Vechelde. Die Polizei sieht eine „ähnliche Herangehensweise“ wie bei vorherigen Sprengungen, geht also derzeit von „gleicher Tätergruppe“ aus.

Die Herangehensweise ähnelt der bei den anderen Geldautomatensprengungen im Landkreis Peine: In der Nacht zum Donnerstag haben Unbekannte gegen 3 Uhr den Geldautomaten der Filiale der Deutschen Bank im Dornberg-Carree an der Hildesheimer Straße mitten in Vechelde in die Luft gejagt.

„In einem silberne Fahrzeug sind die Täter geflüchtet“, berichtet Malte Jansen, Sprecher der Peiner Polizei, von Zeugenaussagen. Demnach seien die Bankräuber in Richtung Umgehungsstraße (Bundesstraße 1) getürmt, um „vermutlich über die Autobahn 2“ zu entkommen. Die eiligst eingeleitete Fahndung – unter anderem mit einem Polizeihubschrauber aus Hannover – blieb laut Jansen erfolglos.

Explosion diesmal etwas leiser

Die Täter schlugen in der Nacht in der Filiale der Deutschen Bank im Dornberg-Carree mitten in Vechelde zu.
Die Täter schlugen in der Nacht in der Filiale der Deutschen Bank im Dornberg-Carree mitten in Vechelde zu. © Phil-Kevin Lux-Hillebrecht

Anwohner berichteten der Polizei gegen 3 Uhr nachts von einer Explosion und Rauchentwicklung in der Deutschen Bank in Vechelde. Die Explosion sei aber offenbar nicht so laut gewesen wie bei früheren Geldautomatensprengungen im Kreisgebiet, schildert Jansen weiter. Ob dies an einer diesmal kleineren Dosis des Sprengmaterials oder am sehr viel größeren Gebäude (Dornberg-Carree) gelegen habe, sei noch zu ermitteln.

„Die Bankfiliale ist jedenfalls noch zu betreten“, führt Jansen aus. Vorsichtshalber sei aber dennoch ein Statiker zugezogen worden, denn unter der Deutschen Bank befinde sich eine Tiefgarage, über ihr eine Arztpraxis.

Aufräum- und Sicherungsarbeiten

Die äußeren Scheiben der Bankfiliale – Vermieter der Räume ist die Gemeinde Vechelde – sind durch die Sprengung zerstört. Auf den ersten Blick sah es am Donnerstagvormittag nicht so schlimm aus, wie bei diversen bisherigen Automatensprengungen auf den Dörfern. Allerdings soll diesmal der Schaden im Gebäude höher sein.

Mitarbeiter der Gemeinde Vechelde brachten am Vormittag Holzbretter auf den zerstörten Außenscheiben an. Die Filiale in Vechelde bleibt bis auf weiteres geschlossen, per Zettelaushang wird auf die in Braunschweig verwiesen.

Ein 50-Euro-Schein soll zurückgeblieben sein

Den Sachschaden am Gebäude beziffert Polizeisprecher Jansen nach ersten Einschätzungen mit einem „mindestens sechsstelligen Euro-Betrag“. Zu Schaden gekommen seien keine Personen. Die Höhe des erbeuteten Bargelds sei noch nicht ermittelt. Es wird berichtet, dass die Täter „nur einen 50-Euro-Schein“ am Tatort zurückließen.

Filiale in Vechelde heißt offiziell Finanzagentur, Wiedereröffnung offen

Holger Klingebiel leitet die intern „Finanzagentur“ genannte Einrichtung der Deutschen Bank in Vechelde. In diesen seien selbstständige Finanzberater oder -beraterinnen tätig, also keine bei der Deutschen Bank angestellten Mitarbeiter.

Auf Nachfrage unserer Zeitung berichtete er, dass die vielen Trümmer, besonders im Gebäude, für die Mitarbeiter am Morgen schon ein heftiger Anblick gewesen seien. Der Statiker müsse kommen, dann werde aufgeräumt. Zur Wiedereröffnung in Vechelde könne aktuell noch nichts gesagt werden.

Banken halten sich zurück mit Angaben zu Schäden und Sicherungsmaßnahmen

Weiter verweist Klingebiel auf die Pressemitteilung der Deutschen Bank Niedersachsen zur Sprengung in Vechelde. Generell mache die Bank keine genauen Angaben zu Schäden bei Geldautomatensprengungen, das gelte für die Bargeldsumme und auch die Schäden am Gebäude.

Die Bank-Filiale in Vechelde ist von der Polizei versiegelt und gesperrt, die Deutsche Bank verweist per Aushangzettel auf Ersatz in Braunschweig.
Die Bank-Filiale in Vechelde ist von der Polizei versiegelt und gesperrt, die Deutsche Bank verweist per Aushangzettel auf Ersatz in Braunschweig. © Arne Grohmann

Auch zu den Sicherheitsvorkehrungen in den Standorten der Deutschen Bank gebe es keine Auskunft. Das halten andere Banken, die ebenfalls bereits in unserer Region mehrfach von Automatensprengungen betroffen waren, ebenso.

Daher heißt es auch bei der Deutschen Bank nur allgemein: „Wir beobachten die Entwicklung der Lage fortlaufend und passen unsere Vorkehrungen bei Bedarf an. Dies geschieht immer auch in Abstimmung mit den Sicherheitsbehörden. Dabei sind wir als Deutsche Bank bestrebt, die Balance zu wahren zwischen berechtigten Sicherheitsaspekten und gutem Service für unsere Kunden.“

Hier kommen Kunden an Bargeld

In der Pressemitteilung wird auf weitere Ausweichmöglichkeiten zu Vechelde hingewiesen: Im Landkreis Peine gebe es die Filiale der Postbank in Peine (Schützenstraße). Es stünden auch die Filialen von Deutsche Bank und Postbank in Braunschweig zur Verfügung. Darüber hinaus gebe es bei Shell-Tankstellen in der Region die Möglichkeit zur Bargeldmitnahme sowie beim Einkaufen an Kassen des Einzelhandels bzw. in Supermärkten.

Eine Spur der Zerstörung im Kreis Peine, keine Festnahmen

Aufgrund der – auf den ersten Blick – sehr ähnlichen Herangehensweise kommt Polizeisprecher Malte Jansen (aktuell) zum Schluss, es könnte sich in Vechelde um die gleiche Tätergruppe handeln, die bereits für die diversen Sprengungen im Landkreis Peine und in der gesamten Region verantwortlich gemacht wird.

Die Tat in Vechelde ist laut Polizei die 18. Automatensprengung in der Region und die siebte im Kreis Peine – die Spur der Zerstörung alleine im Landkreis in diesem Jahr:

Eine Spur der Zerstörung zieht sich alleine im Kreisgebiet hin: Volksbank-Filiale in Vöhrum; Volksbank in Edemissen; Volksbank in Groß Ilsede; Sparkasse in Abbensen; Sparkasse Edemissen; Volksbank in Gadenstedt und nun Deutsche Bank Vechelde.

Die Ermittler der Tatortgruppe der Polizei Salzgitter haben in Zusammenarbeit mit der Zentralen Kriminalinspektion Braunschweig in Vechelde die Spuren aufgenommen, zuständig ist die Staatsanwaltschaft Braunschweig.

„Täterklientel von 200 bis 300 Personen“

Jonas Haubenreißer, Sprecher der Zentralen Kriminalinspektion, bestätigt Jansens Einschätzung einer ähnlichen Herangehensweise in allen Fällen und spricht von einem „Klientel von 200 bis 300 Personen, die aus dem Ausland heraus, aus den Niederlanden, diese Sprengungen in Deutschland“ vornähmen – so (vermutlich) auch den in Vechelde. Wobei dort an der Hildesheimer Straße nicht nur die Deutsche Bank, sondern auch die Braunschweigische Landessparkasse und die Volksbank ansässig sind. Warum die Räuber ausgerechnet erstmals eine Deutsche Bank ins Visier genommen haben, vermag Haubenreißer nicht zu sagen: „Ich kann nicht in ihre Köpfe hineingucken.“ Ob es womöglich an unterschiedlichen Sicherheitsvorkehrungen der Banken liegt, bleibt somit unklar.

Dagegen räumt der Polizeisprecher ein, dass es zumindest bei den Banküberfällen in unserer Region bislang noch keine Täterfestnahmen durch die Polizei gegeben hat. Die Diebe gehen offenbar sehr rigoros und möglicherweise auch professionell vor, denn Haubenreißer stellt fest: „Sprengen – rein in die Bank – raus: Das alles dauert weniger als zwei Minuten.“ Bis die Polizei/Sicherheitsdienste am Tatort auftauchen könnten, seien die Kriminellen also schon weg. „Und eine Festnahme auf frischer Tat wäre ein Zufall – dazu müsste die Polizei gerade mal in der Nähe sein.“

Auffällig ist nach Haubenreißers Worten die riskante/rücksichtslose Flucht mit Fahrzeugen in hoher Geschwindigkeit – auch innerhalb von Ortschaften. Es sei sogar schon vorgekommen, dass „die Täter gezielt auf die Polizei zugefahren sind“. Ob die Einbrecher – außer ihrem Sprengstoff – bei den Überfällen noch andere gefährliche Gegenstände wie Zünder oder gar Waffen bei sich hätten, kann Haubenreißer nicht sagen: „Ich kann es aber auch nicht ausschließen.“ Von Glück spricht der Polizeibeamte aber mit Blick darauf, dass es bei den Sprengstoffattacken bislang noch keine (ernsten) Verletzungen von Personen gegeben hat, denn: „Über den gesprengten Bankfilialen befinden sich teilweise auch Wohnungen.“

„Mindestens ein Jahr Freiheitsstrafe – nach oben ziemlich weit offen“

„Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion in Tateinheit mit einem besonders schweren Fall des Diebstahls“: So lässt sich das Vergehen im Polizeideutsch beschreiben. Das Strafmaß liegt nach Darstellung von Haubenreißer bei „mindestens einem Jahr Freiheitsstrafe“ – nach oben ziemlich weit offen.

Die Polizei bittet um Aufmerksamkeit der Bevölkerung

Die Polizei fragt und bittet: „Haben Sie zur Tatzeit verdächtige Beobachtungen gemacht oder in den umliegenden Ortschaften ein schnell fahrendes, mutmaßlich hochmotorisiertes, Fahrzeug wahrgenommen? Hinweise nimmt die Polizei Braunschweig unter der Rufnummer (0531) 476-0 oder Ihre örtlich zuständige Polizeidienststelle entgegen.“

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