Berlin. Wie wahrscheinlich ist es, königliche Vorfahren zu haben? Genetiker erforschen Stammbäume immer genauer. So finden auch Sie es heraus.

In Filmen passiert es immer wieder: Scheinbare Normalos erfahren unerwartet von ihrer königlichen Abstammung. Was in Hollywood zu den verrücktesten Ereignissen führen kann, ist im wahren Leben quasi unmöglich. Denkbar ist jedoch, dass sich Adlige, vielleicht sogar Königinnen und Könige unter den eigenen Vorfahren befinden.

Vom Prominenten bis zum Normalo: Jeder kann königliche Vorfahren haben

In der beliebten BBC-Fernsehshow "Who Do You Think You Are" haben in den vergangenen Jahren viele Prominente zu ihrer Überraschung entdeckt, dass sie selbst entfernte königliche Verwandte haben. Das Top-Model Cindy Crawford ist eine entfernte Nachfahrin von Karl dem Großen, dem König der Franken. Die Schauspielerin Brooke Shields erfuhr, dass sie vom französischen Adel abstammt, während die Schauspielerinnen Hilary Duff und Uma Thurman entfernt mit dem britischen Königshaus verwandt sind.

Warum haben so viele Menschen royale Ahnen?

Die Wahrscheinlichkeit einer königlichen Abstammung steigt, je weiter man unter den eigenen Vorfahren zurükgeht. Der Grund: Stammbäume wachsen exponentiell, je weiter man in die Vergangenheit zurückblickt.

Geht man 500 Jahre oder 25 Generationen zurück, hat man etwa 32 Millionen Vorfahren. Zu diesem Ergebnis kommt der Statistiker Joseph Chang in seiner Studie aus dem Jahr 1999. Aufgrund der geringeren Bevölkerungsdichte in früheren Zeiten ist es sehr wahrscheinlich, dass sich darunter auch Könige befinden. Daher ist es sehr wahrscheinlich, dass jeder Mensch einen königlichen Vorfahren oder eine königliche Vorfahrin in seiner oder ihrer Ahnenreihe hat.

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Die Grenzen der biologischen Abstammung: Genealogie versus tatsächliche Verwandtschaft

Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen der genealogischen Verwandtschaft und der tatsächlichen biologischen Abstammung von einem Herrscher. Letztere ist extrem selten, da wir nur mit einem winzigen Teil unserer Vorfahren DNA teilen.

Jenseits der sechsten Generation unserer Vorfahren ist die Menge des Erbmaterials, das wir von Ahnen erben, die vor Jahrhunderten gelebt haben, vernachlässigbar. Die einzige Ausnahme ist spezielles Erbmaterial wie die mitochondriale DNA, die nur über die mütterliche Linie vererbt wird. Solche genetischen Informationen können manchmal verwendet werden, um eine Verbindung zu berühmten historischen Persönlichkeiten herzustellen.

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Y-Chromosom-Sequenz: Ein Hinweis auf die Nachfahren von Dschingis Khan

"Ein Herrscher, der vor 1.000 Jahren lebte, könnte der Vorfahre eines großen Teils der heutigen Bevölkerung sein", sagte Graham Coop, Professor für Evolution und Ökologie, der BBC. So könnte Karl der Große durch seine 18 Kinder die meisten Europäer beeinflusst haben. Auch Dschingis Khan und seine männlichen Nachfolger sollen durch Eroberung und Vergewaltigung von Frauen mehrere hundert bis tausend Kinder gezeugt haben. Da Khans Grabstätte jedoch unbekannt ist, kann das nicht bestätigt werden.

Eine genetische Studie identifizierte 2003 eine einzige Y-Chromosom-Sequenz aus der Zeit von Khans Herrschaft vor rund 1000 Jahren. Diese Sequenz ist so außergewöhnlich häufig, dass sie weltweit bei etwa einem von 200 Männern vorkommt. Eine ähnliche Sequenz, die bei etwa 1,5 Millionen Männern in Nordchina und der Mongolei gefunden wurde, wird dem Herrscher der Qing-Dynastie Giocangga aus dem 16. Jahrhundert zugeschrieben, der viele Frauen und Geliebte hatte.

Das Konzept der "Gateway-Ancestors": Auf der Suche nach königlichen Vorfahren

Einige kommerzielle Unternehmen versuchen nun, die Sequenzierung des Y-Chromosoms zu nutzen, um aus dem Interesse an potenziellen königlichen Vorfahren Kapital zu schlagen. So behauptet die chinesische Gentest-Firma 23Mofang, sie könne feststellen, ob man DNA von alten chinesischen Kaisern in sich trägt. Auch in Peru wurde Y-Chromosom-DNA verwendet, um einige der ärmsten Familien mit dem Adel des Inka-Reiches zu verbinden – einschließlich des letzten Inka-Kaisers.

Auf die Frage, wie weit die durchschnittliche Person zurückgehen muss, um eine Verbindung zur königlichen Familie zu finden, schlägt der Ahnenforscher Graham Holton in einem Interview mit der BBC vor, dass der früheste Zeitpunkt das 16. Jahrhundert sein sollte. Es sei denn, es ist bereits bekannt, dass es adelige Verbindungen gibt. Bei der Untersuchung der Y-Chromosomen von Menschen, die vor Tausenden von Jahren gelebt haben, müssen jedoch viele Faktoren berücksichtigt werden, die die Analyse erschweren, wie Mutationen und zufällige Ereignisse, die die genetischen Spuren dieser Vorfahren im Laufe der Zeit verwischen oder sogar auslöschen können.

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Realistische Erwartungen: Genetische Beweise reichen möglicherweise nicht aus

Menschen, die nach ihren königlichen Vorfahren suchen, sollten realistische Erwartungen haben und sich bewusst sein, dass die genetischen Beweise möglicherweise nicht ausreichen, um eine direkte Verbindung zu einem bestimmten historischen König oder einer Königin herzustellen. Dennoch kann uns die moderne Technologie helfen, unsere Familien- und Kulturgeschichte besser zu verstehen und zu schätzen.

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