiben an Staatssekretär Jochen Flasbarth aus dem Bundesumweltministerium schrieb Greim Anfang Februar zusammenfassend, „dass sowohl die Untersuchungen an Affen als auch an Probanden den zuständigen Ethikkommissionen vorgelegt und von ihnen bewilligt worden sind. Zudem sind die Untersuchungen nach dem Stand der Wissenschaft von darin erfahrenen Institutionen durchgeführt worden.“ An der Bewertung der Studie ändere das nichts, heißt es bei Volkswagen.

Die Affäre hatte zur Beurlaubung des früheren Regierungssprechers Thomas Steg geführt. Als Generalbevollmächtigter für Außen- und Regierungsbeziehungen der Volkswagen AG fiel die EUGT in seine Zuständigkeit. Steg galt als einer der wichtigsten Mitarbeiter des Vorstandsvorsitzenden Müller.

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