Peine. Zum zweiten Mal war in Peine die Versammlung der Kritiker der Corona-Maßnahmen offiziell angemeldet. Bei der Mahnwache sprach ein Polizist.
Das Wesen einer Debatte ist ein auf gegenseitigen Erkenntnisgewinn angelegter Austausch. Bei den Peiner „Montagsspaziergängern“ scheint das der Fall gewesen zu sein.
Zum zweiten Mal hatten Kritiker der Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus ihre Versammlung bei der Stadt Peine offiziell angemeldet. Der Demonstrationszug durch Peine endete gegen 19.10 Uhr auf dem Hagenmarkt. Ein Versammlungsleiter sagte dort: „Danke, dass Ihr euch an die Regeln gehalten habt!“ Und, und das ist wohl die neue Erkenntnis: „Nur so kommen wir voran.“
Zuvor hatte es immer wieder den Versuch gegeben, sich um die offizielle und vorgeschriebene Anmeldung der Versammlung herumzudrücken und die Spaziergänge als zufällige Zusammenkünfte von Gleichgesinnten darzustellen.
Polizei hatte abschreckend durchgegriffen
Die Stadt Peine und die Polizei hatten sich das an den Vormontagen nicht gefallen lassen – und auch durchgegriffen, wenn es zu Verstößen speziell beim Thema Maskenpflicht und Abstand kam. Das hatte zuletzt einige von der Teilnahme an den „Montagsspaziergängen“ abgehalten, wie unter anderem aus Chatgruppen hervorgeht.
Nun also zum zweiten Mal mit Anmeldung. Die Polizei Peine zählte rund 175 Teilnehmer, sprach von einem unproblematischen Verlauf. Nur kleine Eingriffe seien nötig gewesen, unter anderem, um auf das Verbot des Mitführens von Flaschen bei der Versammlung hinzuweisen und es durchzusetzen.
„Damit der Schwachsinn endlich aufhört!“
Der von der Polizei begleitete Verlauf des jüngsten „Montagsspaziergangs“ mache Mut, hieß es am Ende der Veranstaltung auf dem Hagenmarkt. Und: „Mut brauchen wir auch, damit der Schwachsinn endlich aufhört!“ Für diese Aussage zu den Corona-Maßnahmen gab es starken Applaus.
Den gab es auch während der Reden der Parallelveranstaltung auf dem historischen Marktplatz in Peine. Das Peiner „Bündnis für Toleranz“ hatte erneut zur Mahnwache in Gedenken an die aktuell 120 Corona-Toten im Kreis Peine eingeladen.
Polizist zählt auf, was wirklich Schlimmes in der Welt los ist
Dietmar Schilff, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, verwies darauf, dass nur wegen der diversen Maßnahmen mehr Corona-Tote verhindert worden seien. Zudem zählte er auf, was sich alles in der Welt an aktuellen Dramen abspiele: Kriege, Hunger, Umweltkatastrophen, Entrechtungen.
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„Und hier? Hier marschieren lautstark einige wenige, leider auch mit Rechtsorientierten in unserem aufgeklärten, reichen, gut organisierten Land, wo jeder seine Meinung sagen kann und schreien das Wort Diktatur. Was ist da nur schiefgelaufen?“, fragte der Polizei-Gewerkschafter. Er ergänzte: „Ich kann diesen nur zurufen: Seid froh, dass Ihr hier leben könnt und dürft und kommt auf den Boden der Realität zurück!“
Auswirkungen von Corona auf den Sportbetrieb im Landkreis Peine
Hans-Hermann Buhmann, Vorsitzender des Niedersächsischen Fußballverbands im Kreis Peine, sagte zu den rund 250 Teilnehmern an der Mahnwache: „An dieser Stelle danke ich auch allen Mitmenschen die sich in ihren Berufen und ehrenamtlich in dieser Zeit nicht unterkriegen lassen und tolles leisten, dazu gehören auch die Sportkameradinnen und Sportkameraden aus der Fußballfamilie, die nach Möglichkeit der Pandemiebedingungen alles versuchen, für Klein und Groß den Ball am Rollen zu halten.“
Er erinnerte an die vielen solidarischen Aktionen im Sport, aber auch an die Folgen des wegen Corona eingeschränkten Betriebs: „Kinder und Jugendliche leiden zum Teil massiv unter Bewegungslosigkeit. Mediziner und Wissenschaftler warnen vor gesundheitlichen Gefahren – es gibt Befürchtungen, dass langfristig chronische Erkrankungen drohen – und gesellschaftlichen Gefahren, die mit dem teilweisen Verbot des organisierten Sporttreibens einhergehen, denn Sport hat auch eine ausgeprägte sozial-integrative Kraft. Bewegungslosigkeit fördert Aggressionen, vielmehr können diese nicht abgebaut werden.“
Damit dürfte er sogar gar nicht so weit entfernt von denen sein, die sofort alle Corona-Schutzmaßnahmen aufgehoben haben wollen. Deswegen schob Buhmann nach: „Die Sehnsucht nach der Rückkehr auf den Platz, in die Halle ist riesig – trotzdem ist umsichtiges Handeln der spielleitenden Stellen nach wie vor angezeigt.“ Es gehe auch um die Vorbildfunktion.
Polizei Peine hat auch normale Einsätze
So war der Demo-Einsatz der Polizei an diesem Montagabend ein ruhiger. Aber auch das Alltagsgeschäft ging weiter. Einen normalen Einsatz gab es am Bus-Bahnhof in Peine, dort war eine „randalierende Person“ gemeldet worden.
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