Ilsede. In Groß Lafferde bekunden sie in einer Demo ihre Sorge wegen „Kaisertreuen“/Reichsbürgern, in Groß Ilsede lädt das Demokratie-Café ein.

Die Gemeinde Ilsede feiert den 75-jährigen Geburtstag des Grundgesetzes – und das auf sehr unterschiedliche Weise: Während die Gemeindeverwaltung am Donnerstag (23. Mai) bei sommerlichen Temperaturen in das Demokratie-Café am Groß Ilseder Rathaus eingeladen hat und dort im Rathauspark eine entspannte Atmosphäre herrscht, ist die Stimmung bei der Demo in Groß Lafferde für die Demokratie und das Grundgesetz deutlich gedrückter und sorgenvoller.

Sie haben die Demo in Groß Lafferde organisiert: Alfred und Martina Cramm. 
Sie haben die Demo in Groß Lafferde organisiert: Alfred und Martina Cramm.  © FMN | Harald Meyer

Dutzende Teilnehmer – nicht nur aus dem Ort – sind bei der Kundgebung am östlichen Ortsausgang von Groß Lafferde dabei. Genau an der Stelle an der Bundesstraße, an der regelmäßig samstags „Kaisertreue“ demonstrieren, die sich Georg Friedrich Ferdinand von Preußen – geboren 1976 in Bremen – aus dem Haus Hohenzollern als Deutschen Kaiser wünschen. Während diese Monarchisten bei ihren Veranstaltungen Fahnen wie die Flagge des Deutschen Reichs (1871 bis 1918/schwarz, weiß, rot) aufbauen, ist es bei der Demo für die Demokratie am Donnerstag die schwarz-rot-goldene Fahne der Bundesrepublik mit den Wappen der Bundesländer.

„Kaisertreue“ – „eine Gefahr für die Demokratie“

Organisiert hat das Ehepaar Martina und Alfred Cramm aus Groß Lafferde diese Kundgebung am Donnerstag zur Feier des Grundgesetzes auch als Antwort auf die „Kaisertreuen“: Auch wenn der Sprecher der „Kaisertreuen“ – ein Groß Ilseder – nichts mit den Reichsbürgern zu tun haben wolle, fordere diese Gruppe den Thron für Georg Friedrich Ferdinand von Preußen, mache sich den preußischen Staat zum Vorbild und schwenke die Reichsflagge – was seien diese „Kaisertreuen“ dann andere als „Reichsbürger“, das fragt sich Alfred Cramm, der vor Jahrzehnten für die Grünen dem Lahstedter Gemeinderat angehört hat. Der Groß Lafferder erwähnt in diesem Zusammenhang die Ärztin aus dem Landkreis Peine, die sich ab 18. Juni zusammen mit anderen Reichsbürgern vor Gericht wegen des Vorwurfs „Bildung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ sowie des „gewaltsamen Umsturzes“ in Deutschland zu verantworten habe. Aber Cramm zufolge sind auch die Kaisertreuen eine Gefahr für die Demokratie.

Unmissverständlich hebt Alfred Cramm hervor, das Grundgesetz garantiere jedem Menschen in der Bundesrepublik die Meinungsfreiheit – dieses Recht gelte grundsätzlich auch für Reichsbürger und „Kaisertreue“. Prekär werde es jedoch, wenn diese Kräfte, denen das Grundgesetz die freie Meinungsäußerung garantiere, das Grundgesetz und damit die Demokratie abschaffen wollen. Groß Lafferde müsse ein Zeichen dagegen setzen, dass es nicht für Reichsbürger/„Kaisertreue“ stehe – das sei mit dieser Kundgebung gelungen, weitere Aktionen in dem Sinne seien geplant.

Grundgesetz – „ein Grund zum Feiern“

Währenddessen feiern – nach Schätzung der Rathausverwaltung – mehr als 150 Besucher im Demokratie-Café (Sitzbänke/Tische unter freiem Himmel sowie Zelte) im Groß Ilseder Rathauspark: „Ja, das ist ein Grund zum Feiern“, hebt Besucher Bernd Hofmann aus Groß Lafferde hervor und meint „75 Jahre Grundgesetz“. Kaffee von der Gemeinde und Kuchen/Waffeln von den Landfrauen/der Dorf AG gibt es umsonst, eine Spende für die Grundschulen ist aber möglich. Im Groß Ilseder Rathaus ist bis zum 20. Juni zu den üblichen Öffnungszeiten auf Infotafeln die Wanderausstellung „Mütter des Grundgesetzes“ zu sehen.

Im Demokratie-Café im Groß Ilseder Rathauspark gab es kostenlos Kuchen/Waffeln und Kaffee.  
Im Demokratie-Café im Groß Ilseder Rathauspark gab es kostenlos Kuchen/Waffeln und Kaffee.   © FMN | Harald Meyer

Musikalisch untermalt wird der Nachmittag von der Oberger Gitarrengruppe „Fiss Moll“, die mit einem „Happy Birthday“ von Truck Stop die Rede des Ilseder Bürgermeisters Nils Neuhäuser genannt Holtbrügge einleitet: Der Verwaltungschef hebt hervor, das Grundgesetz sei die „Voraussetzung dafür, dass wir in den Gemeinden Kommunalpolitik betreiben, dass es Kommunalverwaltungen gibt“. Anders als in Deutschland gebe es Länder, in denen die Menschen nicht die Grundrechte wie die Meinungs- und Pressefreiheit hätten.

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